Mix aus ménage à trois und Road Movie des Litauers Ignas Miskinis, in dem in einer einzigen Großstadtnacht hinter dem Steuer ungewöhnliche Rituale zelebriert werden. Normalerweise finden baltische Produktionen nicht unbedingt den Weg in die deutschen Kinos. In diesem Herbst aber ist dies gleich zwei Filmen gelungen. Nach Alexander Hahns “Midsummer Madness” folgt nun “LowLights”, ein etwas unkonventionelles Road Movie des Litauers Ignas Miskinis, das in einer Nacht in Vilnius spielt. Die Dreiecksgeschichte handelt von einem gut situierten, kinderlosen Ehepaar, das sich schon länger nichts mehr zu sagen hat. Um einem weiteren langweiligen Abend mit seiner Frau Laura (Julia-Maria Köhler) zu entfliehen, entschließt sich der biedere Tadas (Dainius Gavenonis), mit seinem alten Schulfreund Linas (Jonas Antanèlis), den er nach Jahren zufällig wiedergetroffen hat, etwas zu unternehmen. Der schlägt Ungewöhnliches vor: so genanntes Night Driving. Das einzige, was man dazu braucht, ist Tadas’ schnittigen BMW. Und während die beiden Männer ziellos durch die Straßen gleiten, weiht Linas seinen Kumpel in die Rituale der Nacht ein. Das beginnt mit harmlosen Dingen wie mit einer gründlichen Autowäsche oder Tankstellenbesuchen, bei denen nie mehr als zwei Liter getankt werden, setzt sich fort mit dem Klau eines knallgelben Flitzers und endet schließlich mit einem “Reset”. Bei diesem Neustart hält man bei voller Fahrt so lange wie möglich die Luft an und schaltet dabei gleichzeitig die Schweinwerfer aus. Die litauisch-deutsche Koproduktion, die sowohl Elemente von Paul W.S. Andersons “Shopping” als auch Sebastian Schippers “Ein Freund von mir” enthält, lebt von der besonderen nächtlichen Großstadtatmosphäre und von der erotisch aufgeladenen Situation, die Regisseur Miskinis (mit seinem zweiten abendfüllenden Film nach “Diringas”, 2006) dadurch erreicht, dass er Laura auf die beiden Männer treffen lässt. Zusätzlicher Reiz entsteht, weil Tadas nicht zu erkennen gibt, dass sich hinter Laura, die sich jetzt Vita – also das Leben (!) – nennt, seine eigene Frau verbirgt. Erst als Linas der geheimnisvollen Schönen eindeutige Avancen macht, regt sich beim Ehemann die Eifersucht. “LowLights” kommt mit nur sehr wenigen Dialogen aus, passt sich auch in punkto Schnitt (Gesa Marten) dem gemächlichen Erzähltempo an und überzeugt durch sein stilvolles Produktionsdesign (Monika Bauert). Allerdings gelingt es den drei Protagonisten um die deutsche TV-Darstellerin Julia-Maria Köhler nur selten, ihren Figuren Konturen zu verleihen, sie interessant zu machen. So folgt man den immergleichen Szenarien (Fahren, Kaffeepause, fahren, Kiffen, fahren, Autowaschen) relativ unbeteiligt, bis ein Unfall beim Reset-Spiel den Betrachter aus seinen Träumen reißt. Dennoch hätten dem Film mehr Action, mehr Spannung, mehr Sex durchaus gut getan. lasso.
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