Längst überfälliges Gipfeltreffen der besten Superhelden von DC Comics, die gemeinsam das Ende der Welt abwenden müssen. Wie viel Joss Whedon würde sich im neuesten DC-Comic-Event von Zack Snyder finden lassen, dem dritten Eintrag ins Serienbuch des Regisseurs von “300” nach “Man of Steel” und dem letztjährigen “Batman v Superman: Dawn of Justice”, an den “Justice League” inhaltlich unmittelbar anschließt? Das war die Frage, die einen am meisten beschäftigte, bevor sich der Vorhang für das erste große Gipfeltreffen der DC-Helden öffnete. Whedon hatte Snyder im Mai ersetzt, um Nachdrehs zu inszenieren und die Fertigstellung des Films zu überwachen, weil sich Snyder und seine Frau Deborah, die wie immer bei einer Regiearbeit ihres Mannes als Produzentin beteiligt war, nach dem Selbstmord ihrer 20-jährigen Tochter von der Produktion verabschiedeten. Sie lässt sich schwer beantworten: Rein visuell ist es Snyder durch und durch, muskulös, gigantisch, imposant und immer ein bisschen größenwahnsinniger, als es sich Leni Riefenstahl in ihren kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Vielleicht aber ist “Justice League” auch nicht ganz so kühl und technokratisch ausgefallen, wie man das von Snyders Arbeiten gewohnt ist, die man bewundert, aber doch selten wirklich ins Herz schließt. Das mag daran liegen, dass man bei Warner Bros. nach dem überwältigenden Erfolg des konventionelleren “Wonder Woman” noch einmal an den Stellschrauben gedreht hat, kann aber auch Whedons Verdienst sein, der schon bei seinen beiden “Avengers”-Filmen für Marvel ein Gespür dafür gezeigt hat, dass selbst die gigantischste Action nicht so viel wert ist wie hin und wieder eingestreuter befreiender Humor. Nun also müssen Batman und Wonder Woman nach dem Tod von Superman neue Mitstreiter suchen, um sich gegen die Bedrohung von Steppenwolf zu wehren, der auf die Erde zurückgekehrt ist, um drei mysteriöse Lebenskisten wieder zu vereinen und das Ende der Welt herbeizuführen. Um die offenkundig bei “Herr der Ringe” entlehnte Prämisse rankt sich nun eine sehr lange Exposition, die den Flash, Aquaman und Cyborg als neue Verbündete holt, bis es dann schnell ans Eingemachte geht, was zu einer schlanken Laufzeit von gerade einmal 121 Minuten führt. Unter 140 Minuten hatte es bislang keiner der Filme aus der Welt der Justice League wie auch der Avengers gemacht. Leerlauf gibt es also nicht, aber auch nicht viel Zeit, die Figuren einmal in ruhigeren Momenten zu erleben. Den stärksten Eindruck hinterlässt wieder einmal Gal Gadot als Diana Prince/Wonder Woman, für die Lacher sorgt Ezra Miller als Flash, Jason Momoa hat als Aquaman den coolsten Moment des Films, und Henry Cavill sieht als wiederbelebter Superman aus wie der erste Schauspieler aus Fleisch und Blut, dessen Gesicht im Computer so lange nachbearbeitet wurde, dass er auch in einem Pixar-Film nicht als zu lebensecht herausstechen würde. In Erinnerung bleibt Amy Adams als Lois Lane: Auch Superheldenfilme, in denen Welten mit einem Fingerschnippen zerstört werden, sind dann am nachhaltigsten, wenn sie zutiefst menschlich sind. Zu Beginn des Films sieht man mit dem iPhone geschossene Aufnahmen, in denen Superman von Fans gefragt wird, was ihm an der Erde am meisten am Herz liege. Er zögert und lächelt schließlich. Am Ende hat “Justice League” die Antwort gegeben. ts.
Originaltitel: Justice League Regie: Zack Snyder, Joss Whedon
Darsteller: Gal Gadot (Diana Prince / Wonder Woman), Ben Affleck (Bruce Wayne / Batman), Henry Cavill (Clark Kent / Superman), Jason Momoa (Arthur Curry / Aquaman), Ezra Miller (Barry Allen / The Flash), Ray Fisher (Victor Stone / Cyborg), Jesse Eisenberg (Lex Luthor), Ciarán Hinds (Steppenwolf), Amy Adams (Lois Lane), Amber Heard (Mera), Billy Crudup (Henry Allen), Jeremy Irons (Alfred Pennyworth), J.K. Simmons (Commissioner Gordon), Robin Wright (Antiope), Connie Nielsen (Queen Hippolyta), Diane Lane (Martha Kent), Kiersey Clemons, Lisa Loven
Produktion: Jon Berg Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2017 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 115 min.
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