Das US-Debüt von Niels Arden Oplev hält smart, spannend und auf seine Charaktere fokussiert, was sein Hit “Verblendung” versprach. Maßgeblichen Anteil an der mühelosen Anpassung des Dänen an die amerikanische Unterhaltungsfabrik hat das Drehbuch von J.H. Wyman, Autor von “The Mexican” und vieler Folgen des Gehirn verknotenden Sci-Fi-Serienhits “Fringe”. Das Charakterdrama und Thriller ausbalancierende Skript spielt der Regie mit vielen Szenen, die ihre Spannung aus Blicken, sparsamen Dialogen und Zuschauererwartungen entwickeln, den Ball zu, den Oplev mit Sensibilität, aber auch kompetent realisierten Action- und Suspensesequenzen aufnimmt. Zunächst führt “Dead Man Down” zwei Menschen aus scheinbar völlig unterschiedlichen Welten zusammen. Victor (Colin Farrell) gehört zur Bande des New Yorker Gangsters Alphonse (Terrence Howard), präsentiert sich als ehrgeiziger Aufsteiger, der bei einer Schießerei zwei Killer von der Konkurrenz ausschaltet und damit seinem Boss das Leben rettet. Beatrice (Noomi Rapace) ist die verschlossene junge Frau, die mit ihrer Mutter im Apartmentsilo direkt gegenüber von Victors Wohnung lebt. Als der stumme Austausch von Blicken schließlich in ein Dinner mit amüsant-spröden Kommunikationsversuchen mündet, stellt “Dead Man Down” erstmals die Konvention auf den Kopf. Plötzlich zeigt der zarte Engel mit den auffälligen Narben an Wange und Auge ein ganz anderes, forderndes Gesicht, erpresst den Mann mit dem brutalen Gewerbe, der seine Verwundungen verbirgt und eigentlich eine sensible Seele ist. Die Dynamik zwischen diesen beiden Figuren, die weit mehr verbindet als zunächst angenommen und feinfühlig-dezent, ohne für die Galerie zu spielen, von Rapace und Farrell dargestellt werden, baut der Film geschickt in seinen recht komplexen, aber nie überfordernden Plot ein. Dieser verknüpft souverän einen Gangsterkrieg, Entmieter-Terror, Alkohol am Steuer, Fragen nach Loyalität und Freundschaft mit Spurenelementen von romantischer Hoffnung bei zerstörten Existenzen. Regisseur Oplev hat alles im Griff, muss sich erst im Finale grande dem Genre-Durchschnitt beugen, als sich Cleverness zurückzieht und Destruktion das Territorium überlässt. Da aber hat man bei dem überraschend lebendigen “Dead Man Down” den Daumen längst oben. kob.
Originaltitel: Dead Man Down Sprache: Deutsch dts HD 5.1/Englisch dts HD 5.1 Untertitel: Deutsch/Engl. f. Hörg. Regie: Niels Arden Oplev
Darsteller: Colin Farrell (Victor), Noomi Rapace (Beatrice), Terrence Howard (Alphonse Hoyt), Dominic Cooper (Darcy), Isabelle Huppert (Valentine), Armand Assante (Lon Gordon), F. Murray Abraham (Gregor), Raymond Mamrak (NYPD Officer Daniels), Luis Da Silva jr. (Terry), Raw Leiba
Produktion: Neal H. Moritz Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1:2,40/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 117 min.
Kritik: Das US-Debüt des Dänen Niels Arden Oplev zeigt viele Qualitäten seines skandinavischen Hits “Verblendung”, auch wenn im Finale schließlich Cleverness der Destruktionslust Hollywoods weichen muss. “Dead Man Down” hat eine komplexe Story mit vielen Themen und Fronten, hält die Balance zwischen Drama und Thriller, sät Hoffnung unter Zerstörung und zeigt eine weitere starke Darstellung von “Verblendung”-Star Noomi Rapace, aber auch ihrem Kollegen Colin Farrell.
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