Nicht Todesstille, aber mit etwa 500.000 Zuschauern doch überraschende Flaute herrschte in den deutschen Kinos, als Phillip Noyce, der nach zwei Tom Clancy-Verfilmungen Anfang der Neunzigerjahre in die Regieelite Hollywoods vorgestoßen war, das Großprojekt “The Saint – Der Mann ohne Namen” nicht vom Makel eines schwachen Drehbuchs und exzentrischen Stars (Val Kilmer) befreien konnte. “Der Knochenjäger”, der das Serienkillergenre auf der Verfolgerseite um die Variante eines querschnittsgelähmten Ex-Cops bereichert, stellt den Ruf des in Amerika als Actionspezialist etikettierten Australiers wieder her, auch wenn Wiedererkennungswerte in Plot und Atmosphäre unvermeidlich sind. Nach dem Autorensalat seines letzten Films geht Noyce mit Jeremy Iacones Adaption von Jeffery Deavers Bestseller “The Bone Collector” auf Nummer Sicher und kann nach dem vielversprechenden Start in den US-Kinos auch hierzulande mit kommerzieller Wiedergutmachung retten. Trumpfkarten seines atmosphärisch auf den Spuren von “Sieben” wandelnden, in Ausstattung, Kameraarbeit (Oscarpreisträger Dean Semler) und visuellen Einfällen gewohnt beeindruckenden Thrillers sind der interessante Subtext vom Sterbens- und Lebenswunsch und die beiden Hauptdarsteller, deren zwangsläufig rein emotionale Bindung überzeugt. Als ans Bett gefesselter, seines Lebens überdrüssiger Ex-Cop, der nach einem schweren Unfall nur noch einen Zeigefinger bewegen kann, zeigt sich Denzel Washington in darstellerischer Bestform und hat die Sympathien des Zuschauers nicht nur aus Mitleid auf seiner Seite. Ähnlich gut und sowohl in Verletzlichkeit wie auch Stärke glaubwürdig Jon Voights Tochter Angelina Jolie, die schon im Berlinale-Beitrag “Playing By Heart” in einer emotional ähnlich gepolten Rolle sehr glaubwürdig war. Jolie spielt eine junge Streifenpolizistin, die durch ihr beherztes und intelligentes Verhalten bei der Sicherung eines Mordtatorts die Aufmerksamkeit Washingtons erregt, der von seinen Ex-Kollegen um Mithilfe bei der Klärung des Falles gebeten wird. Daß Washingtons Spezialität die Entdeckung und Analyse von Tatortspuren ist, gibt dem inhaltlich sonst konventionellen Suspensethriller in Koalition mit den unheimlichen Schauplätzen (stillgelegten, oft unterirdischen Industrieanlagen aus dem New York des frühen 20. Jahrhunderts) eine originelle Note. Die Spannung des Films gründet sich auf Jolies mitunter einsamen, von Washington über Funk begleiteten Tatortinspektionen und der Enträtselung der vom Killer zurückgelassenen Hinweise, zu denen immer auch ein blutig herausgetrennter Knochen seiner Opfer zählt. Wie schon in “Sieben” zeigen die Mordszenarien die sadistisch schier unerschöpfliche menschliche Fantasie – ohne den diabolisch moralischen Subkontext von David Finchers Welthit. Der Knochenjäger mordet nicht als mahnendes Restgewissen einer babylonisch verdorbenen Welt, sondern aus vergleichsweise simplen Motiven. Was für das zahlende Publikum aber bedeutungslos bleiben dürfte. kob.
Originaltitel: The Bone Collector Sprache: Deutsch/Englisch Untertitel: Deutsch/Englisch/Türkisch/Arabisch/Dänisch/Finnisch/Griechisch/Hebräisch/Hindu/Isländisch/Kroatisch/Niederländisch/Norwegisch/Polnisch/Schwedisch/Tschechisch/Ungarisch Regie: Phillip Noyce
Darsteller: Denzel Washington (Lincoln Rhyme), Angelina Jolie (Amelia Donaghy), Queen Latifah (Thelma), Michael Rooker (Capt. Howard Cheney), Mike McGlone (Det. Kenny Solomon), Luis Guzmán (Eddie Ortiz), Leland Orser (Richard Thompson), John Benjamin Hickey (Dr. Barry lehman), Bobby Cannavale (Steve), Ed O’Neill (Det. Paulie Sellitto)
Produktion: Martin Bregman Produktionsland: USA Produktionsjahr: 1999 Bildformate: 1:2,35/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 113 min.
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