Hasbro lässt nach den “Transformers” das zweite Paradefranchise aus dem Stall. In gut gelaunter Nonstopaction lässt “Die Mumie”-Macher Stephen Sommers die internationale Einsatzgruppe “G.I. Joe” um den Weltfrieden ringen und bringt sie für Fortsetzungen in Stellung. Klotzen und nicht kleckern heißt die unschlagbare, weil bewährte Devise. Der Zuschauer soll nicht überzeugt, auch nicht überwältigt, sondern einfach überrollt werden: Wer keine Zeit zum Atemholen hat, kann auch keine Bedenken anmelden. Als wollte er sich nach fünfjähriger Pause seit seinem insgesamt eher misslungenen Horror-Rundumschlag “Van Helsing” mit einem ganz besonders großen Ausrufezeichen wieder zurück zum Dienst an vorderster Big-Budget-Front melden, verzichtet Stephen Sommers auf all das unnötige Zeug, das bei voller Erzählbeschleunigung im Weg stehen könnte. Figurenentwicklung, Atmosphäre und Charme müssen nun mal auf der Stecke bleiben, wenn man zwei Stunden mit all den Gadgets, Waffen, Gestalten und Effekten füllen will, die die Fangemeinde einfordert. Und doch muss man Sommers ein Kompliment machen: Obwohl er zahlreiche Figuren einführen und ihre Hintergrundgeschichte erzählen, dafür ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen schwenken und gleichzeitig eine nachvollziehbare Geschichte vorantreiben – und das ist im Wortsinne zu verstehen – muss, hat sein Film allemal mehr Seele als Michael Bays Hasbro-Materialschlachten. Ja, es lässt sich sogar eine richtige Geschichte ausmachen und Humor aufspüren, während der Film sich gebärdet, als müsste er sämtliche James-Bond-Szenarien aller Zeiten potenzieren. Drunter geht’s nicht mehr. Mit der schier endlosen, sich immer wieder aufs Neue aufbäumenden und Haken schlagenden – auch das durchaus im Wortsinne – Paris-Sequenz ist Sommers sogar ein kleiner Klassiker des Kinosommers gelungen: Während die Neu-Joes Duke und Ripcord (Channing Tatum und Marlon Wayans müssen das Schauspiel nicht neu erfinden, erweisen sich aber als gut aufeinander abgestimmtes Duo) in ihren futuristischen Geschwindigkeitsanzügen durch die Straßen rasen, Raketen ausweichen, durch oder über Busse springen und um sie herum soviel in die Luft gejagt wird, wie gerade in den jeweiligen Bildausschnitt passt, um eine geheimnisvolle Waffe zu stoppen, die den Eiffelturm zum Einsturz bringen soll, ist man doch immer wieder überrascht, ob des verspielten Einfallsreichtums der Macher. Den man sich auch beim etwas weniger aufregenden Showdown in einer Unterwasserfestung gewünscht hätte, in dem vielleicht das ein oder andere computeranimierte U-Boot zuviel sich durch immer neue Pforten ballern muss. Nun mag nicht alles Gold sein, was da verführerisch schimmert in “G.I. Joe”. Aber es ist immer ein Film, der seiner Vorlage und ihrer 45-jährigen Historie als erste aller Actionfiguren gerecht wird. Weil er seine Kniffe beherrscht, weil er in seinem Größenwahn immer da ökonomisch ist, wo es nötig ist, weil er zwar von einer militärischen Einheit erzählt, aber nicht militaristisch ist, und weil er trotz Härte und Hardware eine Seele besitzt: Am Ende geht es nicht um Endlösung mit einer alles vernichtenden Wunderwaffe, sondern um Erlösung durch Liebe, wenn Duke seine alte Liebe – Sienna Miller ist als Baroness in schwarzem Leder der entscheidende Blickfang – vom Pfad des Bösen abbringen will. Und gleichzeitig hat “G.I. Joe” noch Platz, überzeugend von der Genese einer Heldentruppe und ihres Gegenspielers zu fabulieren. Auf dass diese Geschichte in den zu erwartenden Fortsetzungen vertieft werden. Und Dennis Quaid dann mehr zu tun bekommt, als das Beret schräg ins Gericht zu ziehen und Befehle zu bellen. ts.
Darsteller: Dennis Quaid (General Hawk), Sienna Miller (The Baroness), Joseph Gordon-Levitt (Cobra Commander), Rachel Nichols (Shana ‘Scarlett’ O’Hara), Adewale Akinnuoye-Agbaje (Heavy Duty), Ray Park (Snake Eyes), Saïd Taghmaoui (Breaker), Lee Byung-hun (Storm Shadow)
Produktion: Lorenzo di Bonaventura Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2009 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 118 min.
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