Zum vorletzten Mal duelliert sich der Zauberlehrling mit dem Unaussprechlichen in einem überzeugend düsteren Vorfinale auf das im Sommer folgende Franchiseende. Alles ist anders im ersten Teil der finalen Abrechnung zwischen Gut und Böse, die auch ohne den geplanten 3-D-Bonus mit fantastisch plastischen Bildern von Kameramann Eduardo Serra in Koalition mit Digitalzauberei visuell verblüfft. Hogwarts ist als Schauplatz verwaist und aufgegeben, seine traditionellen Rituale wie auch ein Großteil der vertrauten Lehrer und Schüler sind weitgehend in die Erinnerung verbannt. Und Düsternis dominiert den Film in einem Ausmaß, das die Freigabe ab 12 Jahren wirklich begründet. Bereits der Einstieg ist atmosphärisch brillant, zeigt, wie Harry, Hermine und Ron ihre Heime, ihre Kindheit, verlassen, um sich vor dem zu schützen, der vor seinen Anhängern seine Macht demonstriert. Im Schloss von Lucius Malfoy bittet Lord Voldemort zum Folterdinner, das für eine entführte Hogwarts-Lehrerin im Magen seiner Hausschlange endet. Nach der Reunion des zentralen Heldentrios und seiner Verbündeten schließt sich die erste große Actionsequenz des Films an – eine Luftattacke, die von Voldemort und seinen Todessern auf Potter geführt wird. Fortan ist die Titelfigur an keinem Ort mehr sicher, zieht sich eine Stimmung der Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit durch den Film, die das Potter-Trio bis zum Ende begleitet. Die Suche nach dem mächtigsten Zauberstab der magischen Welt und den verbleibenden Horkruxen, mit deren Zerstörung auch Voldemorts Schicksal besiegelt werden kann, ist das dominante dramatische Motiv des siebten Potter-Films, das alles überschattet – auch die Beziehung der Hauptfiguren, die im Vorgänger romantisch fixiert wurde und damit kaum weiterentwickelt werden kann. Für die wenigen entspannten Momente sorgen der kauzige Ron und eine Verwechslungssequenz, die die Freunde mit erwachsenen Tarnidentitäten ins Zaubereiministerium führt. Das Eindringen in diese von Voldemort unterwanderte Institution, die den Terror von “Brazil” vergleichsweise harmlos erscheinen lässt, gehört zu den Höhepunkten des Films, wie auch eine visuell innovative Animationssequenz, die die Vorgeschichte der titelgebenden Heiligtümer erzählt, und eine von mehreren unheimlichen Waldszenen, in der Hermine, für das Böse unsichtbar, der tödlichen Gefahr direkt ins Auge sieht. Die Entwicklung des Plots, der reduzierter als bei den Vorgängern wirkt, dehnt der Film spürbar – und will, wie schon seine Vorgänger, Muggles vor der Leinwand nicht erklären, warum in bestimmten Szenen Magie, etwa ein “Geständniszauber”, nicht als Lösung eingesetzt werden kann. Das macht manchmal ratlos, trübt aber den Gesamteindruck dieses von Alexandre Desplat auch musikalisch aufgewerteten Films nicht, der das Potter-Franchise mit “The Road” verbindet und auch ohne Overkill an Effekten optisch und atmosphärisch eindrucksvoll die Saat für das große Finale im Sommer sät. kob.
Originaltitel: Harry Potter and the Deathly Hallows: Part I Serientitel: Harry Potter Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Niederländisch DD 5.1 Untertitel: Dt. f. Hörg./Engl. f. Hörg./Niederländisch Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe (Harry Potter), Rupert Grint (Ron Weasley), Emma Watson (Hermine Granger), Helena Bonham Carter (Bellatrix Lestrange), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Ralph Fiennes (Lord Voldemort), Brendan Gleeson (“Mad-Eye” Moody), Jason Isaacs (Lucius Malfoy), Alan Rickman (Severus Snape), Julie Walters (Mrs. Weasley), Mark Williams (Arthur Weasley), Tom Felton (Draco Malfoy), Bonnie Wright (Ginny Weasley), James Phelps (Fred Weasley), Oliver Phelps (George Weasley), Evanna Lynch (Luna Lovegood)
Produktion: David Barron Produktionsland: USA/Großbritannien Produktionsjahr: 2010 Bildformate: 1:2,40/16:9 Laufzeit: 139 min.
Kritik: Die Ouvertüre des zweiteiligen Potter-Finales nimmt sich für den Plot, der reduzierter als bei den Vorgängerfilmen wirkt, ausgiebig Zeit. In der Folge fokussiert sich Regisseur David Yates auf den Aufbau einer beklemmenden und bedrohlichen Atmosphäre, die den Film zum bisher düstersten und erwachsensten der Reihe macht. Einer der optisch überzeugendsten ist er überdies, dank der plastischen Bilder von Kameramann Eduardo Serra. Eindrucksvoll wird so die Saat gesät für das 2011 folgende Finale.
Filmpreise: Name: Bogey – Box Office Germany Award Jahr: 2011 Kategorie: Platin – 5 Mio. Besucher in 50 Tagen
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