Patchworkfamilie à la Til Schweiger, die Zweite: Die fortgesetzten turbulenten Abenteuer um den Hallodri Henry und seine Liebsten. Nur keine Zeit verlieren ist das Motto des Filmemachers Til Schweiger. Das trifft nicht nur auf einen sich immer mehr beschleunigenden Produktionszyklus seiner Regiearbeiten zu, sondern auch auf die eigentlichen Filme, die Deutschlands erfolgreichster Filmemacher neben Bully Herbig und nunmehr auch Matthias Schweighöfer, der sich für seine eigenen Arbeiten unverkennbar ein paar Kniffe von seinem “Keinohrhasen”/”Zweiohrküken”-Kollegen abgeguckt hat, mit unverkennbarer Handschrift ins Kino bringt. So folgt “Kokowääh 2” zwar zwei Jahre auf den ersten Teil, der im Frühjahr 2011 mit 4,3 Mio. Besuchern zum erfolgreichsten deutschen Film des besagten Kinojahres avancierte, aber doch nur ein halbes Jahr nach “Schutzengel”, Schweigers ambitioniertem und mutigem Experiment, auch im Genrekino Fuß zu fassen, das mit immerhin etwas mehr als 700.000 verkauften Tickets honoriert wurde. Und auch erzählerisch lässt Schweiger nichts anbrennen: Mit nur wenigen Szenen wird der Zuschauer auf den Stand der Dinge gebracht, was in den zwei Jahren geschehen ist, seitdem man die Patchwork-Familie um den leichtfertig durchs Leben gehenden Drehbuchautoren Henry, Erfolgsschriftstellerin Katharina, Zahnarzt Tristan und die mittlerweile zehnjährige Magdalena passiert ist. Mit einer blitzschnellen Exposition, die offenbart, dass sich zwar die Lebensumstände der Protagonisten geändert haben, aber im Grunde doch alles beim Alten ist im attraktiven Breitwand-Universum von “Kokowääh”, bringt Schweiger die Figuren in Stellung, um die eigentliche Handlung damit beginnen zu lassen, dass diesmal der nunmehr nicht nur arbeitslose, sondern auch schwer verschuldete Tristan zu Henry und Magdalena in deren Chaosloft ziehen muss. Das sorgt für zahlreiche groteske Gags, Verwicklungen und zusätzlichen Druck auf Henry, der es als Filmproduzent versuchen will und dabei mit einem halsstarrigen Superstar zu tun bekommt: Matthias Schweighöfer spielt sich selbst als völlig abgehobenen, selbstverliebten und realitätsfremden Fatzke – und hat mit ein paar der unerhörtesten Momente die Lacher auf seiner Seite. Dazu kommen noch weitere Irrungen und Wirrungen, ein bisschen Midlife-Krise, ein bisschen erste Liebe und einmal mehr der unbedingte Wille, alle Figuren mit erhobenen Haupt ein Happy-End feiern zu lassen. Nicht jede Entwicklung ist zwingend, nicht jede dramatische Möglichkeit wird ausgeschöpft, aber Til Schweiger hält die Zügel zu jedem Moment so eng und verpasst der Story jederzeit mit patentiert dickem Pinselstreich einen großen Kinolook, dass das Publikum gerne bis zum letzten großen gemeinsamen Get-Together aller Protagonisten dabei bleiben wird: Letztendlich ist “Kokowääh 2” genau das, eine große Familienfeier, bei der alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen. ts.
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