Werner Herzog schickt einen drogenumnebelten Nicolas Cage im “Big Easy” auf Mörderhatz – mit einem Mix aus Moral-Mär und Mainstream-Thriller als Ergebnis. Der “Bad Lieutenant” kehrt zurück. In Gestalt von Nicolas Cage diesmal, dessen ewige Trauerkloßmiene mit den Kajal-geschminkten Augen hier zu seiner Rolle passt. Mit Titelheld Harvey Keitel aus Abel Ferraras gleichnamigem Kult-Drama hat Cage als Terence McDonagh außer dem Beruf wenig gemein – Regisseur Werner Herzog besteht sogar darauf, den Schuld-und-Sühne-Klassiker aus dem Jahre 1992 erst gar nicht zu kennen. Der Titel geht vielmehr auf den Wunsch des Produzenten Edward R. Pressman zurück, der die Rechte daran besitzt und ihn kommerziell vielversprechend einschätzt. Eine finanzielle Überlegung war es auch, in New Orleans zu drehen, wohin man kurzfristig von Detroit umzog, nachdem die Stadt der Produktion größtmögliche und großzügige Unterstützung zusagte. Wobei die von Hurrikan Katrina verwüstete Metropole den idealen Schauplatz für diese Reise in die Abgründe menschlicher Seelen abgibt, spiegelt sie doch den Gemütszustand der Protagonisten – ob nun (relativ) gut oder böse – perfekt wider. Überhaupt ist Symbolik angesagt. Was damit beginnt, dass McDonagh ins Wasser springt, um einen Sträfling vor dem Ertrinken zu retten. Das Rückgrat verletzt er sich dabei und fortan ist er ein gebrochener Mann. Den Dienst kann er nur noch mit Schmerzmitteln versehen, harte Drogen folgen bald. Das sind keine idealen Voraussetzungen für den jüngst beförderten Cop, der einen Mehrfachmord an einer afrikanischen Familie aufklären soll, für Herzog jedoch Möglichkeit, den Thriller als einzigen langen Trip zu inszenieren – seine unvermeidlichen Tiere inklusive. Sind die Wasserschlangen, Kaimane und Leguane auf dem Couchtisch real oder Halluzination? Egal. Der “Bad Lieutenant” geht im “Port of Call” ohnehin auf Nummer sicher: “Schieß noch mal auf den Kerl, seine Seele tanzt noch!” Tief in seiner Seele bleibt er aber aufrecht, trotz Crack-Pfeife, die ihm Glück bringt, trotz Club-Kids, denen er zum Eigengebrauch Drogen abnimmt, trotz Dealern, mit denen er gemeinsame Sache macht. Das “protect and serve”, Motto der US-Polizei, nimmt er ernst. Besonders, wenn es um seine Freundin, das Escortgirl Frankie (Idealbesetzung: Eva Mendes), geht. Als die bedroht wird, sieht er rot. Und in diesen Szenen zieht Cage vom Leder. Der somnambule “Ghost Rider” zückt die “8mm” – mit einem (aufgesetzten) Happy End als Folge. Der nervösen, fast undurchdringlichen Schattenwelt setzen Herzog und sein (Haus-)Kameramann Peter Zeitlinger (“Rescue Dawn”) einen dokumentarischen Blick gegenüber. Der Film, durchaus als knallharte Mainstream-Arbeit lesbar, erdet sich immer wieder in der Realität. Im entvölkerten, verwüsteten “Big Easy”, dessen Vororte immer noch in Trümmern liegen, während im Hintergrund schon wieder Hochhäuser funkeln, in denen man längst zum “business as usual” übergegangen ist. Kein Wunder, dass man da einen durchgeknallten Ordnungshüter braucht, der kräftig zupackt und in der Kloake ordentlich aufräumt. geh.
Originaltitel: The Bad Lieutenant – Port of Call: New Orleans Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch Regie: Werner Herzog
Darsteller: Nicolas Cage (Terence McDonagh), Eva Mendes (Frankie Donnenfeld), Val Kilmer (Stevie Pruit), Xzibit (Big Fate), Fairuza Balk (Heidi), Shawn Hatosy (Armand Benoit), Jennifer Coolidge (Genevieve), Tom Bower (Pat McDonagh), Vondie Curtis Hall (Captain James Brasser), Brad Dourif (Ned Schoenholtz), Denzel Whitaker (Daryl), Irma P. Hall (Binnie Rogers), Shea Whigham (Justin), Michael Shannon (Mundt), Joe Nemmers (Larry Moy), J.D. Evermore (Rick Fitzsimon), Tim Bellow (G (Gary Jenkins)), Lucius Baston (Midget), Lauren Swinney (Antoinette), Nick Gomez (Evaristo Chavez)
Produktion: Edward R. Pressman Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2009 Bildformate: 1:1,85/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 117 min.
Kritik: Klingt wie eine Verrücktheit der Filmgötter: Werner Herzog dreht ein Remake von Abel Ferraras Schuld-und-Sühne-Schocker von 1992, in dem Harvey Keitel eine der intensivsten Leistungen seiner Karriere ablieferte. Nicolas Cage übernimmt die Staffel mit einer manischen Performance, während Herzog seinem Star mit der Kamera auf den Fersen ist und mit dokumentarischer Präzision eine Welt einfängt, die das Innenleben der Hauptfigur spiegelt: New Orleans als Geisterstadt, die in die Knie gezwungen wurde, aber nicht aufzugeben bereit ist.
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