Rache ist in F. Gary Grays Thriller ein Gericht, das von Gerard Butler eiskalt wenn nötig auch mit Autobomben und Raketenwerfern serviert wird. Ein Mann sieht rot: Das Motiv vom von Justiz und Polizei im Stich gelassenen, rechtschaffenen Familienmann, der das Gesetz in eigene Hände nehmen muss, um Gerechtigkeit zu erfahren, ist allgegenwärtig in der aktuellen Popkultur. Mit dem schieren Größenwahn von F. Gary Grays ebenso atem- wie uferlosem Rachefeldzug gegen die Vertreter eines scheinbar bankrotten Systems kann es aber keiner der jüngeren Vertreter dieses stets auch etwas fragwürdigen, weil so hemmungslos populistischen Subgenres aufnehmen, kein “Death Sentence”, keine “Fremde in mir”, kein “96 Hours”: Hier werden die wirklich großen Geschütze aufgefahren, mischt sich selbstgerechte moralische Empörung mit einem drastischen Hang zum Sadismus, als hätte Dirty Harry zu viele “Saw”-Filme gesehen: Dass es dem Film ebenso wie seinem Antihelden, dem “Law Abiding Citizen” Clyde Shelton, nicht so sehr um die Ursache, sondern nur die Bestrafung als solche geht, ist auch ein Zugeständnis des simplen Drehbuchs von Kurt Wimmer (“Equilibrium”) an eine neue Brot-und-Spiele-Kultur in Zeiten des Internets 2.0, in der sich öffentlicher Unmut und der Ruf nach Law and Order in Foren in lautstarker Stammtischmanier derb Bahn bricht: Besonnenheit und Nachsicht sind out, Ereifern und persönliche Angriffe sind in. Wer am lautesten ist, hat am meisten recht. “Das Gesetz der Rache” ist sehr laut. Weshalb Normalität gar nicht groß etabliert werden muss: Eine kurze Eingangsszene mit dem liebenden Familienvater Clyde und seiner Tochter, die ihm ein Perlenarmband mit Aufschrift “Daddy” schenkt, muss ausreichen, dann kommen schon die beiden schwarzen Männer und töten, brandschatzen und vergewaltigen. Sie haben kein erkennbares Motiv, aber sie sind ungewaschen, haben fettige Haare, spucken beim Reden und sind Dreckschweine, so dass gleich feststeht: Das Biest muss sterben. Doch das Gesetz ist schwach: Bei der Beweisaufnahme wurden Fehler gemacht Staatsanwalt Nick Rice muss einen Deal machen, um die beiden Täter überhaupt hinter Gitter zu bekommen. Der unbeteiligte Beisteher wird zum Tode verurteilt, der eigentliche Täter kommt mit einem Klaps auf die Finger davon. Damit ist dem Gesetz genüge getan, aber nicht Clyde Shelton: Zehn Jahre feilt der unscheinbare Mann, der sich im Verlauf des Films als ein undercover für Geheimdienste arbeitender Fachmann für unmögliche Tötungsfälle erweist, mit unermesslichen finanziellen Ressourcen an seiner Rache. Dann lässt er den biblischen Hammer niedersausen und bestraft, selbst von der Einzelzelle aus, alle, die mit dem Fall zu tun hatten – in immer absurderen Kriegsszenarien, während Nick ihm und einem vermeintlichen Komplizen auf die Spur kommen muss. Das ist herz- und freudlos und kennt keine Proportion. Aber gerade dieses hemmungslose Ausufern verleiht dem Film den nötigen Hauch von Pulp, um das Publikum nicht demoralisiert aus dem Kino zu treiben: Alles ist hier over the top, von den Actionszenen, die Philadelphia zum Kriegsschauplatz machen, bis zu Jamie Foxx’ überfühliger Performance als D.A., der gefühlsmäßig auf der Seite des Bad Guy steht, aber als Stimme der Vernunft gegen ihn kämpfen muss. Vor allem ist das Szenario aber ein Freibrief für Gerard Butler, den Leonidas aus “300” in die Gegenwart zu verpflanzen und mit Freude an der Zerstörung als genialischer Spartaner die Hölle auf Erden zu entfesseln. Dass die Handlung grotesk ist und sich die Logik spätestens nach der Exposition auf Nimmerwiedersehen verabschiedet, spielt keine Rolle: “Das Gesetz der Rache” hat sich da schon so wichtigtuerisch aufgeblasen, dass das Publikum bis zum Abspann dem applaudiert, den es eigentlich verachten müsste: Fast clever hält der Film dem Zuschauer den Spiegel vor, ein “Funny Game” nach Art eines Michael Bay. ts.
Originaltitel: Law Abiding Citizen Sprache: Deutsch dts 5.1/Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Untertitel: Dt. f. Hörg. Regie: F. Gary Gray
Darsteller: Jamie Foxx (Nick Rice), Gerard Butler (Clyde Shelton), Leslie Bibb (Sarah Lowell), Bruce McGill (Jonas Cantrell), Colm Meaney (Detektiv Dunnigan), Viola Davis (Bürgermeisterin April Henry), Michael Irby (Detective Sean Garza), Regina Hall (Kelly Rice), Gregory Itzin (Gefängniswärter Iger)
Produktion: Gerard Butler Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2009 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1/dts Laufzeit: 105 min.
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