Justizthriller im Grisham-Stil über einen aalglatten Großstadtanwalt, der nach Hause zurückkehrt, um seinen mordverdächtigen Vater, einen Richter, zu verteidigen. John Grisham trifft auf Tennessee Williams in diesem Justizthriller über einen aalglatten, moralisch zweifelhaften Großstadtanwalt, der nach dem Tod seiner Mutter widerwillig in das allamerikanische Heimatdorf zurückkehrt und dann deutlich länger bleibt als geplant, als sein Vater – seit 50 Jahren der ansässige, über jeden Zweifel erhabene Richter – unter Mordverdacht gerät. Inszeniert von dem weitgehend auf Komödien abonnierten David Dobkin (“Die Hochzeits-Crasher”) mit altmodischem Charme und einer gewissen Schwerfälligkeit, erweist sich das Krimiszenario, das deutlich erkennbare Verwandtschaft mit Grishams Bestseller “Die Kammer” hat, doch nur als Herzschrittmacher für ein Familiendrama, das seine beiden Stars Robert Downey Jr. und Robert Duvall in bester Hollywoodmanier wie zwei streitsüchtige Kater auf dem Blechdach tanzen lässt. Den beiden Schauspielschwergewichten gehört die Show, und sie haben bei einer epischen Laufzeit von 141 Minuten auch hinlänglich Gelegenheit zu zeigen, warum sie in der A-Liga ganz oben mitspielen. Zwar lässt es Duvall bisweilen etwas knattern als knorriger Patriarch, dessen Thron, auf dem er dank seiner vermeintlichen moralischen Überlegenheit immer unangefochten sitzen konnte, zu wackeln beginnt, nachdem er zunächst die Lebenspartnerin und dann aufgrund der Anklage, er habe willentlich einen Mann überfahren, auch noch seine Glaubwürdigkeit verliert. Downeys Manierismen kennt man, und er weiß sie stets gewinnbringend einzusetzen – so auch hier in diesem von ihm und seiner Frau Susan Silver produzierten Film. Sein Hank Palmer ist ein enger Verwandter von Tony “Iron Man” Stark, ein von sich selbst überzeugter, arroganter Winkeladvokat, der ohne Gewissen, aber mit großem Erfolg auch die miesesten Halsabschneider verteidigt – aber, wie man im Verlauf des Films erfährt, durchaus auch ein Päckchen zu tragen hat mit seiner Familie und einer Vergangenheit, in der er nicht nur sich selbst, sondern auch Anderen schier unüberwindbare Hindernisse in den Weg gestellt hat. So entwickelt sich ein etwas eigenartiger, nicht immer völlig überzeugender, aber doch auch seltsam faszinierender Film. Einerseits passiert immer das, was man erwartet. Es tauchen Figuren auf wie der verbitterte Bruder, die immer noch attraktive Jugendliebe, der überambitionierte Staatsanwalt, besetzt mit den Vollprofis Vincent D’Onofrio, Vera Farmiga und Billy Bob Thornton. Es werden dunkle Geheimnisse ausgepackt, unausgesprochene Begehrlichkeiten und tödliche Krankheiten. All das kennt man, und im Zweifelsfall hat man alles auch schon einmal besser gesehen. Aber weil es sich “Der Richter” gleichzeitig niemals leicht macht, den Fokus immer stärker verlegt vom Gerichtssaal in das Heim der Familie Palmer, ist man berührt von der Geschichte, wie auch Hank Palmer im Verlauf des Films wieder anfängt, Zugang zu sich selbst zu finden. Dass der Mordfall zwar immer weiterläuft, um die Spannungsschraube anzudrehen, und es dann doch irgendwie für das Gelingen der Geschichte nicht kriegsentscheidend ist, ob der ehrenwerte und strenge Richter tatsächlich den Mann überfahren hat, den er einst lebenslänglich hätte wegsperren sollen, in einem Anfall von Weichheit doch nur 20 Jahre verpasst hatte, ist die große Qualität dieses harten Brockens, in dem es am Ende eine Welt ausmacht, ob man ein zusammengeknülltes Taschentuch aus ein paar Metern Entfernung im Mülleimer versenkt. Oder eben nicht. ts.
Originaltitel: The Judge Sprache: Deutsch/Englisch Regie: David Dobkin
Darsteller: Robert Downey Jr. (Hank Palmer), Robert Duvall (Richter Joseph Palmer), Vera Farmiga (Samantha Powell), Vincent D’Onofrio (Glen Palmer), Jeremy Strong (Dale Palmer), Dax Shepard (C.P. Kennedy), Billy Bob Thornton (Dwight Dickham), Leighton Meester (Carla), David Krumholtz (Mike Kattan)
Produktion: Susan Downey Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2014 Bildformate: 16:9 Laufzeit: 136 min.
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