Tommy Wirkolas Genrespaß zeigt die legendären grimmschen Geschwister als gereifte und blutig entschlossene Waldschützer. Wenn schon Abraham Lincoln als Vampirjäger enttarnt wurde, erfordern Hänsel und Gretel als professionelle Hexenkiller keinen großen Gedankenschritt, zumal die Geschwister schon im Märchen Ersterfahrungen machten. Das berühmte Pfefferkuchenhaus und die als Heizmaterial entsorgte monströse Besitzerin markieren auch den Prolog dieses actionreichen Funfilms, dessen persönliche Note bereits durch das rötlich gefärbe Paramount-Logo hinreichend erklärt ist. Die drastische, mit Comic-Touch gepaarte Härte begleitet den vierten Kinofilm des norwegischen Genrespezialisten Tommy Wirkola, der in der heimatlichen Bergwelt bereits Nazi-Zombies entdeckte, bis zum Ende und gibt dem zentralen Schauplatz Augsburg ein neues Image weit entfernt von jeglicher Puppenkisten-Heimeligkeit. Nach ihren traumatischen Kindheitserlebnissen sind Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) hauptberufliche Hexenjäger mit einem stattlichen Arsenal an Waffen, die sie auch als höchstbegabte Tüftler ausweisen. Das Spektrum reicht von handlichen Riesenwummen bis hin zu frühelektrischen Tasern mit Kurbelmechanismus, das Jagdziel in der von Wirkola mitverfassten Story sind Hexen, die Kinder entführen, um sie für das Blutmondritual opfern zu können. Auch wenn Thomas Mann in diesem Film eine tragende Rolle spielt, ist die erzählte Geschichte kein Diskussionsgegenstand für Germanistenseminare und Mann tatsächlich nur ein texanischer Schauspieler, der in seiner Rolle als Nachwuchsjäger den Geschwistern zur Hand geht. Renner und Arterton nehmen den Film nicht ernster, als er sich selbst und sind ein sympathisches Duo im Kampf gegen die Haupthexe, die Famke Janssen mit sichtbarer Lust am Bösen belebt. Der an deutschen Drehorten, darunter Bamberg und Babelsberg, realisierte und von Starkomiker Will Ferrell mitproduzierte Film macht das Beste aus seinem 60 Millionen-Dollar-Budget und kann auf ein einige harte, kinetische und in der Harmonie von Stunt, Schnitt, Effekt und Inszenierung überdurchschnittlich gute Actionsequenzen bauen. Ein Funfilm mit Splatternote, weder provokant noch durchgeknallt, sondern kurz, knackig und, dank eines großherzigen Riesen, auch trollig. kob.
Originaltitel: Hansel and Gretel: Witch Hunters Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch Dolby TrueHD 5.1/Italienisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch/Italienisch Regie: Tommy Wirkola
Darsteller: Jeremy Renner (Hänsel), Gemma Arterton (Gretel), Famke Janssen (Muriel), Peter Stormare (Berringer), Zoe Bell (Große Hexe), Derek Mears (Edward), Thomas Mann (Ben), Ingrid Bolsø Berdal, Pihla Viitala (Mina), Thomas Scharff (Vater), Cedric Eich (Hänsel, jung), Alea Sophia Boudodimos (Gretel, jung)
Produktion: Will Ferrell Produktionsland: USA/Deutschland Produktionsjahr: 2012 Bildformate: 1:2,40 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 102 min.
Kritik: Nachdem er bereits Nazi-Zombies in Norwegens Bergwelt ausfindig machte, denkt Tommy Wirkola das berühmte grimmsche Märchen als temporeichen Actioncomic mit Splatternote fort. Dabei macht er das Beste aus seinem 60-Millionen-Dollar-Budget und realisierte an deutschen Drehorten wie Bamberg und Babelsberg eine ohne Reue unterhaltsame, blutige und mit guten Actionsequenzen überzeugende Hexenjagd, welche die beiden Stars, Gemma Arterton und Jeremy Renner, nicht ernster nehmen, als dieser Genrespaß auch sich selbst.
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