Passt wie angegossen: Brad Pitt räumt als Old-School-Verstrecker auf und beißt sich an der New Economy die Zähne aus. Im Jahr nach “Tree of Life” kehrte Superstar Brad Pitt zurück nach Cannes, mit dem furiosen Gangsterthriller “Killing Them Softly” von Andrew Dominik, der den ausgewaschenen Look von Kultfilmen der Siebzigerjahre wie “Die Freunde von Eddie Coyle” übernimmt und mit dem wirtschaftlich schlingernden Amerika kurz vor der Wahl von Barack Obama zum Präsidenten kollidieren lässt. Basierend auf dem 1974 erschienenen Roman “Cogan’s Trade” von George V. Higgins (der auch “Eddie Coyle” geschrieben hatte), erzählt der Neuseeländer Andrew Dominik fünf Jahre nach seiner längst weithin geschätzten Wild-West-Elegie “Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford” eine labyrinthische Geschichte aus der Unterwelt, die tatsächlich so vertrackt ist, dass Hauptdarsteller Brad Pitt erst nach etwa einer halben Stunde seinen ersten Auftritt hat und selbst dann nur nach und nach in den Mittelpunkt der Handlung rückt: Als Jackie Cogan wird er als Außenstehender von einem Syndikat angestellt, um Licht in die Hintergründe eines Überfalls von zwei Gangstern auf ein von der Unterwelt organisiertes Pokerspiel zu bringen. Er bringt einen weiteren Killer an Bord, es gibt Kollateralschäden und schließlich auch eine Spur zu den wahren Tätern. Dominik inszeniert einen Großteil des Films ganz schlicht mit Schuss-Gegenschuss-Szenen und verlässt sich voll und ganz auf die Qualität der hartgesottenen Dialoge, die seine komplett männliche Darstellerriege, darunter James Gandolfini, Ray Liotta, Richard Jenkins, Scoot McNairy (“Monsters”) und der wunderbare Australier Ben Mendelsohn, eine der herausragenden Entdeckungen aus “Königreich des Verbrechens”, mit großer Lust rezitieren. Damit wird er auf faszinierende Weise der Vorlage Higgins’ gerecht, der wenig Wert auf Plot, dafür umso mehr auf das gesprochene Wort legte. “Wie Joyce setzt Higgins Sprache wie in Sturzbächen ein, wunderbar geformt, mit der Absicht, den Eindruck eines Panoramas zu hinterlassen”, schrieb ein Kritiker über Higgins. Es trifft sicherlich auch auf “Killing Them Softly” zu: Durch die Dialoge offenbaren sich die Figuren und die Handlung. Doch dann bricht Dominik die ansonsten bewusst funktionale visuelle Gestaltung immer wieder auch mit bravourösen Kniffen und verblüffenden Einfällen auf und beweist, dass mit ihm auch als Stilist weiter zu rechnen ist. Es fließt viel Blut: Die Gewalt explodiert in quälender Härte. Vor allem aber stellt der Regisseur den Bildern des einst so stolzen und nunmehr in die Knie gezwungenen New Orleans vom ersten Moment an Reden von Politikern im Jahr 2008 entgegen, Noch-Präsident Bush, Senator Obama, sein Herausforderer McCain, im Moment des Ground Zero der amerikanischen Wirtschaft. Das hat weniger mit politischer Kritik zu tun. Vielmehr fühlt man sich an den unsinnige Reden schwingenden Politiker in Robert Altmans “Nashville” erinnert. Es ist der griechische Chor des Films. Die Realität der Gegenwart trifft auf die altmodisch reglementierte Welt des organisierten Verbrechens: Auch bei den Gangstern wird es eng, werden Entscheidungen von Komitees getroffen, wird bei der Bezahlung geknapst. Amerika sei keine Nation, sagt eine der Hauptfiguren, sondern ein Geschäft. “Killing Them Softly” legt die Finger in die Wunden. Und ist ein wunderbarer Gangsterfilm obendrein. ts.
Originaltitel: Killing Them Softly Sprache: Deutsch dts HD 5.1/Englisch dts HD 5.1 Untertitel: Deutsch Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Brad Pitt (Jackie Cogan), Scoot McNairy (Frankie), Ben Mendelsohn (Russell), James Gandolfini (Mickey), Vincent Curatola (Johnny Amato), Richard Jenkins (Fahrer), Ray Liotta (Markie Trattman), Trevor Long (Steve Caprio), Max Casella (Barry Caprio), Sam Shepard (Dillon)
Produktion: Dede Gardner Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2012 Bildformate: 1:2,35/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 97 min.
Kritik: Basierend auf dem 1974 erschienenen Krimi “Cogan’s Trade” von George V. Higgins, inszenierte der Neuseeländer Andrew Dominik einen vertrackten und unkonventionellen Gangsterthriller im ausgewaschenen Look der Siebzigerjahre. Das Starensemble wird angeführt von Brad Pitt, der sich wie seine namhaften Kollegen über satte Dialoge freuen darf. Originell stellt Dominik seiner Story Reden von Politikern aus dem Jahr 2008 entgegen – ein griechischer Chor am Rand des Mordens, das nur für den Killer “soft” ist.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.