Timo Vuorensola gelingt mit seiner bitterbösen Nazi-Persiflage bester Sci-Fi-Weltraum-Trash, in dem Götz Otto und Udo Kier als konkurrierende Bösewichte kräftig vom Leder ziehen. Nazis, die auf der dunklen Seite des Mondes finstere Pläne aushecken. Eine Komödie bei der zwei rivalisierende NS-Führer nach der Weltherrschaft streben. Darf man das? Angesichts von Steven Spielbergs erster “Indiana Jones”-Verfilmung und Charles Chaplins Kinomeilenstein “Der große Diktator” muss die Antwort “ja” lauten. Mit australischen, niederländischen, finnischen und deutschen Geldern hat Olivier Damian (“Der Vater meiner Kinder”) “Iron Sky” produziert, rund zehn Prozent des 7,5-Millionen-Euro-Budgets wurden via Crowdfunding generiert. Angesichts dieser Summe wären beim US-Sparmeister Roger Corman, in dessen Tradition dieses schrille B-Movie steht, wohl Neidgefühle aufgekommen. Auf dem Regiestuhl hat der Finne Timo Vuorensola Platz genommen, der 32-Jährige genießt in Insiderkreisen seit seiner Persiflage “Star Wreck: In the Pirkinning” einen guten Ruf. Die Idee zu seinem Film, erzählt er, sei ihm in der Sauna gekommen – und das Ergebnis kann sich sehen lassen: schräge Kostüme, spektakuläre Effekte, wüste Schlachten und eine formschöne Lehrerin/SS-Spionin in Person von Julia Dietze, die sich bisher, beispielsweise in “Forsthaus Falkenau”, eher lieblich gab. Die konkurrierenden Schurken, Minimalkünstler Udo Kier alias Wolfgang Korztfleisch und Kantschädel Götz Otto, sind dagegen einschlägig vorbelastet. Letzterer brillierte beim “Bond”-Abenteuer “Der Morgen stirbt nie” als heimtückischer Bösewicht und darf nun als Klaus Adler wieder kräftig vom Leder ziehen. 1945 ist, so will es das Drehbuch der Nebula-nominierten finnischen Autorin Johanna Sinsalo, einer Handvoll Nazis die Flucht auf den Erdtrabanten geglückt. Dort haben die Überlebenden der “großen vaterländischen Niederlage” eine geheime Basis gegründet, von der aus sie im Jahr 2012 New York mittels “Reichs-Flugscheiben” und fliegenden Untertassen namens “Haunebu” angreifen. Originalton: “Ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein großer Schritt für das Vaterland!” – rollendes “r” selbstredend inklusive. Im Look erinnert dieses der totalitären Ästhetik verpflichtete, hintersinnige Schurkenstück an “Sky Captain and the World of Tomorrow”, bei seinen Gewalteinlagen – Pfennigabsatz dringt in Gehirn ein – an Quentin Tarantinos “Inglorious Basterds”. Pop und Gewalt verbinden die slowenische Band Laibach zu einem passenden Wummersoundtrack, “Geburt einer Nation”, ihre Queen-Coverversion von “One Vision”, funktioniert hier perfekt als Reichsparteihymne. Die “Guten”, sprich die Amerikaner, werden vom durchtrainierten Sarah-Palin-Double Stephanie Paul als Präsidentin angeführt, der schwarze US-Astronaut Christopher Kirby erweckt entgegen aller parteipolitischen Richtlinien die sexuellen Begierden der oben erwähnten strammen Pädagogin, die eigentlich Herrn Adler versprochen ist. Und als es dann ordentlich rumst, kracht und scheppert entfährt der amerikanischen PR-Frau ein seliges “This is beautiful!”. Alles nur eine Frage der Perspektive. geh.
Originaltitel: Iron Sky Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Niederländisch Regie: Timo Vuorensola
Darsteller: Julia Dietze (Renate Richter), Götz Otto (Klaus Adler), Udo Kier (Wolfgang Kortzfleisch), Christopher Kirby (James Washington), Tilo Prückner (Doktor Richter), Stephanie Paul (US-Präsidentin), Peta Sergeant (Vivian Wagner), Kym Jackson (Julia McLennan), Michael Cullen (Verteidigungsminister)
Produktion: Tero Kaukomaa Produktionsland: Finnland/Deutschland/Australien Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 88 min.
Kritik: Kostüme und Kulissen im Steampunk-Stil, spektakuläre Effekte, und mindestens so viele Witze auf Kosten von Amerikanern wie auf Kosten von Deutschen prägen diese finnisch-deutsche Science-Fiction-Komödie, die vielleicht nie das Licht der internationalen Kinoprojektoren erblickt hätte, wenn sich nicht per Crowdfunding Tausende von Filmfans an der Finanzierung beteiligt hätten. Satirische Seitenhiebe, schwarzer Humor und effektvolle Action, wer an “Inglorious Basterds” Spaß hatte, ist hier richtig.
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