Kleiner, aber effektiver Psychothriller um einen labilen Medizinstudenten, der seinen Nachbarn für einen Mörder hält. Wie man für wenig Geld einen hochatmosphärischen, suggestiven Mix aus Mysterythriller und Psychodrama anfertigt, stellt das schwedische Regie-Duo Johan Lundborg und Johan Storm unter Beweis, wofür ihnen die Unterstützung von Storms Onkels Peter Stormare in einer Nebenrolle zuteilwurde. Die Low-Budget-Hommage an alte Spannungsmeister wie Hitchcock oder Polanski besticht durch einen klaren, schnörkellosen Stil und den norwegischen Nachwuchsstar Emil Johnsen (“Stadtneurosen”), der sich überzeugend vom arroganten Streber zum isolierten Nervenbündel wandelt. Dunkle, schwere Wolken ziehen über die Giebel Göteborgs. Ein tiefer, bedrohlicher Ton schwillt langsam an. Mit nur wenigen Strichen zeichnen Lundborg und Storm nach eigenem Drehbuch die bedrückende Stimmung eines düsteren Mietshauses, in dessen enger Klause zwischen alten Holzmobiliar und rostigem Herd sich Medizinstudent Frank verkrochen hat, um für sein Examen zu büffeln. Als die lebhafte Lotte (Ylva Gallon) über ihm einzieht, gelingt es der aufdringlichen Nachbarin kaum, ihn abzulenken. Aber ihrem gewalttätigen Freund (Stormare): Dessen Aggressionen richten sich rasch gegen Frank, der in den Konflikt hineinschlittert und mit Nachtlärm um seinen Schlaf, Telefonterror und Prügel um seine Nerven gebracht wird. Der körperlich unterlegene Jüngling verfällt immer mehr in Sorge um das hysterische Opfer Lotte. Von ihr angesteckt, driftet Frank in desolate Wahnzustände, verliert Studium und Glaubwürdigkeit bei den zu spät informierten Behörden. Mit minimalen Mitteln haben Lundborg/Storm eine wahre Angststudie kreiert, die sich an “Das Fenster zum Hof” und “Ekel” orientiert, aber auch Einflüsse von De Palma, Lynch und Kafka aufweist. Dennoch ist der Beitrag des Fantasy Filmfests 2010, der erst jetzt fürs Kino wiederentdeckt wurde, ein eigenständiges Werk. Gekonnt zieht eine Bedrohung heran, unter deren Einfluss sich der Protagonist stets zu falschen Aktionen hinreißen lässt. Weil er sich nicht traut, dem Nachbarn offen die Stirn zu bieten, spioniert und schleicht er herum, was ihn in kompromittierende Situationen bringt. Schlau stellt er sich dabei nicht an, aber die Kraft der Suggestivität, mit der man in seinen zunehmend verwirrten Geist eintaucht, bewahrt die Glaubwürdigkeit eines Eingeschüchterten im Abwärtstaumel – bis seine Phantasien blutig real werden. tk.
Originaltitel: Isolerad Sprache: Deutsch dts 5.1/Schwedisch Untertitel: Deutsch/Englisch Regie: Johan Lundborg, Johan Storm
Darsteller: Emil Johnsen (Frank), Ylva Gallon (Lotte), Peter Stormare (Micke), Örjan Landström (Lenny), Margreth Weivers (Ann), Daniel Adolfsson (Kursare), Marie Delleskog (Pathologin), Eric Stern (Olof), Göran Lundborg, Victoria Brattström, Lars Väringer, Tone Helly-Hansen, Olle Wirenhed, Bo Wettergren (Anton)
Kritik: Wie man für wenig Geld einen dichten, suggestiven Mix aus Mysterythriller und Psychodrama anfertigt, stellt das schwedische Regie-Duo Lundborg und Storm eindrucksvoll unter Beweis. Wertvolle Unterstützung erfahren sie durch Hollywood-Schauspieler Peter Stormare (“Fargo”), seines Zeichens Onkel eines der Regisseure. Effektive Hommage an Spannungsmeister wie Hitchcock oder Polanski. Lief auf dem Fantasy Filmfest 2010, wurde 2013 fürs Kino wiederentdeckt.
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