Eine fulminante Highsmith-Verfilmung ist Anthony Minghella gelungen, die sich mit der ersten Kinoversion des 1955 erschienenen Hochspannungskrimis von René Clément mehr als messen kann. Der grandios talentierte Matt Damon als der Titel-Ripley ist im Gegensatz zu dem schillernd bösartigen, charismatisch unwiderstehlichen Alain Delon der Clément-Klassikers “Nur die Sonne war Zeuge” (1959) der scheinbar solide All-American-Boy, der im Lügen, Täuschen und Betrügen eine meisterliche Undercover-Kunstfertigkeit entwickelt, die ihn bei einem Mord nach dem anderen ungeschoren davonkommen lässt. Das ist spannendes Erzählkino mit großem Atem und spürbarer Liebe zu den Personen, wie es auch Hithcock nicht besser machte. Oscar-Gewinner Minghella (“Der englische Patient”) schafft ein faszinierendes Ambiente des Dolce-Vita-Treibens reicher Amerikaner im Italien der 50er Jahre. Eine idyllische kleine Küstenstadt bei Neapel, San Remo, Rom und Venedig sind die mondänen Schauplätze, wo sich in eleganten Villen, Cafés, Nachtlokalen, Palazzi und Luxusyachten Erotik, Intrigen, Sex und Crime abspielen. Tom Ripley (Damon) kommt in diese Szene im Auftrag des New Yorker Reeder Herbert Greenleaf, um dessen dort auf großem Fuß lebenden Sohn Dickie (Jude Law als schöner, strahlender und auch der Homoerotik nicht abgeneigter Mittelpunkt der lockeren Lifestyle-Clique) zur Rückkehr in die USA zu bewegen. Dickie lebt mit der schönen jungen Schriftstellerin Marge (Gwyneth Paltrow bodenständig mit vernünftig klarem Kopf und rechtzeitigen Zweifeln an Toms Lauterkeit) zusammen, ist aber auch anderen Weiblichkeiten durchaus zugetan. Minghella zeigt das vitale, lustvolle In-den-Tag-hinein-Leben der jungen und schönen Reichen mit mitreissendem Schwung und genauem Gespür für den Zeitgeist der 50er Jahre. Fabelhaft trifft er auch in der Musik, die von Miles Davis und Sonny Rollins bis zu Klassikern wie Vivaldi, Bach und Beethoven reicht, ein temperamentvoller Höhepunkt ist ein populärer italienischer verjazzter Song, spontan in einem Nachtclub von Jude Law und Matt Damon mit den Profi-Musikern exzellent gesungen. Jazz ist eine Leidenschaft, die Tom mit Dickie teilt – oder gibt er das nur vor, weil er sich mehr und mehr in die Identität des reichen Reedersohnes hineinmanövrieren will? Unter dem Vorwand, Dickie zu seinem Vater auftragsmäßig zurückzubringen, genießt er mit größtem Vergnügen die Situation finanzieller Sorglosigkeit. Und seine Spielereien mit Stimmen-Imitationen und dem täuschend ähnlichen Fälschen der Unterschrift Dickies, amüsieren diesen, lassen aber Marge aufmerken. Minghella, der sich in seinem Drehbuch an den Roman von Patricia Highsmith hält, steigert den Suspense in einem langsam intensiven Crescendo, wenn Dickies fröhlicher Freund Freddie (Philip Seymour Hoffman) auftaucht, der Tom mit Argwohn betrachtet. Eine junge Italienerin aus Dickies Umkreis begeht Selbstmord, und schließlich kommt es auf einer Bootsfahrt zu einem auch physisch heftigen Streit zwischen Dickie und Tom, der für den reichen Amerikaner tödlich endet. Und Tom Ripley, der in Minghellas Film so gar nicht der Typ des Serienkillers ist, entdeckt plötzlich ein neues Leben, das er mit Raffinesse und völlig Skrupel realisiert. Mag in dem französischen Film Alain Delon die Faszination des erotisch attraktiven Mörders haben, so ist Matt Damon in Minghellas Version der Jedermann, der wie du und ich fähig ist zu morden und packt uns beunruhigend unmittelbar. Vieler Oscars und auch in Deutschland einer siebenstelligen Zuschauerzahl dürfte der von John Seale atmosphärisch dicht fotografierte Film sicher sein. fh.
Originaltitel: The Talented Mr. Ripley Sprache: Deutsch/Engl. nur OmU Untertitel: Deutsch Regie: Anthony Minghella
Darsteller: Matt Damon (Tom Ripley), Gwyneth Paltrow (Marge Sherwood), Jude Law (Dickie Greenleaf), Cate Blanchett (Meredith Logue), Philip Seymour Hoffman (Freddie Miles), Jack Davenport (Peter Smith-Kingsley), James Rebhorn (Herbert Greenleaf), Sergio Rubini (Inspektor Roverini), Philip Baker Hall (Alvin MacCarron), Celia Weston (Tante Joan), Rosario Fiorello (Fausto), Stefania Rocca (Silvana), Ivano Marescotti (Colonnello Verrecchia), Anna Longhi (Signora Buffi), Alessandro Fabrizi (Sergeant Baggio), Lisa Eichhorn (Emily Greenleaf)
Produktion: William Horberg Produktionsland: USA Produktionsjahr: 1999 Bildformate: 1:1,85 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 134 min.
Filmpreise: Name: British Academy Film Award Jahr: 2000 Kategorie: Bester Nebendarstelle Features: Trailer, Interviews,, Making of, Musikvideo, Audiodeskription für Blinde, Audiokommentar
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