Um die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, kämpft die erneut höchst überzeugende Hilary Swank in Tony Goldwyns packendem Justizthriller nach wahren Ereignissen. Die Parallelen mit “Erin Brockovich” stechen ins Auge: Die tapfere Frau aus der Unterschicht, die es mit dem System aufnimmt – und gewinnt. “Betty Anne Waters” heißt sie hier, wie der Filmvon Tony Goldwyn, dessen US-Originaltitel “Conviction” verrät, worum es geht: Um eine Schuldigsprechung, eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Zu der wird Kenny (Sam Rockwell) verurteilt, wegen eines Mordes den er begangen haben soll. Zweifelhafte Indizien, zusammen getragen von einer verhärmten Kleinstadtpolizistin (bissig: Melissa Leo), haben ihn hinter Gittern gebracht, alle Revisionsverfahren sind gescheitert, eine Begnadigung ist ausgeschlossen. Doch Betty Anne, allein erziehende Mutter zweier Kinder, ist felsenfest von der Unschuld ihres Bruders überzeugt. Sie holt ihren Schulabschluss nach und beginnt ein Jurastudium. Da ihr niemand helfen will, hilft sie sich selbst. Im Kern ist dieser Film eine One-Woman-Show, in der die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank sich erneut als schauspielerisches”Million Dollar Baby” beweist. Als furchtlose White-Trash-Heldin schürzt sie die Lippen, krempelt die Ärmel hoch und bewegt sich bald im verzwickten amerikanischen Justizsystem genauso sicher und selbstbewusst wie in jenen Redneck-Bars, in denen sie sich als taffe Kellnerin ihre Dollars verdient. Auf einem wahren Fall, der sich in den Achtzigerjahren in Ayer, Massachusetts, ereignet hat, basiert dieses Drama, das Pamela Gray (“Music of the Heart”) zu einem schlüssigen Drehbuch inspiriert hat. Goldwyns (“Männerzirkus”) handwerklich saubere Adaption folgt dabei nicht den Regeln klassischer Gerichtsthriller im Fahrwasser John Grishams, sondern interessiert sich mehr für die persönlichen und emotionalen Aspekte der Story. Was passiert mit jemandem, der sein ganzes Leben nur auf ein Ziel ausrichtet? Wie reagieren Umwelt, Freunde und Familie? Wie kommt der Inhaftierte mit seinem Schicksal klar? In drei geschickt verwobenen Erzählebenen entspinnt sich der Plot: Die Tat selbst, die je nach Perspektive Kenny zum Täter oder zum Opfer macht, die schwierige, von Gewalt geprägte Kindheit von Kenny und Betty die immer schon bedingungslos zueinander gehalten haben, und Bettys unermüdlicher Kampf um Gerechtigkeit. Letztgenannte Hauptebene ist die Achillesferse des Films – bedingt durch die Tatsache, dass hier Akten gewälzt und juristische Schritte erläutert werden müssen und so einen echten Spannungsbogen gar nicht zulassen. Diese kleine juristische “Bremse” macht jedoch das sorgsam zusammen gestellte, überzeugend agierende Ensemble mehr als wett. Die sympathische Minnie Driver als weltgewandte (Upper Class-)Freundin Bettys, eine “spätberufende” Juristin wie sie, die ideal besetzte Juliette Lewis als bösartige, alkoholabhängige Trailer-Schlampe, die letztendlich entscheidend zur Wahrheitsfindung beiträgt, und natürlich Sam Rockwell als aufbrausender Raufbold, der mal verständnis- und liebevoller Onkel und dann hassenswerter Rassist ist. Ein Film, der einen wieder an Gerechtigkeit glauben lässt, aber auch zeigt, dass man um sie kämpfen muss. geh.
Darsteller: Hilary Swank (Betty Anne Waters), Sam Rockwell (Kenny Waters), Minnie Driver (Abra Rice), Melissa Leo (Nancy Taylor), Peter Gallagher (Barry Scheck), Clea DuVall (Brenda Marsh), Juliette Lewis (Roseanna Perry), Ari Graynor (Mandy Marsh), Loren Dean (Rick), Conor Donovan (Richard), Owen Campbell (Ben), Tobias Campbell (Junger Kenny), Bailee Madison (Betty Anne, jung), Karen Young (Elizabeth Waters), Talia Balsam (Staatsanwältin), John Pyper-Ferguson (Aidan), Gordon Michaels (Lieutenant Daniels)
Produktion: Tony Goldwyn Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2010 Bildformate: 1:1,85/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 107 min.
Kritik: Nach einem wahren Fall inszenierte Tony Goldwyn seinen konventionellen, aber packenden Justizthriller, in dem er versiert alle nötigen Knöpfe drückt, als nahen, etwas selbstgerechten Verwandten von “Erin Brockovich”. In beiden Filmen geht es um den Kampf David gegen Goliath, in beiden Filmen dürfen die Hauptdarstellerinnen in starken Rollen über sich hinauswachsen: Hilary Swank überzeugt als halsstarrige Frau aus einfachen Verhältnissen, die sich durch nichts und niemanden von ihrer Überzeugung abbringen lässt.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.