James Bond ist unverwüstlich – das gilt sowohl für die Person wie auch die Marke. Als 1962 ein wenig bekannter schottischer Darsteller in “Dr. No” über den Strand von Jamaika stapfte, ahnte kaum jemand, dass daraus die langlebigste Kinoserie aller Zeiten werden sollte. Wenn jetzt in “Ein Quantum Trost” Englands Filmikone zum 22. Mal über den Erdball jagt, dann werden die Gründe für die schier endlose Haltbarkeit erneut offensichtlich: 007 ist ein Chamäleon. In der experimentierfreudigen Post-68er-Ära hatte er sich in den Ironiker Roger Moore verwandelt. In den 90ern wurde daraus der abgebrühte Dandy Pierce Brosnan. Und es war das große Verdienst der Produzenten und Halbgeschwister Michael G. Wilson und Barbara Broccoli, mitsamt dem neuen Bond-Gesicht Daniel Craig das gesamte Konzept der Serie zu revolutionieren. Der neue Realismus der Kriegs- und Terrorzeiten, der mit der “Bourne”-Serie einen radikal anderen Agententhriller geboren hatte, fand auch in “Casino Royale” seinen Niederschlag. Gleichzeitig bleiben aber die Schlüsselreize der Bond-Abenteuer erhalten: exotische Schauplätze, verblüffende Stuntsequenzen, mondäne Eleganz mit einem Schuss Erotik. Das gelang mit “Casino Royale” auch deshalb, weil die Produzenten beim Drehbuch eine mutige Entscheidung trafen. Oscarpreisträger Paul Haggis (“L.A. Crash”) übernahm es, die Charaktere stärker zu differenzieren und ihre Dialoge auszufeilen. Das Resultat war der vielleicht psychologisch fundierteste Bond-Film des gesamten Katalogs. Als Bonds Geliebte Vesper Lynd am Ende des Films im Canale Grande versank, wurde daraus ein regelrecht traumatisches Erlebnis. In “Ein Quantum Trost” ist 007 noch ganz damit beschäftigt, diese Erfahrung aufzuarbeiten, womit der Film zur ersten Fortsetzung innerhalb der Serie gerät. Freilich – ein Geheimagent betreibt seine Trauerarbeit nicht auf der Couch des Therapeuten, sondern bei der Jagd nach internationalen Verbrechern. Bond macht die Drahtzieher ausfindig, die seine Geliebte zum Verrat gezwungen hatten, und stößt dabei auf eine internationale Organisation um den Geschäftsmann Dominic Greene (Mathieu Amalric). Der versucht – hinter der Fassade des Öko-Unternehmers – die Ölreserven Boliviens unter seine Kontrolle zu bringen. Doch dabei kommt ihm nicht nur der unkaputtbare Mann vom MI6 in die Quere, sondern auch die ebenso schöne wie rachedurstige Einheimische Camille (Olga Kurylenko). Die Bond-Macher setzen die Strategie des letzten Films konsequent fort. Paul Haggis war wiederum am Drehbuch beteiligt, und mit Marc Forster wurde ein Regisseur verpflichtet, der mit Oscarprämierten Charakterdramen wie “Monster’s Ball” oder “Wenn Träume fliegen lernen” aufgefallen war. Gleichzeitig stieg der physische Aufwand. Verfolgungsjagden zu Land und zu Wasser, im Film nie gezeigte Schauplätze wie die Wüste von Chile sorgten angeblich für ein Budget von 230 Millionen Dollar – was “Ein Quantum Trost” zu einem der teuersten Filme aller Zeiten macht. Das lässt nur einen Schluss zu: Bond Nr. 22 ist ein neuer Höhepunkt der ganzen Serie. Und sein Held unsterblich.
Originaltitel: Quantum of Solace Serientitel: James Bond Sprache: Deutsch dts 5.1/Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Türkisch DD 5.1/Tschechisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch/Türkisch/Arabisch/Dt. f. Hörg./Griechisch/Kroatisch/Rumänisch/Serbisch/Slowenisch/Tschechisch Regie: Marc Forster
Darsteller: Daniel Craig (James Bond), Olga Kurylenko (Camille), Mathieu Amalric (Dominic Greene), Dame Judi Dench (M), Giancarlo Giannini (Mathis), Gemma Arterton (Agentin Fields), Jeffrey Wright (Felix Leiter), David Harbour (Gregg Beam), Jesper Christensen (Mr. White), Anatole Taubman (Elvis), Rory Kinnear (Bill Tanner), Tim Pigott-Smith (Außenminister), Joaquín Cosio (General Medrano), Fernando Guillén Cuervo (Polizei Kolonel), Simon Kassianides (Yusef), Stana Katic (Corinne)
Produktion: Barbara Broccoli Produktionsland: Großbritannien Produktionsjahr: 2008 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1/dts Laufzeit: 102 min.
Kritik: “Casino Royale” war nur der Anfang: “Ein Quantum Trost” setzt unmittelbar an dem Ende des ersten Bond-Films mit Daniel Craig an und bleibt auch dem Ton des Reboots treu, setzt allerdings auf höheres Tempo und noch mehr Action. Marc Forster liefert in seinem Spektakel all die großen Actionsequenzen, die man sich von einem 007-Abenteuer erwartet, und hat mit Olga Kurylenko ein Bond-Girl, das Eva Green das Wasser reichen kann, setzt aber vor allem auf die Psychologie seiner Story, die Bond als verletzlich und unberechenbar zeigt.
Filmpreise: Name: Bogey Box Office Germany Award Jahr: 2008 Kategorie: Gold 3 Mio. Besucher in 30 Tagen
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