Magisches Filmmärchen nach Yann Martels Bestseller um einen Schiffbrüchigen, der auf einem Rettungsboot überlebt – zusammen mit einem Tiger. Eine Welt voller Wunder, wundersamer Ereignisse und wunderbarer Dinge entwirft Yann Martel in seinem 2001 erschienenen Bestseller “Schiffbruch mit Tiger”, eine packende Überlebensgeschichte, in der ein Schiffbrüchiger mit einem Königstiger als einzigem Reisebegleiter in einem Rettungsboot monatelang über den Ozean treibt. Einer jener Romane ist das, denen lange das Attribut “unverfilmbar” anhaftete und an dem sich immerhin so namhafte Filmemacher wie M. Night Shyamalan und Alfonso Cuaron die Zähne ausgebissen haben. Dass es nun dem Regisseur gelungen ist, der in “Tiger & Dragon” die Schwerkraft außer Kraft setzte, seinen “Hulk” wie einen Flumiball durch die Wüste hüpfen und das Konzertspektakel von Woodstock wie eine große Welle schwappen ließ, ist nicht so verblüffend. Wie meisterhaft Ang Lee die Märchenszenarien aber in Farben und Formen, die man noch nie so gesehen hat, zu Leben erweckt und wie sehr er auf die Möglichkeiten des dreidimensionalen Raumes setzt, um seinen Freiflug der Fantasie funktionieren zu lassen, verschlägt einem dann doch immer wieder den Atem. Zwei Dimensionen sind einfach zu wenig für den Bilderzauber, den der Taiwanese ausbreitet: Einen erschütternden Schiffsuntergang bei hohem Wellengang und peitschendem Regen erlebt man mit, als wäre man vor Ort mit dabei, ein Schwarm fliegender Fische prasselt durchs Bild wie ein Wolkenbruch, ein mit Plankton und Schnecken bewachsener Buckelwal erhebt sich aus dem Wasser, eine eigentümliche Insel, die ausschließlich von Erdmännchen bevölkert ist, erhebt sich funkelnd und in Neonfarben strahlend aus dem Nichts. Und dann ist da noch der Überlebende Pi, der mit dem Tiger Richard Parker übers Meer schuckelt. Alles völlig unglaublich, aber doch mit der richtigen Balance aus magischem Realismus und sachlicher Nüchternheit realisiert, dass man nie anzweifelt, dass das Gesehene nicht wahr und wahrhaftig sein könnte. Man glaubt. Und das ist in diesem Falle entscheidend. Denn dass es um die Macht des Glaubens gehen wird, daran lässt schon die Rahmenhandlung keinen Zweifel, in der ein junger Schriftsteller den mittlerweile erwachsenen Pi in Kanada aufsucht, weil man ihm erzählt hat, der Inder habe eine Geschichte parat, die einen den Glauben an Gott finden lasse. Dass Pi zur Ausschmückung und Übertreibung neigt, zeigen gleich die ersten Szenen, in denen er von seiner Kindheit und Verwandtschaft in Indien berichtet, vom Zoo seiner Eltern, wie er zu seinem ungewöhnlichen Namen kam, wie es ihm gelang, gleichzeitig Christ, Moslem und Hindu zu sein. Kritiker in den USA kreideten “Life of Pi” an, er spiele nicht mit offenen Karten und ziehe seinem Publikum mit einer unvorhergesehenen Volte den Boden unter den Füßen weg. Dabei ist schon in den genannten ersten Szenen angelegt, dass es sich bei der Hauptfigur um einen unzuverlässigen Erzähler handelt: Dass man ihm trotz aller Unwahrscheinlichkeiten dennoch bereitwillig folgt, ist Dreh- und Angelpunkt des Films, der ohne Stars auskommt, weil sein Star die perfekte Illusion ist. Und das muss man mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben. ts.
Originaltitel: Life of Pi Sprache: Deutsch dts 5.1/Englisch dts HD 7.1 MA Untertitel: Deutsch/Engl. f. Hörg. Regie: Ang Lee
Darsteller: Suraj Sharama (Pi Patel, 17 Jahre), Irrfan Khan (Pi Patel), Tabu (Gita Patel), Rafe Spall (der Schriftsteller), Gérard Depardieu (Koch), Adil Hussain (Santosh Patel), Ayush Tandon (Pi, jung), Gautam Belur (Pi Patel, 5 Jahre), Ayann Khan (Ravi Patel, 7 Jahre), Mohd Abbas Khaleeli (Ravi Patel, 13 Jahre), Vibish Sivakumar (Ravi Patel, 18 Jahre), James Saito (Beamter), Jun Naito (Beamter), Andrea Di Stefano (Priester), Shravanthi Sainath (Anandi), Elie Alouf (Mamaji), Padmini Ramachandran (Tanzlehrer), Tim Karthik (Wissenschaftler), Amarendran Ramanan (indischer Geschichtslehrer), Bo-Chieh Wang (Buddhist), Hari Mina Bala (Bibliothekar), Jian-wei Huang (Seemann), Ravi Natesan (Selvam)
Produktion: Gil Netter Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2012 Bildformate: 1:1,85/1080p Mehrkanalton: dts Laufzeit: 127 min.
Kritik: Märchenhafte Bilder, die die Möglichkeiten des 3D perfekt nutzen, findet Ang Lee (“Tiger & Dragon”) für seine Adaption des Bestsellers von Yann Martel. Überlebenskampf, Glaube, Menschlichkeit und die Inspiration eines Schriftstellers sind die unterschiedlichen Themen, die der Regisseur hier packend, wundersam und bisweilen auch komisch erzählt und dabei neue Maßstäbe in der Technik setzt. Ein weltweiter Kinohit, für den sich Lee bei den Oscars seinen zweiten Academy Award verdiente.
Filmpreise: Name: Video Download Award Jahr: 2013 Kategorie: 100.000 bezahlte Downloads in 100 Tagen
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