Detlevs Bucks Verfilmung von Daniel Kehlmanns Bestseller ist ein Triumph der Bilder und des intelligent-humorvollen Erzählens.
Dass einer der unberechenbarsten deutschen Filmemacher, der zuletzt mit Kinderfilm, Liebesdrama und Verwechslungskomödie sein Spektrum erweiterte, jetzt mit einem Film über den berechenbaren Raum sein größtes Wagnis eingeht, sorgt für ein Lächeln. Dass dieses dann den Zuschauer für zwei Stunden begleitet, ist eine nicht nur hierzulande seltene Qualität, die in Koalition mit visueller Verführungskraft “Die Vermessung der Welt” zur sehenswerten Entdeckungsreise macht. Und genau darum geht es bei diesem ungewöhnlichen Projekt, das Historienfilm, Komödie, Abenteuer und Bildungsmission über die parallel erzählten Biografien zweier berühmter Männer verschweißt.
Für jeden, den die statistische Glockenkurve in Schul- und Studienzeit zum mentalen Absturz brachte, eröffnet der Film mit einem Trost, wenn der junge Carl Friedrich Gauß, auf den sie zurückgeht, Ende des 18.Jahrhunderts die Rute seines Lehrers zu spüren bekommt. Der Schaden bleibt ja auch begrenzt, wird doch dieser Lehrer Gauß’ erster Förderer auf dem Weg zum bekanntesten Mathematiker seiner Zeit werden. Im Unterschied zu Gauß (Florian David Fitz) stammt Alexander von Humboldt (Albrecht Schuch) nicht aus der Welt der Armut, sondern des Wohlstands, besitzt auch nicht den brillanten Verstand des von ihm bewunderten Mathematikers, wohl aber dessen Neugier, die Welt verstehen zu wollen. Humboldt reist dafür um den Globus, studiert Menschen, Fauna und Flora, während der Forschungsraum von Gauß, der das Königreich Hannover vermessen soll, vor allem sein Kopf bleibt. Der Film begleitet beide Männer von der Kindheit bis ins höhere Alter, wechselt zwischen Südamerika und deutscher Heimat hin und her, bis sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten, darunter Einsamkeit und Weltfremdheit, erschließen.
Buck, der mit Kehlmann und Daniel Nocke auch das Drehbuch schrieb, bleibt zurückgenommener Beobachter, selbst im bissigen, visuell aufgelösten Kommentar zum jesuitischen Missionarstum, bei dem Vorder- und Hintergrund des Bildes die Heuchelei enttarnen. Leise Komik regiert, entwickelt sich aus den zwei Zentralexoten, aber auch durch witzige Nebenfiguren (herausragend: Michael Maertens als leicht debiler Landesfürst). Trotz eines limitierten Budgets leistet “Die Vermessung der Welt” auch ausstatterisch Erstaunliches, erforscht mit plastischem 3D den Raum von Zimmern, Regenwäldern, ja sogar Körpern. Dieser optisch eindrucksvolle Film, der für einen Schauplatzwechsel die Welt schon einmal auf den Kopf stellt, ist nicht nur eine Liebeserklärung an den Entdeckergeist, sondern auch ans Kino. kob.
Originaltitel: Die Vermessung der Welt
Regie: Detlev Buck
Darsteller: Florian David Fitz (Carl Friedrich Gauß), Albrecht Schuch (Alexander von Humboldt), Jérémy Kapone (Aimé Bonpland), Vicky Krieps (Johanna Gauss), Katharina Thalbach (Mutter Gauß), Sunnyi Melles (Mutter Humboldt), Karl Markovics (Lehrer Büttner), Michael Maertens (Herzog), Max Giermann (Mann vom Militär), David Kross (Eugen Gauß), Aaron Denkel (Alexander von Humboldt als Kind), Lennart Hänsel (Carl Friedrich Gauß als Kind), Baldanpurev Sambuu (Lama), Agi Dawaachu (Übersetzer), Mercedes Jadea Diaz (Johanna als Kind), Nils Dreschke (Hauslehrer Kunth), Paul von Mikulicz (Wilhelm von Humboldt, jung), Guntbert Warns (Vater Gauß), Anastasiia Dmitrievna Kyryliuk (Nina), Jose Alvear (Eseltreiber), Juanita Guarderas (erste Dame auf dem Sklavenmarkt), Christina Coral (zweite Dame auf dem Sklavenmarkt), Georg Friedrich (Sklavenhändler), Christian Cobo (Mestize), Àlex Brendemühl (Pater Zea), Thomas Loibl (Barbier), Anna Unterberger (Minna), Tatjana Merizalde Dobles (Indianerin), Ronald Kukulies (Fleischer), Guido Navarro (Großer Indianer), Heiko Klimenko-Hamann (bedrohlicher Mann), Peter Matic (Kant), Eric Minsk (Kants Diener), Anne Berlin (die eine Frau), Ursula Heyne (die andere Frau), Rafael Santi (Schamane), Lennie Gottberg (Student), Thomas Oláh (Bote), Amelie Elisa Klein (Gauß’ Tochter Wilhelmine), Nino Nervi (Eugen Gauß, jung), Leopold Nicolaus (Daguerre), Oliver Belling (Humboldts Lakai), Michael Schenk (König von Preußen), Tobias Margiol (Enkel des Königs von Preußen), Sven Regener (Naturforscher), Leander Haußmann (ein anderer Naturforscher), Daniel Kehlmann (der unheimliche Mann), Johannes Zeiler (Gendarmeriekommandant Vogt), Detlev Buck (wütender Mann)
Produktion: Claus Boje
Produktionsland: Deutschland/Österreich
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: 118 min.
Filmpreise:
Name: Österreichischer Filmpreis
Jahr: 2013
Kategorie: Beste Maske
Zustand: Gebraucht
Altersbegrenzung: 12
Hersteller: Warner Home Video
Anbieterartikelnummer: 645422
EAN: 5051890130358
Grundpreis: Eur /