Das Kino von Walter Hill und Michael Mann, Filme wie “Leben und Sterben in L.A.” und “Der Einzelgänger” werden eindringlich in Erinnerung gerufen in der ersten großen Hollywoodproduktion des dänischen Regiewunderkinds Nicolas Winding Refn, das es mit seinem achten Film erstmals – endlich! – auf deutsche Leinwände schafft. Es ist ein cooler, kühler, unendlich faszinierender und hypnotisierender Film geworden, eine Reise buchstäblich ans Ende der Nacht, ein L.A.-Neo-Noir, vorangetrieben von einem pumpenden Eurosynth-Soundtrack, seinem lakonischen, zupackenden Ton und einer Besetzung, die so hip ist, dass es fast wehtut. Ein mit großem Stilwillen realisiertes Krimimärchen, dessen namenloser Held – er wird einfach “Driver” genannt und von Ryan Gosling als Steve McQueen mit Poker- und Babyface gespielt – ein einsamer Wolf mit einem ganz eigenen Ehrenkodex ist, wie die Hauptfiguren von Refns vorangegangenen Filmen “Bronson” und “Walhalla Rising”, die den 41-jährigen Regisseur ganz nach oben in der Riege der jungen Wilden katapultierten. Während diese knorrigen Kerle sich jedoch in archaischen Machoritualen ergingen, ist Driver gezwungen, als erster Refn-Hero die Deckung aufzugeben: Er wickelt seine Arbeit – tagsüber als Stuntman für Hollywood und nachts als Fahrer für die Mafia – mit unbeteiligter Präzision ab, verliebt sich dann jedoch in seine Nachbarin, als würde er urplötzlich von einem William-Friedkin Movie in einen John-Hughes-Film stolpern: Carey Mulligan ist wie Molly Ringwald in “Sixteen Candles”. Diese Liebe ist es, die Driver befreit, aber schließlich auch seinen Niedergang herbeiführt: Um sie zu retten, beteiligt er sich an einem riskanten Raubzug, der prompt schiefgeht und ihn auf einmal auf einen Kollisionskurs mit denen schickt, die eigentlich seine Auftraggeber sind. In einer jetzt schon legendären – und in Cannes mit Applaus bedachten – Szene in einem Fahrstuhl liegen heiße Küsse und exzessive Ultragewalt so nahe beisammen, wie man es seit “Wild at Heart” nicht mehr erlebt hat. Und doch verliert “Drive” nie den Boden unter den Füßen oder gar die Kontrolle übers Lenkrad: Refn – der selbst keinen Führerschein besitzt – steuert seinen Film mit der Übersicht eines Schachspielers durch sein Plotlabyrinth, bis hin zum intensiven Showdown, in dem Driver gegen seine Nemesis – ausgerechnet der sprichwörtliche Nebbish Albert Brooks gibt den unnachgiebigen Bösewicht – antritt. Auf dem Weg dahin werden angesagte Fernsehstars aus “Breaking Bad” und “Mad Men” verschlissen, kleine Tragödien am Rande erzählt und das Kino mit originellen Verfolgungsjagden und eindringlichen Bildern zelebriert, die einem Augen und Herz übergehen lassen: Mit Bleifuß rast “Drive” zum ewigen Kultstatus. ts.
Originaltitel: Drive Sprache: Deutsch dts HD 5.1/Englisch dts HD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch Regie: Nicolas Winding Refn
Darsteller: Ryan Gosling (Driver), Carey Mulligan (Irene), Bryan Cranston (Shannon), Albert Brooks (Bernie Rose), Oscar Isaac (Standard Gabriel), Christina Hendricks (Blanche), Ron Perlman (Nino), Kaden Leos (Benicio), Jeff Wolfe (Tan Suit), James Biberi (Cook), Russ Tamblyn (Doc), Tiara Parker (Cindy), Cesar Garcia (José), Christian Cage (Christian)
Produktion: Michel Litwak Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:2,35/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 Laufzeit: 100 min.
Kritik: Mit der Verfilmung eines Noir-angehauchten Krimis von Kultautor James Sallis gibt das dänische Wunderkind Nicolas Winding Refn (“Bronson”, “Walhalla Rising”) sein amerikanisches Debüt. Erneut nutzt er einen Genrestoff, der sich vor “Two-Lane Blacktop”, “Fluchtpunkt San Francisco” vor allem aber Walter Hills “Driver” verbeugt, um einerseits Spannung zu erzeugen, andererseits unkonventionell existenzialistische Betrachtungen anzustellen. Dafür konnte er eine mörderisch gute Besetzung gewinnen.
Filmpreise: Name: Internationale Filmfestspiele in Cannes Jahr: 2011 Kategorie: Beste Regie
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