In der visuell überwältigenden 3D-Scope-Dramatisierung der Gipfeltragödie von 1996 wird der Mensch im Angesicht von monumentaler Größe zur leidenden Miniatur. 33 Bergsteiger machten sich am 10. Mai 1996 zu eisigen Höhen auf, acht von ihnen holte der Everest schließlich zu sich. Mehrere Überlebende, darunter Journalist Jon Krakauer, beschrieben die Ereignisse in für Kontroversen sorgenden Sachbüchern. “Everest”, geschrieben von den Qualitätsgaranten William Nicholson und Simon Beaufoy, ist der Versuch einer Annäherung an diverse Perspektiven und Erklärungen mit dem Fokus auf einen tragischen Helden, der die touristische Besteigung des Everest forcierte und dafür selbst den höchsten Preis zahlen musste. 45 Minuten lang verbringt die vierte englischsprachige Inszenierung des Isländers Baltasar Kormakúr (“2 Guns”) mit der Einführung der Figuren und des Schauplatzes, konzentriert sich dabei auf den neuseeländischen Bergführer Rob Hall (Jason Clarke) und zwei seiner zahlenden US-Kunden, die die Persönlichkeitsmerkmale “großmäulig” (Josh Brolins Beck Weathers) und “bescheiden” (John Hawkes’ Doug Hansen) repräsentieren. Hall und Weathers sind die Einzigen, deren familiäres Umfeld grob skizziert wird – undankbare Ehefrauenrollen für Robin Wright und Keira Knightley, die allerdings in der berührendsten und melodramatischsten Szene den Zuschauer unausweichlich ins Tal der Tränen zieht. Die Problematik, bei vielen Figuren am Berg den Überblick zu gewährleisten, wer sich gerade wo und in welchem Zustand befindet, kann auch “Everest” nicht ganz lösen. Trotzdem verfehlt der Film im Kampf der Akteure gegen Lawinen, Wetterumbruch, Erschöpfung und Höhenkrankheit sein dramaturgisches Ziel nicht. Das Leiden der anderen wird zum eigenen, während gleichzeitig der majestätische Soundtrack von Dario Marianelli und die oft perfekte Koalition von Naturaufnahmen und Digitalshots Euphorie generieren. Die visuelle dreidimensionale Wucht des Films ist neben dem menschlichen Drama seine größte Attraktion. Bei einigen atemberaubenden Bildern, die Gletscherspaltenüberquerer aus gewagten Perspektiven, Backgroundpanoramen mit aufsteigenden Kletterern oder das Aufziehen einer Sturmfront zeigen, wünschte man sich, dass der Cutter in den Urlaub ginge, dass solche Momentaufnahmen einmal länger stehen blieben. Doch da hält es der Film mit seinen Figuren. Am Gipfel bleibt man nur kurz, sonst für immer oben. kob.
Darsteller: Jason Clarke (Rob Hall), Josh Brolin (Beck Weathers), John Hawkes (Doug Hansen), Emily Watson (Helen Wilton), Jake Gyllenhaal (Scott Fischer), Martin Henderson (Andy Harold Harris), Michael Kelly (Jon Krakauer), Keira Knightley (Jan Hall), Sam Worthington (Guy Cotter), Ingvar E. Sigurdsson (Anatoli Bukrejew), Elizabeth Debicki (Dr. Mackenzie), Thomas M. Wright (Mike Groom), Naoko Mori (Yasuko Namba), Robin Wright (Peach Weathers)
Produktion: Tim Bevan Produktionsjahr: 2015 Bildformate: 1:2,40/1080p Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Plus Laufzeit: 122 min.
Zustand: Gebraucht
Altersbegrenzung: 12
Hersteller: UNIVERSAL PICTURES INTERNATIONAL ENTERTAINMENT LIMITED
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