Nüchtern erzählter, realistischer Thriller um einen weltweit um sich greifenden Virus und seine Bekämpfung. Perfekte Stilübung mit Staraufgebot von Steven Soderbergh, die das US-Kinopublikum bereits “ansteckte”. Der umtriebige Filmemacher, der sich spielend zwischen Experiment und Hollywood-Mainstream bewegt, seine Produzenten und Drehbuchautor Scott Z. Burns (“Der Informant”, “Das Bourne Ultimatum”) wollten an den Virus-Thriller neu herangehen, eine Pandemie und ihre Auswirkungen so realistisch und plausibel wie möglich schildern. Soderbergh nennt selbst “Die Unbestechlichen” als ein Vorbild. Als eine (wissenschaftliche) Vorlage diente der SARS-Ausbruch vor ein paar Jahren, der in Südchina begann. Dort, in einem Casino in Hongkong, infizieren sich auch im Film die ersten Opfer. Gwyneth Paltrow spielt eines davon. Die Mitarbeiterin eines großen Konzerns kehrt nach einer Dienstreise zurück in die USA zu Mann (Matt Damon) und Sohn, der ebenfalls dem Virus erliegt. Ihr Mann ist immun und wird im Verlauf verzweifelt darum kämpfen, dass nicht auch seine Tochter angesteckt wird. Seine Geschichte ist nur eine von zahlreichen, in verschiedenen Ecken der Welt angesiedelten und über einen Zeitraum von mehreren Monaten spielenden Handlungsfäden, die Soderbergh, Burns und Cutter Stephen Mirrione (“Ocean’s”-Filme, “Traffic”) höchst effektiv, rasant und elegant miteinander verknüpfen und sich dabei auf das absolut notwendige Minimum an Charakterisierung beschränken. Da gibt es z.B. den von Laurence Fishburne gespielten Chef der US-Seuchen-Bekämpfung, der all zu menschlich, seine Frau warnt bevor die Dramatik der Lage dem Rest der Bevölkerung offiziell bekannt gemacht und die Quarantäne ausgerufen wird, oder, den von Jude Law gespielten Blogger, der der Regierung vorwirft, mit der Pharmaindustrie unter einer Decke zu stecken. Die erschreckenden Bilder zu den verheerenden Auswirkungen, etwa die mit Müll gesäumten, menschenleeren Straßen, das Kämpfen um Hilfspakete mag man bereits aus ähnlich gelagerten Filmen bzw. Nachrichtensendungen kennen. Kein Film leistete aber, all die verzweigten, ineinander verschlungenen Themenkomplexe Politik, die Rolle der Medien, die Arbeit der Wissenschaftler, der Einsatz des Militärs, individuelle Einzelschicksale usw. so präzise, knapp und verständlich in ein packendes Mainstreammovie zu verpacken wie Soderbergh und seinen Spießgesellen. Zum realistischen Anspruch des Filmes, der auch manche Fragen offen lässt, und dem darin geschilderten Bemühen der verunsicherten Menschen, keine Sozialkontakte mehr zu pflegen, Hände zu schütteln, um nicht über eine Berührung angesteckt zu werden, passt die fast klinische, klare Optik der Digitalbilder der von Soderbergh geführten Kamera. Die Stars, neben den bereits genannten etwa Kate Winslet, Frankreichs Marion Cotillard (und in einer Nebenrolle Armin Rohde) sollen das Publikum emotional binden, sagt Soderbergh. Sie sorgen dafür, es überhaupt in die Kinos zu locken. In den nordamerikanischen Sälen hat “Contagion” es bereits angesteckt. Der Thriller landete am Startwochenende auf Platz Eins. hai.
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