“Saw”-Erfinder James Wan lehrt vier Schauspielhochkarätern in einem ungemein effektiven Haunted-House-Horror das Fürchten. Bevor sich Wan der siebten “Fast & Furious”-Rallye widmet, stöbert er in Amerikas paranormalen Siebzigerjahren, wo nach einem wahren Fall aus den Archiven der Warrens, den wohl renommiertesten Geisterjägern ihrer Zeit, ein Fluchhaus zwei Familien zum Verhängnis wird. Die Floskel “nichts für schwache Nerven” traf selten so zu wie auf den Story und Figuren ungewohnt ernst nehmenden Horrorthriller, der das Beste aus “Amityville Horror”-Geistern und “Exorzist”-Dämonen zu einem wahren Gänsehautpaket verschnürt. Neben formaler Vollendung wie einer famos mobilen Kamera sind es vier Charaktermimen, allen voran Lili Taylor, die emotional ungewohnte Tiefe erzeugen und sich mit dem furios orchestrierten Schrecken einen packenden Kampf um Leben und Seelen liefern. Längst hat sich “Saw”-Kerkermeister Wan von seinen Exzessen im Folterkeller emanzipiert, legt nach dem erfolgreichen “Insidious” sein ganzes Können in die Waagschale, um den Perrons (Ron Livingston und Lili Taylor) samt ihren fünf Töchtern den Einzug in ein Spukhaus New Englands in einen Alptraum zu verwandeln. Sterbende Tiere, die Entriegelung eines verborgenen Kellers, Schlafwandeln, Spieluhren, Hide & Clap: Eingetaucht in einen authentisch anmutenden, farbbleichen, leicht vergilbten 70er-Jahre-Look erzeugt Wan damit eine bedrohliche American-Gothic-Atmosphäre, die er ohne Hektik und Effekthascherei immer weiter verdichtet. Subtil-unheimliche Andeutungen der langsamen ersten Halbzeit beherrscht er ebenso wie herzangreifende Jump Scares, später nackten Terror mit furioser Montage, versierten Soundeffekten und ungewohnten Blickwinkeln. Als sich der Spuk an ihren Töchtern festsetzt, rufen die verängstigten Perrons die Warrens (Vera Farmiga und Patrick Wilson) zu Hilfe. Die rücken mit ihrem Team dem gefährlichen Geist mit Hi-Tech auf den Astralleib und müssen einen Laien-Exorzismus durchführen, während ihre eigene Tochter in den Bann einer im Prolog vorgestellten Dämonenpuppe gerät. Damit zitiert Wan sowohl den aktenkundigen “Annabelle Fall” als auch mit “Dead Silence” sich selbst, nimmt darüber hinaus Anleihen bei “Poltergeist”, “The Haunting” und sogar “Die Vögel”. Aber jedes Versatzstück wirkt frisch, die Bedrohung glaubhaft intensiv, die Nähe zu den Darstellerinnen fast intim, das familiäre Miteinander lebendig und alle Gefühle echt. Bis zum hochdramatischen Finale verdichtet Wan seine Ereignisse auf ein Level, das in dieser Saison kaum zu übertreffen sein wird, vermutlich selbst von seinem eigenen “Insidious”-Nachfolger nicht. Ein extraordinärer Nervenkitzel, bei dem das Blut gefriert. tk.
Originaltitel: The Conjuring Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Spanisch DD 5.1 Untertitel: Spanisch/Dänisch/Dt. f. Hörg./Engl. f. Hörg./Finnisch/Isländisch/Norwegisch/Portugiesisch/Schwedisch Regie: James Wan
Darsteller: Vera Farmiga (Lorraine Warren), Patrick Wilson (Ed Warren), Ron Livingston (Roger Perron), Lili Taylor (Carolyn Perron), Joey King (Christine Perron), Shanley Caswell (Andrea Perron), Hayley McFarland (Nancy Perron), Mackenzie Foy (Cindy Perron), Kyla Deaver (April Perron), Sterling Jerins (Judy Warren)
Produktion: Tony DeRosa-Grund Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1:2,35/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 108 min.
Kritik: Nervenkitzel pur verspricht dieser Horrorthriller von James Wan, der einst mit “Saw” das Toruture-Porn-Genre etablierte, aber schon mit “Insidious” bewiesen hatte, dass er ein Experte für gelungenen Geisterhausspuk ohne explizite Gewaltdarstellung ist. Er setzt erneut auf Hauptdarsteller Patrick Wilson und mit Vera Farmiga und Lilli Taylor auf weitere hochkarätige Darsteller, die das von den Figuren erlebte Grauen – jenseits clever eingesetzter und handwerklich souverän gemachter Schockmomente – emotional nachvollziehbar machen.
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