Der Überraschungshit des amerikanischen Kinosommers verknüpft gefühlsbetont die Geschichte einer amerikanischen Familie und der Bürgerrechtsbewegung. Ein schwarzer Butler, der acht weißen US-Präsidenten loyal zu Diensten war, erteilt aktuell mit einer sentimentalen Reise durch sein Leben eine Lektion. Auf der Schulbank sitzen die Verantwortlichen teurer Effektproduktionen, die staunen, wie ein Film ohne echte visuelle Kraft kommerziell durchstartet, aber auch der Durchschnittszuschauer, der offenkundig vom staatlichen Bildungssystem im Stich gelassen wurde und die skizzenhafte kulturgeschichtliche Nachhilfe umarmt, als hätte sie ihm erstmals die Augen geöffnet. Dabei bietet “Der Butler” nur einen episodischen Abriss der leidvollen Geschichte der Schwarzen – von Rassentrennung und Unterdrückung in den 1920er Jahren über Rebellion und Emanzipation bis hin zu Barack Obamas Amtszeit. Fünf von acht US-Präsidenten werden von (mitunter zu jung wirkenden) Schauspielern in Erinnerung gerufen, sind im Grunde nur ein erzählerischer Kunstgriff, der die Stationen der Zeitreise festmacht und Schlüssellochperspektiven ermöglicht, die Klischees und bizarre Momente nicht scheuen. Eisenhowers künstlerische Ader, Kennedys Rückenprobleme, Johnsons Toilettensitzungen oder Nixons Zusammenbruch, umringt von entlarvenden Tapes – plakativ ist eine dramaturgische Vokabel, die Regisseur Lee Daniels (“Precious – Das Leben ist kostbar”) furchtlos einsetzt, um ein großes Publikum für ein schwieriges Thema zu gewinnen. Auch in der gezeigten Familiengeschichte von Cecil Gaines (Forest Whitaker), die traumatisch mit Vergewaltigung und Mord beginnt und Jahrzehnte später mit Gaines’ Empfang bei Obama endet. Dazwischen entwickelt das Drehbuch die Entfremdung des Vaters, der ab 1952 in den Diensten des Weißen Hauses steht, und seines Sohns, der nicht den Weg der Anpassung, sondern den der Konfrontation sucht. Wirklich kämpferisch zeigt sich der Film selbst selten, zu groß ist der erzählerische Bogen, den er zu umspannen versucht, zu fokussiert ist er auf die Familiengeschichte, die in ihren besten Momenten durchaus zu berühren weiß. Gelegentliche Dialoge mit Witz und Gift (“Hier im Weißen Haus sprechen wir nicht über Politik”), Szenen, die die Schwarzen in der Gesellschaft von Weißen als “Invisible Men” zeigen, und Forest Whitakers sanft-eindringliche Erzählerstimme sind Positiva dieses Dramas, das nicht nur stilistisch auf Innenaufnahmen setzt und dabei das Außen nur streifen kann. kob.
Originaltitel: The Butler Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch Regie: Lee Daniels
Darsteller: Forest Whitaker (Cecil Gaines), Oprah Winfrey (Gloria Gaines), David Oyelowo (Louis Gaines), Elijah Kelley (Charlie Gaines), Terrence Howard (Howard), Cuba Gooding Jr. (Carter Wilson), Lenny Kravitz (James Holloway), Yaya Alafia (Carol Hammie), Robin Williams (Dwight D. Eisenhower), James Marsden (JFK), Minka Kelly (Jackie Kennedy), Liev Schreiber (Lyndon B. Johnson), John Cusack (Richard Nixon), Alan Rickman (Ronald Reagan), Jane Fonda (Nancy Reagan), Alex Pettyfer (Thomas Westfall), Vanessa Redgrave (Annabeth Westfall), Mariah Carey (Hattie Pearl), David Banner (Earl Gaines)
Produktion: Lee Daniels Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1:1,85/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 127 min. Features: Making ofs, Musikvideo, Trailer, Featurettes, Entfallene und erweiterte Szenen
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