Fast zeitgleich mit der Wiederveröffentlichung des Horrorklassikers “Der Exorzist” kommt der ähnlich thematisierte Okkultthriller “Lost Souls” in die US-Kinos, das mehrfach geschobene Regiedebüt des zweifach Oscar-prämierten Kameramannes Janusz Kaminski (“Schindlers Liste”, “Der Soldat James Ryan”), der den ewigen Kampf von Gut gegen Böse in ausgefallene visuelle Sphären hebt, dem Thema inhaltlich aber ähnlich wenig Neues abzugewinnen weiß wie zuletzt “Die neun Pforten” und “Die Prophezeiung”. Das Drehbuch von Newcomer Pierce Gardener verneigt sich respektvoll vor den Genremeilensteinen “Der Exorzist”, “Rosemaries Baby” und “Das Omen” und versucht, die klassische Story um die bevorstehende Erdinkarnation des Höllenfürsten in einen zeitgemäßen Kontext zu setzen, indem die gesellschaftliche Faszination mit Serienkillern und allgemeine Gottlosigkeit einer übersatten Gesellschaft zu zentralen Themen gemacht werden. Doch diese interessanten Motive werden schnell ersetzt von altbekannten, erprobten Elementen wie dämonische Besessenheit, Exorzismus und spirituelle Identitätsfindung – in diesem Fall von Hauptdarsteller Ben Chaplin (“Lügen haben lange Beine”). Er spielt den gefeierten “True Crime”-Autoren Peter Kelson, der von der Assistenz-Teufelsaustreiberin Maya Larkin (Winona Ryder in einer Rolle, die ursprünglich für Produzentin Meg Ryan vorgesehen war) als der kommende Antichrist ausgemacht wird. Doch bevor seine Verwandlung an seinem 33. Geburtstag stattfindet, ist seine Seele noch nicht verloren. Und Maya hofft, ihn retten zu können. Viel Zeit wird darauf verwandt, wie die ehemals ebenfalls besessene Maya versucht, den in jeder Hinsicht ungläubigen Kelson von der höllischen Verschwürung gegen ihn zu überzeugen. Problematisch für jeglichen aufkeimenden Suspense ist, dass direkt nach den Eröffnungstiteln mit der Einblendung einer biblischen Prophezeiung eine entscheidende Handlungswendung vorweg genommen und damit verschenkt wird. Doch wenn auch in punkto Storykonstruktion und Originalität keine Oscars eingestrichen werden sollten, so beweist Steven Spielbergs Kameramann Kaminski doch einmal mehr sein ausgezeichnetes Auge für außergewöhnliche und effektive Kompositionen und verleiht seinem kunstvoll unterbelichteten Film, mit innovativen Kamerawinkeln und -fahrten das passende albtraumhafte Ambiente. Ein stets wiederkehrendes Motiv ist die sich reflektierende Ambivalenz von Gut und Böse, wobei beispielsweise das Wasserelement nicht die Reinheit der Taufe heraufbeschwört, sondern als bedrohliche Satanstraufe eingesetzt wird. Sämtliche Locations vom heruntergekommenen Sanatorium über bedrohlich wirkende Kirchengebäude zum regentriefenden New York werden mit dunkel-düsterem Flair in Szene gesetzt. Wer hier an “Sieben” denkt, liegt richtig: Mit einem abrupten Ende im Stil des David Fincher Films wird ein finaler Deproschlag ausgeteilt, der so manchen Kinobesucher nachhaltig verstören wird. ara.
Originaltitel: Lost Souls Sprache: Deutsch/Englisch Untertitel: Deutsch/Englisch Regie: Janusz Kaminski
Darsteller: Winona Ryder (Maya Larkin), Ben Chaplin (Peter Kelson), Sarah Wynter (Claire Van Owen), Philip Baker Hall (Father James), John Hurt (Father Lareaux), Elias Koteas (John Townsend), Brian Reddy (Father Frank), John Beasley (Mike Smythe), John Diehl (Henry Birdson), Victor Slezak (Father Thomas), Brad Greenquist (George Viznik), W. Earl Brown (William Kelson)
Produktion: Nina R. Sadowsky Produktionsland: USA Produktionsjahr: 1999 Bildformate: 1:2,35/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1/dts Laufzeit: 94 min. Features: Trailer, Filmografie, Audiokommentar, Deleted Scenes
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