Satirische Hochglanz-Komödie über einen Sex-Junkie von und mit Joseph Gordon-Levitt, der die wahre Liebe entdeckt. Sein Regiedebüt schrieb sich Hollywoods Nachwuchs-Star Joseph Gordon-Levitt (“Inception”) nicht nur auf den durchtrainierten Model-Body. Die frenetische Neuinterpretation eines manisch unreifen Don Juan nutzt auch weidlich die Freiheiten eines Mini-Budgets von 6 Mio. Dollar. Trotzdem weist die rasante Komödie mit Scarlett Johansson als Traumfrau mit Tick und Julianne Moore als reifer Liebeslehrerin zwei weitere Großkaliber auf. Überdreht glossiert der 32-Jährige Erstfilmer die Macken von mit frei verfügbarer Pornografie aufgewachsenen Kerlen, die emotional Jungs geblieben sind: Die Identität des cool-schmierigen Aufreißers Jon liegt Gordon-Levitt an wie eine zweite Haut und stellt einen ähnlichen Problemfall wie Michael Fassbender in “Shame” dar. Nur, dass dieser ordinäre Prolet aus dem Italo-Trash-Milieu sein Leben in vollen Zügen genießt: Jede Nacht eine andere, nur um festzustellen, dass Masturbieren einfach erfüllender ist als seine verklemmten Bettgespielinnen. Selbst, als er bei Männertraum Barbara (Johansson) landet, ändert sich daran nichts. Von seiner Porno-Sucht, unterlegt mit vielen heißen Clip-Ausschnitten, kommt er einfach nicht los. Stattdessen hat ihn die kontrollsüchtige Edel-Spießerin in der Hand – da helfen auch Jons regelmäßige Kirchenbeichten nichts. Psychisch erweist sich die Schmonzetten-Geschädigte als mindestens so realitätsfern wie der empathielose Macho, der zufällig die sensible Esther (Moore) kennenlernt. Über Umwege gelingt es ihr, dem Gefühls-Unterentwickelten wahre Liebe zu lehren und leitet damit einen romantischen Reifeprozess ein, dessen Moral den bislang so ausgereizten Spaßfaktor ausbremst. Diesen hat Gordon-Levitt als Regisseur phantastisch im Griff, inszeniert mit Verve ein aufgekratztes Stakkato, das einen Lifestyle abfeiert und gleichzeitig seine Monotonie und innere Leere ausstellt. Bis in kleinste Nebenrollen pointierte Figuren, speziell Jons Familie, sind Wonne pur einer Tour de Force durch maskuline und feminine Erwartungshaltungen in Beziehungen. Diese freizügigen Parodie auf Männerbilder, Genderrollen und Eroberungsverhalten hat ein Auge für Charakterskizzen, reißt plastisch ab, was es bedeutet, dem schönen Schein zu verfallen und die Wirklichkeit als reizlos wahrzunehmen. Sie ist aber auch pädagogisch genug, um eine wirksame Therapie anzuwenden, die ein Raubtier zum Schmusekater domestiziert. tk.
Originaltitel: Don Jon Sprache: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA Untertitel: Deutsch Regie: Joseph Gordon-Levitt
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt (Jon), Scarlett Johansson (Barbara), Julianne Moore (Esther), Tony Danza (Jon Sr.), Glenne Headly (Angela), Brie Larson (Monica), Rob Brown (Bobby), Jeremy Luke (Danny), Italia Ricci (Gina), Lindsey Broad (Lauren), Amanda Perez (Lisa), Sarah Dumont (Sequins), Sloane Avery (Patricia), Loanne Bishop (Barbaras Mutter), Arin Babaian (Barkeeper), Arielle Reitsma (Pink), Rizwan Manji (Lehrer), Tiffany Pulvino (Hostess), Antoinette Kalaj (Feefee), Arayna Eison (Beebee), Becky O’Donohue (Deedee), Elena Kim (Purple), Anne Hathaway (Hollywoodstar 1), Channing Tatum (Hollywoodstar 2), Meagan Good (Hollywoodstar 3), Cuba Gooding Jr. (Hollywoodstar 4)
Produktion: Ram Bergman Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1:2,35/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 MA Medienanzahl: 1 Laufzeit: 94 min.
Kritik: Die Rolle des Muscleshirt-Machos hat sich der Schauspieler Joseph Gordon-Levitt (“Inception”) in seinem furiosen Regiedebüt selbst auf den Leib geschrieben und überzeugt nun als emotional unterentwickelter Pornojunkie dieser rasanten, satirisch scharfen Komödienversion von “Shame”. Scarlett Johansson gibt souverän das reale Objekt seiner Begierde, und Julianne Moore ist für die sanfte Therapie zuständig in diesem glaubwürdig inszenierten Spaß über den Sex in Zeiten wie diesen.
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