Mit ihrer Dramödie um einen bindungsunfähigen Mann, der sich plötzlich um seinen verwaisten Neffen kümmern muss, weiß Vanessa Jopp vor allem in den emotionalen Momenten zu überzeugen. Romantische Beziehungsspäße mit dramatischem Touch waren in der jüngsten Vergangenheit eine sichere Bank am nationalen Box Office, sofern sie von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer in ihren Doppelfunktionen als Schauspieler und Regisseur stammten. Jetzt möchte sich auch Vanessa Jopp ein Stück am deutschen Kinokomödienkuchen sichern. Denn die Regisseurin, die für ihre nachdenklichen Porträts großstädtischer Jugendlicher (“Vergiss Amerika”, engel + joe”) bekannt war, hat mit “Der fast perfekte Mann” eindeutig das große Publikum im Visier. Sie erzählt die Geschichte eines eigenbrötlerischen Mannes, der sich plötzlich um seinen verwaisten Neffen kümmern muss, schnörkellos, auf leicht verständliche Weise und ohne verwirrende Plotüberraschungen. So kann man sich voll und ganz auf die Schauspieler und ihre Interpretation der Figuren konzentrieren. Während Benno Fürmann als erfolgloser Fernsehmoderator mit Bindungsangst gewohnt souverän agiert, meistert Nachwuchstalent Louis Hofmann, der Tom Sawyer aus Hermine Huntgeburths Neuverfilmungen nach Mark Twain, seinen vielschichtigen Part als Aaron außerordentlich gut. Mal ist er der sanfte Hobbyornithologe, der eine flügellahme Taube gesund pflegt und seine Umwelt am liebsten distanziert durch ein Fernglas beobachtet, mal macht er seinem Schmerz über den Verlust seiner Mutter durch unkontrollierte Gewaltausbrüche Luft, um kurz darauf seinem Onkel, der ihn einmal despektierlich “sein temporäres Problem” nennt, weinend in die Arme zu fallen. Überhaupt versteht es Jopp sehr gut, den Zuschauer zu berühren, emotional zu packen, etwa in der Szene, in der Aaron Abschied von seiner im Koma liegenden Mutter nimmt. Für viel menschliche Wärme sorgt Sympathieträgerin Jördis Triebel, die einmal mehr durch ihr ungekünsteltes, direktes und ehrliches Spiel positiv auffällt. Komisch wird es meist, wenn sich Fürmann mit gebleichten Zähnen und viel zu braunem Make-Up in seiner drittklassigen TV-Show zum Affen macht oder den peinlichen Fragen seines präpubertären Neffen (Was ist eine Abtreibung? Was ist eine vorzeitige Ejakulation?) zu entgehen versucht. Etwas dick aufgetragen kommt das unvermeidliche Happy End daher, bei dem zu enge gelbe Strickpullover eine peinliche Rolle spielen. Letzlich weiß Jopp, wie Dramödie funktioniert. lasso.
Originaltitel: Der fast perfekte Mann Regie: Vanessa Jopp
Darsteller: Benno Fürmann (Ulf), Louis Hofmann (Aaron), Jördis Triebel (Anni), Maria Happel (Doris), Ross Antony (Justin), Harald Schrott (Gustav), Martin Brambach (Norbert Henssler), Florentine Lahme (Nike Guldener), Collien Ulmen Fernandes (Suzie von Plauen), Patrick Berg (Schlangentyp), Thomas Balou Martin (Dr. Darsow), Florian Schmidt-Gahlen (Boris), Shirin Soraya (Karen), Max Herbrechter (Dr. Peters), Sybille Schedwill (Schuldirektorin), Claudia Fritzsche (Margit), Thomas Born (Fleischer), Uwe Bohm (Prof. Reimers)
Produktion: Prof. Nico Hofmann Produktionsland: Deutschland Produktionsjahr: 2013 Laufzeit: 94 min.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.