Das ist die wahrheitsgetreue Sage von richtigen Helden in finsteren Zeiten, dem furchtlosen Drachenbezwinger Siegfried und der göttergleichen Schar der Nibelungen, eine Ode von Heldenmut und Opfertod, ein… Moment mal kurz. Sorry, alles gelogen! Kleine Richtigstellung: das mit unserer großen Volkssage, dem Nibelungenlied nämlich, war ein bisschen anders. Zum Beispiel Siegfried, landläufig bekannt als Siggi. Der tuckerte einst als Findelkind in einem Bastkörbchen den Rhein hinunter, als sich der Fluss noch rot vom Blut der Schlachtenverlierer färbte, und wurde vom sanftmütigen Schmied Mime großgezogen. Schon als Knirps entwickelt er mordsmäßige Kräfte, die, in Kombination mit rastlosem Entdeckerdrang, sein Heimatdorf wiederholt in die Verzweiflung treiben. Was er auch antippt geht zu Bruch, und das mitten in der tiefsten Rezession. Wie also kann man den Katastrophikus außer Landes komplimentieren? Da kommt es den Anrainern zu Pass, dass der treudoofe Simpel sich in der nächsten Waldeslust in ein holdes Weib mit dem süßen Namen Kriemhild verguckt. Er ist hingerissen, sie ist angewidert – der Beginn einer großen, wenn auch einseitigen Liebe. Siggi bricht auf, um ihr den Hof zu machen und die glücklichen Nachbarn streichen den juvenilen Chaoten aus den Dorfannalen. Gefolgt von seinem einzigen Kameraden, einem Schwein mit Hang zur vorlauten Prosa, kommt er an Kriemhilds Burg und löst einen, sagen wir mal, Rapunzel-Zwischenfall aus, der den gesamten rheinischen Hochadel auf den Plan ruft. Und damit eine deftige Packung tückischer Intrigen, um die aufdringliche Knalltüte loszuwerden. Die deutsche Kino-Comedy hat endlich wieder das Gardemaß erreicht, auf das man so lange gehofft hat. Bully und Sven Unterwaldt sei Dank. Wer könnte also geeigneter sein, deutsche Mythen zum durchgeknallten Leben zu erwecken, als der Zwerge-Mastermind, der nach seinem Mega-Kracher erst so richtig loslegt. Zumal die Nibelungen in Zeiten respektloser “Shrek”-Parodien ein schier unerschöpfliches Potenzial an zackigen Gags aufweisen. Und ein Team wie Unterwaldt und Idealbesetzung Tom Gerhardt, der schon als “Germanikus” in teutonischen Wäldern hauste, lassen sich davon ganz sicher keinen einzigen entgehen.
Originaltitel: Siegfried Sprache: Deutsch dts/Deutsch DD 5.1 Untertitel: Dt. f. Hörg. Regie: Sven Unterwaldt
Darsteller: Tom Gerhardt (Siegfried), Volker Büdts (Hagen), Dorkas Kiefer (Kriemhild), Axel Neumann (Alberich), Jan Sosniok (Gunther), Daniela Wutte (Anita), Michael Brandner (Mime), Mirco Nontschew (Auftragskiller Giuseppe), Markus Maria Profitlich (Fleischer), Diana Frank (Karin), Mirja Boes (Gabi), Janine Kunze (Uschi)
Produktion: Herman Weigel Produktionsland: Deutschland Produktionsjahr: 2005 Bildformate: 1:2,35/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1/dts Laufzeit: 85 min.
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