Eine elegant ironische Teufelei, ein intensiver Film über die Stille, suggestiv erzählt wie ein fesselnd geschriebener Roman, in dem man sich gern versenkt, intellektuell wie emotional: Roman Polanskis Film ist ein spielerisch spannendes Kinovergnügen. Sinnlich, witzig, mysteriös und mit einer guten Dosis Zwielichtigkeit kommentiert er Okkultismus, Esoterik und andere Übernatürlichkeiten ziemlich originell. Johnny Depp ist eine Art phantastischer Philip Marlowe auf den Spuren eines satanischen Buches, sexuell verfolgt von einem furiosen Weibsteufel (Lena Olin) und erotisch beschützt von einem pfiffigen jungen Mädchen (Emanuelle Seigner). Schon in “Tanz der Vampire” vor gut 30 Jahren hat er das Horror-Genre parodiert, das den Rationalisten Polanski jetzt wieder zu einer selbstironischen Leinwanderzählung inspiriert. Den spanischen Bestsellerroman “Der Club Dumas” von Arturo Perez-Reverte hat er filmisch bearbeitetet und sich dabei vor allem auf die Geschichte von den neun Toren zum Reich der Schatten konzentriert. Dean Corso (Depp) erhält von einem reichen Sammler alter Bücher in Manhattan den Auftrag, die einzigen zwei weiteren Exemplare eines mit teuflischer Mitarbeit entstandenen Buches aus dem 17. Jahrhundert aufzutreiben. Der Autor des Buches war auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden, der New Yorker Sammler Boris Balkan (Frank Langella) besitzt das Exemplar, das den vorherigen Eigentümer in den Suizid getrieben hat. Dessen Witwe (Olin) will es unbedingt zurück haben und drangsaliert Corso deshalb auf heftige Weise. Die Ich-Erzählung des Films setzt den Zuschauer von Anfang an in die Situation des Bücherjägers Corso, der ein bißchen erinnert an Jack Nicholons Gittes in Chinatown, ein Privatdetektiv, der immer wieder in die Irre geführt, in Verlegenheit gebracht, manipuliert und provoziert wird. Der Film hat, trotz aller Leichtigkeit der Inszenierung, etwas Klaustrophobisches. Ganz im Sinne besten Suspense fühlt, man sich an jedem neuen Ort, den der Buchexperte Corso besucht, wohlig unwohl und unheimlich, ob in New York, Toledo, Cintra in Portugal oder Paris. Und überall taucht überraschend und immer gerade im richtigen Moment ein geheimnisvolles Mädchen in Jeans und Sneakers als eine Art Schutzengel auf und verhindert, daß er sich in dem teuflisch hermetischen Labyrinth total verheddert. Wird er die fehlenden zwei Bücher finden und, auf alle drei verteilt, jene neun Illustrationen ermitteln, die angeblich vom Teufel selbst stammen und das Geheimnis des Zugangs zu seinem Reich enthalten? Aus der Finsternis, die einen Geschmack von Asche hinterläßt, tritt am Ende das Licht – und Roman Polanski lacht sich ins Fäustchen. Er und sein Kameramann Darius Khondji spielen virtuos auf dem Klavier der Genres und deren Stereotypen und Klischees, um sie in der extrem sinnlichen Bildästhetik melancholisch bedrohlicher Brauntöne und imposanter Großaufnahmen zu brechen. Wer einen Mainstream-Horror-Schocker erwartet, wird entweder enttäuscht oder angenehm überrascht sein. Das ist auch nie Polanskis Filmstil gewesen, weil er viel subtiler erzählt und die Ambiguität von Geschichten liebt. So dürfte er wieder eine künstlerisch anspruchsvolle, cineastische Zuschauergemeinde finden und ganz sicher noch all jene anlocken, die intelligent unterhalten werden wollen und sich gern eine klassisch spannenden Geschichte erzählen lassen, ohne daß die Spezialeffekte dauernd um die Ecke knallen. Denn auch die sind bei Polanski leise, subtil, unauffällig. fh.
Originaltitel: The Ninth Gate Sprache: Deutsch/Englisch Untertitel: Dt. f. Hörg. Regie: Roman Polanski
Darsteller: Johnny Depp (Dean Corso), Frank Langella (Boris Balkan), Lena Olin (Liana Telfer), Emmanuelle Seigner (Mädchen), Barbara Jefford (Baronin Kessler), Jack Taylor (Victor Fargas), Jose Lopez (Pablo Ceniza / Pedro Ceniza), James Russo (Rodero Bernie), Tony Amoni, Willy Holt, Maria Ducceshi, Jacques Collard
Produktion: Roman Polanski Produktionsland: Frankreich/Spanien Produktionsjahr: 1999 Bildformate: 1:2,35/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 128 min. Features: Deutscher Kinotrailer
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