Die teils komische, teils melancholische Adaption von Hape Kerkelings Pilgerreiseberichts-Bestseller hält sich eng an die Vorlage und hat in Devid Striesow den idealen Hauptdarsteller. Fünf Millionen Menschen konnte Hape Kerkeling mit seinem ungewöhnlichen Reisebericht, der 2006 in Buchform auf den Markt kam, begeistern. Dadurch wurde Pilgern salonfähig und der Titel zum geflügelten Wort. Knapp eine Dekade später folgt nun die bebilderte Version von “Ich bin dann mal weg”. Regisseurin Julia von Heinz, die mit “Hanni & Nanni 2” schon einmal im leichten Fach reüssieren konnte, hält sich denn auch recht getreu an die Vorlage und schafft es, diesen ureigenen Ton des Autoren zu treffen, der Komödiantisches mit Nachdenklichem, Kurioses mit Philosophischem auf besondere Weise verknüpft. Auch strukturell ändert von Heinz wenig: Hape, übergewichtig, krank und gestresst, entschließt sich eines Tages, die 782 km des Jakobswegs nach Santiago de Compostela zu Fuß zu bestreiten. Auf diesem abenteuerlichen Trip begegnet er nicht nur zahlreichen spannenden Menschen, er verarbeitet auch seine (in Flashbacks inszenierten) Kindheitserlebnisse und findet nach und nach zu sich selbst. “Ich bin dann mal weg” ist alles andere als eine Schenkelklopfkomödie, in der jeder Gag ein Brüller ist. Hier kommt der Humor eher sanft-subtil daher, er entsteht durch die teils verrückten Erlebnisse und Figuren, die sich auf dem Jakobsweg tummeln, aber auch durch Kerkelings elegant-ironischen Wortwitz, der über zahlreiche Off-Passagen (“Pilgern tut weh”, “Das Bodenpersonal von Gott taugt nix”) transportiert wird, kommt zur Geltung und lässt einen ein ums andere Mal schmunzeln. Dass die amüsante Selbstfindungsreise, in der auch existenzielle Themen, wenn auch nicht vertieft, aber doch zumindest behandelt werden, ein bisschen Kinoqualität besitzt, liegt an Kameramann Felix Poplawsky, der immer wieder versucht, der klaustrophobische Enge der Pilgerherbergen zu entkommen, indem er dieser ab und an Bilder der schier endlosen spanischen Hügellandschaft entgegensetzt. “Ich bin dann mal weg” ist außerdem ein flammendes Plädoyer für das Innehalten, das In-sich-hinein-Hören, aber auch für Erkenntnisse wie “Auf dem Pfad der Erleuchtung tappe ich immer noch im Dunkeln”. Dass die Verfilmung dem Bestseller gerecht wird, liegt vor allem an Devid Striesow, der Kerkeling auf wunderbare Weise interpretiert und dabei voll ins Schwarze trifft. Und weil Katharina Thalbach als Hapes knuddelige Omma Bertha (in den Rückblicken) und Karoline Schuch als vorlaute Journalistin Lena dem Film viel Energie und Vitalität mitgeben, behält letztlich doch der komische vor dem melancholischen Aspekt die Oberhand. lasso.
Originaltitel: Ich bin dann mal weg Sprache: Deutsch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg. Untertitel: Englisch/Dt. f. Hörg. Regie: Julia von Heinz
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