In dem lose von dem gleichnamigen Fred-Zinnemann-Thriller von 1972 inspirierten Actionreißer um die Hatz auf einen politischen Auftragskiller findet sich gleich dreifach alterprobtes Talent in den Hauptrollen. Actionstar Bruce Willis (“Das fünfte Element”) liefert sich in der Titelrolle mit dem nur noch selten auftretenden Oscar-Preisträger Sidney Poitier (“Sneakers – Die Lautlosen”) und dem ergrauten Frauenschwarm Richard Gere (“Red Corner”) ein nicht immer strikt den Gesetzen der Logik folgendes Katz-und-Maus-Spiel, das allemal packend genug ist, um neben Genrekollegen wie “Con Air” oder “The Rock” zu bestehen. Dem eiskalt-emotionslosen Schakal (Willis) wird von einem russischem Gangsterboß, den das in Moskau tätige FBI erzürnt hat, 70 Mio. Dollar für die Ermordung der First Lady geboten. Doch alsbald heftet sich dem phantomhaften Einzelgänger der stellvertretende FBI-Direktor Carter Preston (Poitier) an die Fersen. Mit im Schlepptau sind die kurzangebundene Majorin Valentina Koslova (Diane Venora mit aufgeklebter Gesichtsnarbengeschwulst) und der ehemalige IRA-Terrorist Declan Mulqueen (Gere), der neben seiner alten Flamme (Mathilda May) als einziger den eiskalten Killer identifizieren kann. Sie folgen ihm nach Helsinki, Montreal und Chicago, bis es in Washington zum “In the Line of Fire”-inspirierten Höhepunkt und genretypischen Showdown im U-Bahnhof kommt. Mit überzeugenden Verkleidungen, die vom schmerbäuchigen Brillenträger über den schnurrbärtigen Freizeitmilitaristen zum geschniegelten Vorzeigeschwulen reichen, verwandelt sich Willis in den unfaßbaren Meuchelmörder und hat offenbar nicht nur an seinen Transformationen großes Vergnügen, sondern genießt es auch, zur Abwechslung mal einen Bad Guy zu porträtieren. Poitiers Rolle besteht in erster Linie darin, würdevolle Betroffenheit auszustrahlen, und Geres idealistischer Freiheitskämpfer hat für sein verschmitztes Zwinkern keine rechte Zielscheibe, da eine Romanze zwischen ihm und der umwerfend guten Venora am Schneidetisch ausgeklammert wurde. Regisseur Michael Caton-Jones (“Rob Roy”) weiß zwar nicht unbedingt nervenzerreißende Spannung zu erzeugen, inszeniert aber recht souveräne Verfolgungsjagden und hat auch ein Händchen dafür, waffentechnische Gimmicks ins rechte Licht zu rücken. Eine der in Erinnerung bleibenden Szenen zeigt, wie der Schakal sein computergesteuertes Mordwerkzeug ohne Skrupel an einem unsympathischen Jugendlichen ausprobiert. Was fehlt, ist eine plausible persönliche Antagonie zwischen den Gegenspielern. Zudem beginnt die Glaubwürdigkeit der Entwicklungen und Zusammenhänge mit zunehmender Handlungsdauer immer mehr ins Überspannte abzugleiten. In dieser Hinsicht läßt sich das klassiche Morddrama mit “The Saint” vergleichen, zu dem sich noch weitere Parallelen aufdrängen. Erstens natürlich die diversen verschiedenen Identitäten, in die auch Val Kilmer mit Gusto, aber weniger Überzeugungskraft als Willis schlüpfte, zweitens der sichtbare Versuch, mit mehreren Locations ein internationales “Bond”- Flair zu kreieren, und schließlich der Einsatz der russischen Mafia – dem aktuellen Ersatz der Kommunisten und Filmnazis von gestern – als schauderhafte Bösewichte. Auch wenn “Der Schakal” letztlich der rechte Biß fehlt, um zu überzeugen, hat das Duell der Superstars doch ausreichend Schauwerte, um beim deutschen Kinoeinsatz im kommenden Frühjahr einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. ara.
Originaltitel: The Jackal Sprache: Deutsch/Englisch Untertitel: Deutsch Regie: Michael Caton-Jones
Darsteller: Bruce Willis (Der Schakal), Richard Gere (Declan Mulqueen), Sidney Poitier (Carter Preston), Diane Venora (Valentina Koslova), Tess Harper (First Lady), J.K. Simmons (Witherspoon), Mathilda May (Isabella), Stephen Spinella (Douglas), Richard Lineback (McMurphy), Jack Black (Lamont), John Cunningham (Donald Brown), David Hayman (Terek Murad), Steve Bassett (George Decker), Serge Houde (Beufres), Ravil Isyanov (Ghazzi Murad), Michael Caton-Jones (Mann auf Video)
Produktion: James Jacks Produktionsland: USA Produktionsjahr: 1997 Bildformate: 1:2,35/16:9/4:3 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 119 min.
Filmpreise: Name: Bogey – Box Office Germany Award Jahr: 1998 Kategorie: 1 Mio. Besucher in 10 Tagen Features: Kapiteleinteilung, Making Of, Extraszenen, Fotos, Interviews, Audiokommentarspur, Biographien, Trailer (60 Min.)
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