Nach Paul Greengrass mit seinem “Captain Phillips” nimmt sich nun auch Bill Condon eines den aktuellen Schlagzeilen entrissenen Tatsachenthrillers an, der kaum zeitgemäßer sein könnte. Seine im Stil eines modernen Updates von “Die Unbestechlichen” inszenierte Politstory besticht mit atemlosem Tempo und einer wie gewohnt souveränen Performance von Benedict Cumberbatch als Julian Assange. Nicht eine Sekunde kommt der als moderner und sehr glatt anzusehender Politthriller inszenierte Film zur Ruhe und entspricht damit einer Welt, die ihrerseits längst keine Auszeit mehr kennt und die Menschen ununterbrochen mit einem Sperrfeuer von Nachrichten und Neuigkeiten bombardiert. Entsprechend hat der Regisseur den Film in einer Großstadtwelt angesiedelt, in der große Fenster, freie Räume und spiegelnde Oberflächen dominieren: Alles ist zwar offen, für jedermann einsehbar, es gibt keine Geheimnisse – doch fehlt die nötige Transparenz, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist die Grundlage für die Geschichte der Freundschaft und Partnerschaft zwischen dem charismatischen WikiLeaks-Gründer Julian Assange und seinem Leutnant, dem Deutschen Daniel Domscheit-Berg, auf dessen 2011 erschienenen Buch das Drehbuch von Josh Singer basiert: Daniel Brühl spielt ihn mit der nötigen Zurückhaltung, die ihn zum Gegenpol Assanges werden lässt und zum moralischen Gewissen des Films macht. Als Domscheit-Berg gegen die zunehmende Egomanie seines weißhaarigen Partners zu rebellieren beginnt, weil er erkennt, dass Assange für seine persönliche Agenda alle Prinzipien über Bord wirft, beginnt ein zermürbender Kleinkrieg zwischen den beiden. Gleichzeitig beginnt eine Hetzjagd auf Assange und WikiLeaks, als die Website sich nach kleineren Fischen wie der Schweizer Bank Julius Baer, Scientology und der British National Front mit der amerikanischen Regierung anlegt. Vor allem Cumberbatchs fulminanter Auftritt ist unbedingt sehenswert: Er bleibt in Erinnerung, während manche Inhalte schnell verblassen. Das hohe Tempo des Films sorgt dafür, dass kaum eines der Themen über seine bloße Darstellung hinaus vertieft wird und einem auch die Figuren letztlich fremd bleiben – virtuelle Gestalten, am Reißbrett entworfen. Während alles andere so aufreizend offen sichtbar ist, bleiben sie undurchdringlich und distanziert. Vielleicht ist das auch die Absicht des Regisseurs, der nach den beiden letzten “Twilight”-Filmen unverkennbar Freude daran hat, einen Film mit heißer Nadel zu stricken, in vollem Bewusstsein, von der Realität überholt zu werden, während man noch mitten in der Arbeit steckt. Faszinierend. ts.
Originaltitel: The Fifth Estate Sprache: Deutsch dts HD 5.1 HR/Englisch dts HD 5.1 HR Regie: Bill Condon
Darsteller: Benedict Cumberbatch (Julian Assange), Daniel Brühl (Daniel Domscheit-Berg), Anthony Mackie (Sam Coulson), David Thewlis (Nick Davies), Alicia Vikander (Anke), Peter Capaldi (Alan Rusbridger), Carice van Houten (Birgitta Jonsdottir), Dan Stevens (Ian Katz), Stanley Tucci (James Boswell), Laura Linney (Sarah Shaw)
Produktion: Steve Golin Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 HR Medienanzahl: 1 Laufzeit: 128 min.
Kritik: Atemlos und rasend erzählt Bill Condon (“Breaking Dawn 1 & 2”) die Geschichte von WikiLeaks als modernen Politthriller, der “Die Unbestechlichen” als Krimi für das Computerzeitalter auf den heutigen Stand der Dinge bringt. Parallel zu den weltpolitischen Fakten rückt aber auch die Geschichte einer Freundschaft und ihres Scheiterns in den Fokus. Dank der großartigen Benedict Cumberbatch und Daniel Brühl in den Hauptrollen wirkt dieser Aspekt besonders stark nach: Erst hier entwickelt der Film die nötige dramatische Fallhöhe.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.