Für seine 35. Regiearbeit inszeniert Clint Eastwood ein gediegenes Biopic über FBI-Direktor J. Edgar Hoover, das historische Fakten mit Spekulationen über dessen Privatleben verknüpft. Hoover war ein äußerst komplexer Mann, der einerseits als Musterbild für Gesetzessinn und Moralität galt, anderseits kontrollsüchtig, egozentrisch, erpresserisch und rassistisch war. Er revolutionierte die kriminalistische Spurensicherung, sammelte aber zugleich ein geheimes Aktenarsenal an, mit dem er die mächtigsten Politiker erpresste. Zudem wird angenommen, dass Hoover seine eigene Sexualität versuchte zu unterdrücken und dadurch innerlich völlig zerrissen war. “Inception”-Star Leonardo DiCaprio läuft für die zeitlich fast 50 Jahre umfassende Hauptrolle zu schauspielerischer Höchstform auf. Fehlte es ihm bei seinem Porträt von Howard Hughes in “Aviator” noch ein wenig an überzeugender Souveränität, geht er diesmal komplett mit authentischem Sprachrhythmus und minutiösen Manierismen ganz in seiner Figur auf. Obendrein gelingt es DiCaprio die Figur trotz ihrer unzähligen Charakterschwächen menschlich und damit zu einem gewissen Grad auch bemitleidenswert zu gestalten. Daran können auch das ins Auge fallende Alters-Makeup sowie augenscheinliche Perücken und Prothesen keinen Abbruch tun. Das Drehbuch von Dustin Lance Black, der bereits für das biografische Drama “Milk” Elemente von Politik, Machtkonflikten und Homosexualität souverän verband, konzentriert sich neben den belegten Fakten auf die tragische Liebesgeschichte zwischen Hoover und seinem Assistenzdirektor Clyde Tolson (Armie Hammer aus “The Social Network” macht sich perfekt als lange leidender Lebensgefährte). Diesen homosexuellen Aspekt geht Eastwood in sehr zurückhaltender Weise an, und er begnügt sich mehr mit diskreten Andeutungen denn mit deftigen Direktheiten. Die anspruchsvolle (und teils unnötig verwirrende) Erzählstruktur verzichtet auf chronologischen Ablauf und zudem wird ein ausführliches Voiceover aus der Perspektive des Protagonisten eingesetzt. So wird die Story mit Hoovers Diktat der Entstehungsgeschichte des FBI eingeklammert. Dies dient ihm gleichzeitig zur schamlosen Selbstglorifizierung, wenn er sich beispielsweise fälschlich an die vorderste Front bei der Verhaftung berühmter Gangster behauptet. Ein weiteres Highlight ist seine Rolle bei der Aufklärung des damals ganz Amerika erschütternden Kidnappings von Charles Lindberghs Sohn. In Hoovers persönlichen Leben sind neben Tolson nur seine Mutter (eine hervorragende Judi Dench in einem kleinen, aber entscheidendem Part) und seine treue Sekretärin Helen Gandy (Naomi Watts) von Gewicht. Eastwood, der für sein Understatement bekannt ist, entschied sich für einen farbentsättigten, monochromatischen Look, der fast wie schwarz/weiß aussieht. Wenn zwischen den verschiedenen Zeitperioden hin- und her gesprungen wird, ändert sich visuell wenig, was der Klarheit der Story nicht unbedingt zuträglich ist. Ebenfalls typisch für einen Eastwood-Film sind die melancholischen Pianoklänge, die wieder einmal vom Meister selbst beigesteuert werden. Insgesamt ist der Film seiner Hauptfigur nicht unähnlich: es finden sich Stärken und Schwächen, die sich insgesamt zu einem bemerkenswerten Mosaik verbinden. ara.
Originaltitel: J. Edgar Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Spanisch DD 5.1 Untertitel: Spanisch/Dänisch/Dt. f. Hörg./Engl. f. Hörg./Finnisch/Isländisch/Norwegisch/Portugiesisch/Schwedisch Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Leonardo DiCaprio (J. Edgar Hoover), Naomi Watts (Helen Gandy), Dame Judi Dench (Anne Marie Hoover), Armie Hammer (Clyde Tolson), Josh Lucas (Charles Lindbergh), Damon Herriman (Bruno Hauptmann), Ken Howard (Generalstaatsanwalt Harlan F. Stone)
Produktion: Clint Eastwood Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 132 min. Features: Featurette, Trailer
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