Bitterböse Komödie nach dem Erfolgstheaterstück von Lutz Hübner, in der ein Elternabend aus dem Ruder läuft Ob man will oder nicht, man muss gleich an “Der Gott des Gemetzels” denken, wenn man “Frau Müller muss weg” sieht. Wie in Roman Polanskis schwarzer Komödie ist auch hier die Handlung auf einen Schauplatz verdichtet, auch hier kämpfen Eltern zunächst um das Wohl ihrer Kinder, um es schließlich zum offenen Schlagabtausch über Weltanschauungen, Selbstbetrug, unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte und verpasste Chancen der Erwachsenen kommen zu lassen. Gerecht wird man dem neuen Film von Sönke Wortmann mit dem Vergleich nicht. Er ist keine Kopie. In vielerlei Hinsicht ist er noch konsequenter, weniger überzogen. Und er verhandelt mit gesenkter Deckung sehr intelligent und witzig explizit deutsche Themen wie Schulsystem, Erfolgsdruck und Ost-West-Gefälle. Die Verfilmung des immer noch erfolgreich in ganz Deutschland gezeigten Theaterstücks von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, das Wortmann selbst 2012 am Berliner GRIPS Theater zur Aufführung brachte, ist eher ein auf den Kopf gestellter “Breakfast Club”, jener kultisch verehrte Film von John Hughes aus dem Jahr 1985, in dem fünf grundverschiedene Schüler in ihrer Highschool nachsitzen müssen. Hier sind es jetzt fünf Eltern, die sich zu einem außerordentlichen Elternabend in einer Dresdner Grundschule zusammenfinden: Weil sie Angst um die Versetzung ihrer Kinder ins Gymnasium haben, wollen sie der ihrer Ansicht nach überforderten Klassenlehrerin Frau Müller das Vertrauen entziehen. Die reagiert ganz anders als erwartet: Bevor sie aus dem Klassenzimmer stürmt, schenkt sie den Eltern in einem vehementen Ausbruch reinen Wein ein und konfrontiert sie damit, was sie wirklich von den lieben Kleinen hält. Im Klassenzimmer zurückgelassen und auf sich allein gestellt, entbrennt zwischen den Eltern ein erhitzter Streit, bei dem sich Ressentiments und Vorbehalte immer explosiver Bahn brechen. Sehr klug war die Entscheidung, die Enge des Raums zu nutzen, um den Druck bis zur verblüffenden und bösartigen Auflösung der Geschichte immer mehr zu erhöhen: Nie verlässt der Film die Schule, nie schneidet er zu der Lehrerin. Der Fokus liegt auf dem Eltern. Und die fünf Hauptdarsteller – Anke Engelke, Justus von Dohnanyi, Alwara Höfels, Ken Duken, Mina Tander – nehmen das Geschenk ihres Regisseurs dankend an und laufen zu Höchstform auf. So entsteht einen Film, der einen unmittelbar angeht, der ein Höchstmaß an Identifikation bietet und brisanten Gesprächsstoff noch dazu. Ein großes Publikum ist ihm zu wünschen, es ist eine der besten Arbeiten in der Karriere Wortmanns. ts.
Originaltitel: Frau Müller muss weg! Sprache: Deutsch DD 5.1/Deutsch DD 2.0/Dt. f. Sehg. Untertitel: Englisch/Dt. f. Hörg. Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide (Frau Müller), Justus von Dohnányi (Wolf Heider), Anke Engelke (Jessica Höfel), Ken Duken (Patrick Jeskow), Mina Tander (Marina Jeskow), Alwara Höfels (Katja Grabowski), Rainer Galke (Hausmeister), Juergen Maurer (Hape Höfel), Dagmar Sachse (Heidrun Heider)
Produktion: Tom Spieß Produktionsjahr: 2014 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 84 min.
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