Coming-out anders rum – ein Nobelcoiffeur verliebt sich in Marco Kreuzpaintners schwungvoller, lustvoll mit Klischees spielender RomCom in eine Kiezfriseuse. Ein Coming-out gab’s schon 2004 bei Marco Kreuzpaintners reflektierter Coming-of-Age-Komödie “Sommersturm”, nun variiert er bei “Coming in” das Thema. Erwachsener sind diesmal seine Protagonisten, etabliert und im Leben angekommen. Wesentlich schriller und leichter ist nun der Ton, wobei der Film jedoch nie zum puren Klamauk verkommt und die Figuren durchaus der Realität verpflichtet sind. Als klassische RomCom mit anderen Vorzeichen muss man diesen Gute-Laune-Spaß lesen, der um Liebe, Freiheit und Selbstfindung kreist und im (Szene-)Berlin trefflich verortet ist. Tom Herzner (Kostja Ullmann) ist der angesagte Coiffeur der Hauptstadt. Seinen Haartempel in Mitte – elektrisch Schneiden ist hier verpönt – frequentiert die Prominenz, dass keine Frauen Platz nehmen, dafür sorgt resolut Geschäftsführerin Berta (frostig gut: Katja Riemann) – notfalls mit dem Hinweis darauf, dass sie nur in diesem Männerhort arbeiten darf, weil ihre “Titten nicht echt sind”. Nach einem erfolgreich eingeführten Herrenshampoo soll eine Linie für die Damen folgen, ein Problem für Tom, dem Liebling der Schwulenszene, der mit dem schwachen Geschlecht so gar keine Erfahrung besitzt. So landet er zu Feldforschungszwecken im “Bel Hair”, dem Neuköllner Kiezsalon von Heidi (Aylin Tezel), die ihn gleich mal eine dicken Kuss auf die Lippen drückt, was ihn mehr als nur verdattert. Romeo und Julia, Heten und Homos, High Society und hemdsärmelige Prölls – vom heftigen Aufeinanderprall verschiedener (Werte-)Welten erzählt Kreuzpaintner mit gutem Auge für Charaktere und Lokalkolorit. Coming-out mal anders. Vorurteile und Rollenmuster werden hinterfragt, lustvoll wird mit Klischees und Stereotypen gespielt, dabei jedoch niemand der Lächerlichkeit preisgegeben. Tom muss sich seiner neuen Umgebung anpassen, mit Hape-Kerkeling-Perücke, T-Shirt, das ihn als Union-Berlin-Fan ausweist, und neuem Namen: Horst, “ausgerechnet Horst”. Die Freunde – darunter Lover Robert (Ken Duken), Chauffeur Bassam (Denis Moschitto) und Salvatore (extra-tuckig: August Zirner), Herausgeber eines schwulen Stadtmagazins, sind ob Toms “Verwirrung” entsetzt – “Frauen sind rechthaberisch, beherrschend und halten dir die Nase zu, wenn du schnarchst!” -, Heidis Umfeld kann mit den geschniegelten Tunten nichts anfangen. Doch Tom hat sein Herz längst verloren, was Berta sofort erkennt: “Was ist los mit dir? Du gehst so breitbeinig.” “I Kissed a Girl” singt Katy Perry auf dem sorgsam zusammengestellten Ohrwurm-Soundtrack, verführerisch glitzern Daniel Gottschalks Großstadtbilder, während Tom mit der gestylten Heidi auf dem Sozius durch die nächtlichen Straßen braust. Herz reimt sich ganz ungeniert auf Schmerz, Tränen fließen und vor dem Platzregen flüchtet sich das Paar in einen Fotoautomaten. Aus dem Schlitz fällt final der obligate Bildstreifen – “The End” steht drauf, “Happy” versteht sich. geh.
Originaltitel: Coming In Sprache: Deutsch Regie: Marco Kreuzpaintner
Darsteller: Kostja Ullmann (Tom Herzner), Aylin Tezel (Heidi), Ken Duken (Robert), August Zirner (Salvatore), André Jung (Harry), Mavie Hörbiger (Mona), Hanno Koffler (Adrian), Katja Riemann (Berta), Denis Moschitto (Bassam), Bruno Eyron (Sam), Tilo Prückner (Erich), Paula Riemann (Maja), Frederick Lau (Didi)
Produktion: Gabriela Bacher Produktionsland: Deutschland Produktionsjahr: 2014 Bildformate: 16:9 Laufzeit: 100 min.
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