Mit diesem Animationsspektakel begeistert 3D-Pionier Ben Stassen nicht nur auf tricktechnischer Ebene, sondern auch mit einem Helden, der Disneys Nemo locker das Wasser reichen kann. Zwar sind es Hollywood-Filme wie “Avatar” und “Alice im Wunderland”, die das weltweite Boxoffice an 3D-Produktionen anführen, doch eigentlich ist es ein gebürtiger Belgier, der seit mehr als zehn Jahren Pionierarbeit in Sachen Dreidimensionalität leistet: Ben Stassen, ausgebildet an der kalifornischen USC School of Cinema und Television, macht mit seiner Firma nWave nichts anderes als Filme in 3D, eine Technik, die er in etwa für so revolutionär einschätzt wie den Tonfilm, als dieser einst den Stummfilm ablöste. Stassen war es auch, der mit “Fly Me To The Moon” den ersten ausschließlich in 3D gedrehten Animationsfilm produzierte. Jetzt legt er mit “Sammys Abenteuer” ein Werk vor, das nicht nur wegen seines Schauplatzes, er spielt hauptsächlich im Wasser, an Disneys Mega-Blockbuster “Findet Nemo” erinnert. Tatsächlich hat Stassens in den Ozeanen dieser Welt angesiedelte Story auch den liebenswerten, sympathischen und sehr kleinen Protagonisten gemein, nur dass es sich hier nicht um einen Clownfisch, sondern um eine Meeresschildkröte handelt. Diese, Sammy genannt und von Matthias Schweighöfer (“Friendship!”) formidabel gesprochen, hat schon kurz nach der Geburt massive Probleme, überhaupt die kurze Strecke vom Erdloch bis zum Meer zu überwinden. Trotzdem avanciert Sammy schon bald zum Helden, als er die süße Artgenossin Shelly (Grand-Prix-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut verblüfft auch als Synchronsprecherin) aus den Fängen einer gefräßigen Möwe befreit. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den beiden. Sie verlieren sich in den unendlichen Weiten des Ozeans aus den Augen. Und Sammy hat einen Film lang nichts anderes zu tun, als seine Shelly zu suchen. Dabei landet er unter anderem in einer Hippie-Kommune (man schreibt schließlich die wilden 70er), sucht nach einer im Untertitel des Films erwähnten geheimen Passage (vielleicht der Panama-Kanal?), rettet sich auf einen von Öko-Terroristen im Eismeer entsorgten Kühlschrank und befreit seinen besten Kumpel Ray (Axel Stein macht einen richtig guten Job als Charmeur und Schwerenöter) aus einer brenzligen Situation mit einem Schiffscontainer. Zum Schluss darf Sammy Shelly dann überglücklich in seine Flossen schließen. Diese einfach gestrickte Love Story reicht völlig aus, denn den Rest seines Films füllt Stassen mit fantastischen 3D-Effekten, die von einem wunderbar farbenprächtigen Korallenriff mit vielen Höhlen und Felsvorsprüngen über eine Wasserschlange, die sich tief hinein in den Zuschauerraum schlängelt, bis zum Abspann, in dem ein liebevoll animiertes 3D-Bilderbuch die Credits vorstellt, reichen. Bei der Zeichnung der Charaktere wurde ebenfalls nichts dem Zufall überlassen, auch die Nebenfiguren haben Hand und Fuß, wie etwa ein durchtriebener Kater mit französischem Akzent, eine Riesenkrake, die sich in ein Jahrmarktskarussell verwandelt, oder zwei weise Schildkröten, die schwäbisch miteinander schwätzen. Humor und Spannung halten sich also in etwa die Waage, die unvermeidliche Ökobotschaft wird kurz, aber prägnant durch einen Auftritt von Greenpeace-Aktivisten positioniert und der Soundtrack hat genau den richtigen Mix aus nostalgischen (“California Dreaming”) und aktuellen Pop-Nummern (“Touch a New Day”, Lenas Nachfolgesong zu “Satellite”). Weil auch die Dialoge stimmen – etwa Axel Steins Anmachspruch “Euer Mut wird nur von der Summe eurer Schönheit übertroffen” – fällt selbst Schweighöfers Kalauer “Was sollen wir Thunfisch? – Du hast die Walfisch.” nicht negativ ins Gewicht. Fazit: Clownfisch Nemo hat mit Schildkröterich Sammy einen würdigen Nachfolger gefunden. lasso.
Originaltitel: Sammy’s avonturen: De geheime doorgang Sprache: Deutsch DD 5.1 Regie: Ben Stassen Produktion: Gina Gallo Produktionsland: Belgien Produktionsjahr: 2010 Bildformate: 1:1,78/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 81 min.
Kritik: Der belgische 3D-Pionier Ben Stassen, dessen innovative Fertigkeiten bisher vor allem in IMAX-Kinos zu sehen waren, begeistert in seiner zweiten Leinwandproduktion nach “Fly Me to the Moon” nicht nur mit wunderbaren 3D-Effekten in farbenprächtigen Korallenriffen und mit einer sich in den Zuschauerraum schlängelnden Wasserschlange, er erzählt auch eine einfache, ans Herz gehende Love Story und hat mit Schildkröterich Sammy einen sympathischen Helden. “Findet Nemo” hat einen würdigen Nachfolger gefunden.
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