Erfolgsregisseurin Doris Dörrie lässt eine pfundige Frau mit Wucht für Würde und ein besseres Leben kämpfen. Erstmals schrieb Doris Dörrie nicht das Drehbuch zu ihrem Film und vertraute der Arbeit von Laila Stieler, ein gelungenes Wagnis, basierend auf einer realen Person. Kathi liebt ihren Beruf, wäscht den Damen in jedem Sinne den Kopf, verwöhnt sie mit kurzweiligen Stories. Während eine Kundin über Bandscheiben klagt, beginnt der resolute Wonneproppen aus dem Nähkästchen zu plaudern, aus einem Leben, in dem nichts mehr ist, wie es mal war. Die DDR ist weg, wie auch Ehemann, Job und Häuschen im Grünen. Mit Arbeitslosigkeit findet sich die mit der Tochter in der Plattenbausiedlung Marzahn wohnende Friseuse nicht ab. Der Schock – die schicke Salonchefin stellt sie nicht ein: “Unser Beruf ist ein ästhetischer. Und Sie sind nicht ästhetisch”. Denn Kathi trägt Supersize, schleppt riesige Fettrollen mit sich herum und muss sich morgens an einer Kordel entlang aus dem Bett quälen. Aber sie ist eine Kämpferin und lässt sich auf dem Weg zum Glück weder von Behörden, Bankern oder unfreundlichen Beratern aufhalten, schneidet Haare als mobile Friseuse oder schleust Vietnamesen über die Grenze. Eine Stehauffrau, “ein bisschen wie der Hans im Glück”. Die mit Lebensweisheiten gespickten Dialoge steuerte teilweise die echte Berliner Friseuse bei. Die Verfilmung einer ostdeutschen Biografie mit ihren Brüchen überzeugt durch Wahrheiten und Gabriela Maria Schmeide als diskriminierte, aber optimistische und humorvolle Frau, die nach jedem Schlag an Stärke gewinnt und das Lachen nicht verlernt. Der eigene Stilwille der Protagonistin, die sich nach Lust und Laune mit Schmuck in allen Obstvarianten behängt und die Haare mal blond, mal mit roten und grünen Strähnchen trägt, schlägt sich auch in der Wohnung nieder, bürgerlich mit schrägem Touch. Die spielerische, manchmal etwas dokumentarisch wirkende Inszenierung bei dieser für Dörrie ungewohnten Expedition in “exotisches Gebiet” konzentriert sich auf aufregende Alltäglichkeiten und tiefe Herzlichkeit, großem Respekt der Hauptfigur gegenüber, die sogar ein charmantes Liebesabenteuer genießen darf. Die Details machen die Sache rund – ein dick bestrichenes Leberwurstbrot, die hastig verschlungene Pizza, der sehnsuchtsvolle Blick über Hochhäuser in sanfter Abendsonne. Das Schöne an dieser Real-Komödie ist, sie klagt nicht die Gesellschaft an, sondern begegnet Problemen mit Offenheit und Selbstironie und erinnert damit an britische Sozial-Komödien wie “Ganz oder gar nicht”. Und auch wer wissen will, was einen Einatmer von einem Ausatmer unterscheidet, darf den Film nicht verpassen. mk.
Originaltitel: Die Friseuse Sprache: Deutsch dts 5.1/Deutsch DD 5.1 Untertitel: Dt. f. Hörg. Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide (Kathi), Natascha Lawiszus (Julia), Kim Ill-Young (Tien), Christina Große (Silke), Rolf Zacher (Joe), Maria Happel (Centerleiterin), Maren Kroymann (Frau Krieger), Matthias Freihof (Micha), Pierre Bliß (Notarzt), Jördis Triebel (Daggi), Katharina Derr (Patsy), Ewald F. Grunzke (Zauberer), Yvonne Yung Hee Bormann (Mandy), Hannes Stelzer (Herr Hendrich), Heiko Pinkowski (Klaus), Rainer Plabst (Ton), Mackie Heilmann (Friseusenballett), Marie Luxembourg (Friseusenballett), Natascha Petz (Friseusenballett), Regine Hentschel (Friseusenballett)
Produktion: Prof. Ulrich Limmer Produktionsland: Deutschland Produktionsjahr: 2010 Laufzeit: 104 min.
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