Der Film zum Skandal-Bestseller. Sam Taylor-Johnson hat den ersten Band von E. L. James’ SM-Trilogie verfilmt – werk- und wortgetreu und ansehnlich besetzt. Einer der größten Aufreger der 65. Berlinale – in der Sektion “Special” zu sehen – war zweifelsohne “Fifty Shades of Grey”. Am 11. Februar, einen Tag vor dem bundesweiten Start, feierte die Adaption des ersten Teils von E. L. James’ Erotik-Bestsellertrilogie, die sich weltweit über 70 Millionen Mal verkaufte, im schicken Zoo Palast – schräg gegenüber von einer großen Beate-Uhse-Filiale gelegen – seine Weltpremiere. Um die sadomasochistische Beziehung zwischen der Literaturstudentin Anastasia Steele und dem Milliardär Christian Grey kreist der einfach gestrickte Plot, nach rund einer Stunde Vorspiel – man lernt sich bei einem Interview kennen, taxiert sich, kommt sich näher – geht’s dann zur Sache. Die Hüllen fallen, Kabelbinder, Handfesseln und diverse Peitschen werden ausgepackt. Das klingt schlimmer als es tatsächlich ist, denn zu sehen bekommt man elegant und flüssig fotografierte, auf der Sprachebene zuweilen unfreiwillig komische Liebe-und-Hiebe-Unterhaltung, die über weite Strecken an gepflegte Dessous-Werbung erinnert. Kamera (Seamus McGarvey) und Schnitt (Lisa Gunning) bleiben züchtig – nicht zuletzt der FSK 16 geschuldet – über der Gürtellinie, ausgiebig betrachten darf man(n) jedoch die Brüste von Dakota Johnson, der Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson, sowie den Sixpack von Model Jamie Dornan. Regisseurin Sam Taylor-Johnson (“Nowhere Boy”) hat nach dem Drehbuch von Kelly Marcel (“Saving Mr. Banks”) ein SM-Erotikdrama gedreht, das exakt der Vorlage entspricht, die Dialoge musste sie wörtlich übernehmen – eine vertragliche Forderung der Autorin. (Harter) Sex oder Liebe? lautet die zentrale Frage, im schönsten Moment des Films verlieren die “love birds” im Segelflieger im Wortsinn den Boden unter den Füßen – eine Reminiszenz an Norman Jewisons “Thomas Crown ist nicht zu fassen” (1968), da wunderbar untermalt von “The Windmills of Your Mind”, interpretiert von Noel Harrison. Was einen direkt zur Musik, dem dritten “Hauptdarsteller”, bringt. Nach vollzogenem Akt setzt sich Chris im Luxus-Penthouse wie Richard Clayderman an den schwarz schimmernden Flügel, Ana gesellt sich, Aphrodite gleich in ein schneeweißes Bettlaken gehüllt, zu ihm. Als Anheizer erklingt Screamin’ Jay Hawkins’ “I Put a Spell on You”, die Stones steuern ihr “Beast of Burden” bei und Beyoncé spricht der Protagonistin mit “Crazy in Love” aus der Seele – nur Ian Durys “Hit Me with Your Rhythm Stick” hat man vergessen. Der Hype und das gute Marketing machen diesen Film primär aus, der in allen handwerklichen Belangen tadelsfrei umgesetzt ist und durch die durchaus differenzierte Darstellerleistung von Johnson besticht. Von der Drastik, die Lars von Triers vergleichbarer “Nymphomaniac” ausmachte, ist nichts zu spüren, eher etwas in Richtung “Striptease” oder “9 1/2 Wochen”. Und einen Skandal wird er wohl auch nicht auslösen. Ana erniedrigt sich nämlich viel emanzipierter als ihre Vorgängerin und Kollegin Corinne Clery in Just Jaeckins Softporno-Meilenstein “Die Geschichte der O”. Feministinnen erboste das 1975 so sehr, dass sie Stinkbomben warfen und auf Kinosessel pinkelten. Der Film wurde dennoch ein Hit – wie wohl auch dieser. geh.
Originaltitel: Fifty Shades of Grey Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Türkisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch/Türkisch/Arabisch/Hindi/Isländisch Regie: Sam Taylor-Johnson
Darsteller: Dakota Johnson (Anastasia Steele), Jamie Dornan (Christian Grey), Luke Grimes (Elliot Grey), Jennifer Ehle (Carla May Wilks), Eloise Mumford (Kate Kavanagh), Rita Ora (Mia Grey), Marcia Gay Harden (Dr. Grace Trevelyan Grey), Max Martini (Jason Taylor), Rachel Skarsten (Andrea), Victor Rasuk (José Rodriguez)
Produktion: Michael De Luca Produktionsjahr: 2015 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 123 min.
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