Die Spiele sind vorbei. Das Making Of einer Propaganda-Kampagne und der (Medien-)Krieg rücken in den Vordergrund in dem ernsteren, erwachseneren dritten “Tribute von Panem”-Film nach der dystopischen Jugend-Bestseller-Reihe von Suzanne Collins. Die junge Heldin Everdeen Katniss wird hier endgültig zum Symbol und Gesicht der Revolution aufgebaut und rückt tatsächlich noch mehr in den Fokus – wie die zentrale Dreiecks-Geschichte etwas in den Hintergrund. Ihre Darstellerin braucht nicht mehr aufgebaut zu werden. Jennifer Lawrence ist von Beginn an Aushängeschild des Franchise und trägt auch den neuen Film, wobei ebenfalls alte und neue Ensemble-Kollegen mit starken Leistungen glänzen. “Mockingjay 1”, bei dem wie beim Vorgänger “Catching Fire”, der erfolgreicher als der Auftakt der “Tribute von Panem”-Reihe “Hunger Games” war, Francis Lawrence Regie führt, zeigt detailliert und eindrücklich, wie eine solche Kampagne funktioniert. Der bereits bekannte Mastermind Plutarch (Philip Seymour Hoffman, der während der Produktion starb und dem “Mockingjay” gewidmet ist) entwickelt sie im Zusammenspiel mit der neu eingeführten Präsidentin von Distrikt 13 (streng und präsent: Julianne Moore). Umgesetzt wird sie mit Hilfe der bereits bekannten schillernden Effie Trinket (Elizabeth Banks), Tech-Genie Beetee (Geoffrey Wright) und dem neu zur Revolution und dem Franchise gestoßenen Filmteam um Regisseurin Cressida (punkig und bestimmt: Natalie Dormer). Die menschlichen Gerippe in den Ruinen von Distrikt 12 und Schwerverletzte in einem Lazarett in Distrikt 8 zeigen die verheerenden Auswirkungen des Krieges, den Snow (Donald Sutherland glänzt erneut als Giftschlange) gegen die Bevölkerung führt. Sie sind Schauplätze, wo Cressida emotionale Clips mit Katniss dreht, die Beetee in die anderen Distrikte sendet, um die Rebellion anzuheizen. Zu sehen ist also vor allem ein moderner Medien-Krieg. Echte Kriegshandlungen, Terrorakte und Actionsequenzen sind im Verhältnis dosiert, aber effektiv eingestreut. Die Rebellen haben Katniss. Snow instrumentiert ihren geliebten Freund Peeta in Talkshows gegen die “Terroristen”. Auf einen Clip der Rebellen, folgt ein Interview mit Peeta, auf die Sprengung eines Dammes durch die Rebellen, ein Jagdbomberangriff auf Distrikt 13. Feuer-Metaphern werden in den Ansprachen durchgespielt, der Vogel von Katniss’ Brosche, sein Pfeifen, gar ein Song von Katniss (Lawrence bewährt sich tatsächlich auch als Sängerin) werden in die Kampagne eingebaut. Es sind die Mittel, der sich Kriegspropaganda auf beiden Seiten im Film und in echt, oder Produktwerbung, ja auch die Werbung für das Franchise bedient. Lawrence knüpft mit teils neuem Team (bei Drehbuch, Kostüm und Musik, Zielgruppen-affin von der jungen Lorde ausgewählt) nahtlos an seinen “Catching Fire” an. Er lässt sich Zeit, wird das dritte Buch doch in zwei Filmen ausgebreitet, zeigt aber nachvollziehbar die Zwickmühle, in der sich seine Heldin befindet, die weiß, dass jeder ihrer Aufrührer-Clips dem gefangenen Peeta das Leben kosten könnte. Für eine romantische Annäherung an Gale, der ihr wacker zur Seite steht, fehlt ihr (meist) der Sinn. Die Romantik läuft auf Sparflamme. Für ein wenig Comic-Relief im ernsten Gefühlsüberschwang, in dem einer Heldinnen-Geschichte angemessen Tapferkeit und Opferbereitschaft die größere Rolle spielen, sorgt die Katze der Everdeens und Woody Harrelsons Haymitch. Mit einem Cliffhanger, der das zentrale Liebes-Dreieck in Frage stellt, endet der dritte Streich und schürt (um weiter bei der Feuer-Metapher zu bleiben) das Interesse für den vierten und abschließenden. hai.
Originaltitel: The Hunger Games: Mockingjay, Part 1 Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch Regie: Francis Lawrence
Darsteller: Jennifer Lawrence (Katniss Everdeen), Josh Hutcherson (Peeta Mellark), Liam Hemsworth (Gale Hawthorne), Woody Harrelson (Haymitch Abernathy), Elizabeth Banks (Effie Trinket), Julianne Moore (Präsidentin Alma Coin), Donald Sutherland (Präsident Snow), Philip Seymour Hoffman (Plutarch Heavensbee), Jeffrey Wright (Beetee), Stanley Tucci (Caesar Flickerman), Willow Shields (Primrose Everdeen), Sam Claflin (Finnick Odair), Mahershala Ali (Boggs), Jena Malone (Katniss’ Mutter), Natalie Dormer (Cressida), Evan Ross (Messalla), Elden Henson (Pollux), Wes Chatham (Castor)
Produktion: Nina Jacobson Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2014 Regioncode: 2 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 2 Laufzeit: 118 min.
Filmpreise: Name: Bogey – Box Office Germany Award Jahr: 2014 Kategorie: 1 Mio. Besucher in 10 Tagen Features: Making of, Featurettes, Musikvideo, Audiokommentar, Entfallene Szenen, TV-Spots, Trailer Sprache/Untertitel: Deutsch, Englisch
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