Raffiniert erzählte Geschichte eines Superhelden-Darstellers, der ein Raymond-Carver-Stück am Broadway inszenieren will. Zwischen Tragödie, Künstlerdrama, beißender Satire und schwarzer Komödie pendelt der neue Film des renommierten mexikanischen Filmemachers Alejandro González Iñárritu. Sein “Birdman” ist auch Milieustudie des Theaters und Films und (über)zeichnet das psychologische Profil eines Künstlers. Er heißt Riggan Thomson und war ehemals als “Birdman” im Kino erfolgreich. Batman-Darsteller Michael Keaton spielt ihn. Das ist nur einer der zahlreichen Bezüge zwischen Fiktion und Realität, von denen der Film lebt und die er virtuos verwebt. Riggan bereitet die Premiere einer Raymond-Carver-Adaption am Broadway vor, mit der er als Künstler reüssieren und etwas von Wert schaffen will. Etliche Hindernisse stellen sich ihm in den Weg. Die Kosten – er will sein Haus pfänden – gehören noch zu den kleinsten. Der neue Hauptdarsteller (Edward Norton) hat ein größeres Ego als Riggan selbst und nimmt es mit dem Method Acting all zu ernst, die Ex-Frau (Amy Ryan) und Geliebte (Andrea Riseborough), eine seiner Darstellerinnen, nerven. Seine von ihm für seine Karriere vernachlässigte Tochter kämpft mit ihrer Drogensucht und lebt im Web, eine Kritikerin will ihn zerstören. Und zu allem Überfluss sitzt ihm sein Birdman-alter-ego im Nacken und wiegelt ihn mit radikalen Ratschlägen auf. Faszinierend und unglaublich elegant inszeniert sind die nahtlosen Übergänge, von der Probe zur Aufführung, von der Fiktion des Stücks zur Realität der Spielenden, die auch nur eine Realität in Anführungsstrichen ist, macht sich doch jede/r etwas vor. Kameramann Emmanuel Lubezki gelingen nicht nur hier auf der Bühne, in den Gängen, Umkleideräumen des Theaters fließende Kamerafahrten und starke Bilder, sondern auch vom Neon-beleuchteten belebten New York. Die Streitgespräche aus “What We Talk About When We Talk About Love”, so der Titel der Carver-Story, werden in Konfrontationen und Beziehungsscharmützeln der Schauspieler untereinander weitergeführt, Theatereffekte und Superhelden-VFX brechen die reale Handlung. Eine genaue Grenze zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion lässt sich nicht immer ziehen, was wohl auch dem Wunsch des Regisseurs entspricht. Ein ungewöhnlicher Score, moderne Schlagzeug-Stücke – manchmal ist der Schlagzeuger als Verfremdungseffekt im Bild – aber auch hochdramatische, einschlägige Filmmusik ist dem Film unterlegt, der nicht nur fasziniert, sondern auch oft mit schrägen Einfällen überrascht. Die Bandbreite im Ton variiert von verbissen, verzweifelt, zu staubtrockenen Humor bis hin zum Slapstick (etwa ein von zahllosen Handykameras dokumentierter Flitzerauftritt von Riggan vor dem Theater). Dass “Birdman” trotz fast durchgehender Dialoge fesselt, liegt auch am hervorragenden Ensemble, angeführt von Keaton, der eine beeindruckende, nuancenreiche Performance abliefert. U.a. auch Norton und Watson überzeugen, besonders in den gemeinsamen wunderbaren Szenen auf dem Dach des Theaters. Es war klar, dass es vom Macher von “Amores Perros” und “Babel” keine simple Komödie geben würde, “Birdman” ist ein schräger Vogel. hai.
Darsteller: Michael Keaton (Riggan Thomson), Zach Galifianakis (Jake), Edward Norton (Mike Shiner), Andrea Riseborough (Laura), Amy Ryan (Sylvia), Emma Stone (Sam), Naomi Watts (Lesley), Lindsay Duncans (Tabitha), Merritt Wever (Annie), Jeremy Shamos (Ralph), Jamahl Garrison-Lowe (Daniel), Bill Camp (Crazy Man), Damian Young (Gabriel)
Produktion: Alejandro González Iñárritu Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2014 Bildformate: 1:1,85/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 115 min.
Filmpreise: Name: César-Verleihung Jahr: 2016 Kategorie: Bester ausländischer Film
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