Nach ihrem Überraschungshit “Knocking On Heaven’s Door”, der 1997 mit mehr als 3,5 Millionen Besuchern zum erfolgreichsten Film des Jahres avancierte, präsentieren Regisseur Thomas Jahn und Til Schweiger, diesmal hinter der Kamera, ihre zweite Zusammenarbeit. Dabei erweist sich “Auf Herz und Nieren” als etwas kruder Genre-Mix aus Krimi-Komödie, Gangster-Klamotte und Splatter Movie, der vorwiegend vom ausgezeichneten Spiel der Hauptdarsteller getragen wird. Allerdings dürfte das mit zahlreichen Nebenfiguren und Seitenhandlungen überfrachtete Drehbuch einem ähnlich gigantischen Erfolg wie bei “Knockin'” im Wege stehen. Während Franka Potente mit “Die Bourne Identität” gerade einen internationalen Erfolg verbuchen konnte, hat ihr Kollege Til Schweiger doch überraschend mehr Probleme, in Hollywood zu reüssieren. Seine Kontakte in die Traumfabrik ermöglichten es ihm allerdings, “Auf Herz und Nieren”, eine Produktion seiner Firma Mr. Brown Entertainment, darstellerisch aufzuwerten. So konnte der “bewegte Mann” nicht nur den in den USA arbeitenden Deutschen und Parade-Bösewicht Udo Kier, sondern auch die amerikanische Schauspiellegende Burt Reynolds, den Schweiger am Set des Rennfahrer-Flops “Driven” kennen lernte, für prägnante Nebenrollen gewinnen. Der 66-jährige Reynolds, dem man den an seinem Körper betriebenen Raubbau merklich ansieht, spielt in Thomas Jahns zum Teil höchst makabrer Krimikomödie den Ober-Gangster Banko, dem die vier Jugendfreunde Rico (Steffen Wink), Dave (Niels Bruno Schmidt), Sigi (Martin Glade) und Glotze (Thierry van Werveke) wegen eines vermasselten Coups eine Million Mark schulden. Da sie weder die Kohle noch Lust darauf haben, von miesgelaunten Kriminellen gelyncht zu werden, müssen sie sich was einfallen lassen. Um die Summe aufzutreiben, entscheiden sie sich schließlich, einem Organhändlerring unter Leitung des Arztes “Doc” (Kier) die Innereien des knackigen, kerngesunden und passenderweise illegal in Deutschland lebenden Inders Shalaman (Xavier Naidoo) zu verkaufen. Doch um das Ding wirklich konsequent durchzuziehen, braucht es härtere Kerle als die vier Dauerloser… Ein grandios aufspielendes Darsteller-Quartett, aus dem vor allem “Knockin'”-Veteran Thierry van Werveke als naiv-knuddeliger Boxer mit dem fiesen Kosenamen Glotze hervorragt, kann vor allem in den ersten zwei Dritteln des Films verhindern, dass die Ungereimtheiten des Drehbuchs stärker zu Tage gefördert werden. Ist “Auf Herz und Nieren” anfangs noch das witzige Porträt von vier Verlierertypen, befindet man sich gegen Ende des Films plötzlich in einem B-Movie, das wie eine Mischung aus einer “Frankenstein”-Hommage und Roger-Corman-Produktionen daherkommt. In dieser Phase machen vor allem Udo Kier, der per Kehlkopf-Sprechgerät redet und kurioserweise dabei mal die Lippen dazu bewegt und mal nicht, und Box-Profi Axel Schulz als tumber Bodyguard, der im Ring weitaus besser aufgehoben war, ein unglückliche Figur. Obwohl Produzent Schweiger und Regisseur Jahn im Schnitt gemeinsam versuchten, dem Plot so etwas wie eine Struktur zu verpassen, wirkt “Auf Herz und Nieren” nicht nur auf Genre-Ebene, sondern auch stilistisch – hektische Jump Cuts, Reißschwenks, körnige Schwarz-weiß-Bilder oder gebleichte Farben lassen keine Linie erkennen – wie ein Sammelsurium von Einzelteilen, die keine Bindung zueinander haben. So erinnert dieser Grusel-Thriller-Buddy-Movie-Spaß doch mehr an Jahns “Kai Rabe gegen die Vatikankiller” als an “Knockin’ On Heaven’s Door”. lasso.
Originaltitel: Auf Herz und Nieren Sprache: Deutsch Untertitel: Deutsch/Englisch Regie: Thomas Jahn
Darsteller: Steffen Wink (Rico), Niels Bruno Schmidt (Dave), Martin Glade (Sigi), Thierry van Werveke (Glotze), Udo Kier (Doc), Jochen Nickel (Fialka), Burt Reynolds (Banko), Huub Stapel (Nemeth), Xavier Naidoo (Shalaman), Axel Schulz (Hanuszka), Mavie Hörbiger (Nicole), Mark Kuhn (Kaposi), Volker Lechtenbrink (Pierrot), Samuel Finzi (Dr. Korda), Gode Benedix (Pirok), Oscar Ortega Sánchez (Lopez), Markus Knüfken (Sicherheitsbeamter)
Produktion: Til Schweiger Produktionsland: Deutschland/Schweiz Produktionsjahr: 2001 Bildformate: 1:2,35/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 94 min. Features: Kommentar von Til Schweiger und Thomas Jahn, Kommentar der Darsteller, Interviews, Drehtagebuch, erweiterte Szenen mit Kommentaren des Regisseurs, nicht verwendete Szenen mit Kommentar des Regisseurs, Making of, Musikvideo von X. Naidoo
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