Karamba, karacho, nicht einmal Robert Rodriguez hätte die gesammelten Mexiko-Klischees von “The Mexican” – Schnurrbart-zwirbelnde Bandidos, korrupte Capitanes, Tequila-trinkende Desperados – schöner in Szene setzen können, als es Gore Verbinski in seiner zweiten Regiearbeit nach “Mäusejagd” vorexerziert und sich damit weit in kompliziertestes Elmore-Leonard-Terrain vorwagt. In der höchst kuriosen Mischung aus disfunktionaler Roadmovie-Romantikkomödie und absurd gewalttätigem Actionthriller erlaubt sich Verbinski zum Klang von Mariachi-Trompeten den grausamen Gag, erstmals Julia Roberts und Brad Pitt vor der Kamera zu vereinen, das Traumpaar dann allerdings fast den gesamten Film über getrennt absurde Abenteuer erleben zu lassen. Lose sind die diversen Handlungsstränge dieser sonnengetränkten und doch finsteren Ballade verbunden durch eine legendäre mexikanische Handfeuerwaffe, die angeblich mit einem Fluch belastet ist. Der kleine Mafia-Handlanger Jerry erhält den Job, die Pistole in Mexiko abzuholen, in die Staaten zu schmuggeln und bei seinem Auftraggeber abzuliefern, der wiederum bei einem Gangsterboss im Wort steht, der aufgrund eines Unfalls mit Jerry im Knast gelandet ist und nun auf seine Freilassung wartet. Das ist lediglich die Grundkonstellation. Kompliziert wird es erst jetzt. Samantha, Jerrys eigentlich ohne Unterlass nörgelnde Freundin, ist sauer und setzt Jerry vor die Tür: Er hatte ihr versprochen, mit ihr in Las Vegas ein neues Leben zu beginnen. Also macht sich der sympathische Schussel alleine auf den Weg gen Süden, wo er mit traumwandlerischer Sicherheit immer zur falschen Zeit am falschen Ort auftaucht. Natürlich nimmt er die Pistole entgegen, natürlich wird sie ihm wieder abgenommen, natürlich jagt er der Waffe hinterher. Samantha befindet sich alleine auf dem Weg nach Las Vegas, als sie von dem schwulen Auftragskiller Leroy gekidnappt wird. Während Jerry sich schicksalsergeben mit den Tücken Mexikos herumschlägt und für das Amusement des Publikums zuständig ist, wenn er einen verlausten Köter adoptiert, mit einer einsamen Ampel kämpft wie Don Quixote mit den Windmühlen oder sich mit den Eingeborenen zu verständigen versucht, indem er an jedes Substantiv ein “o” anhängt, kristallisiert sich die Beziehung Samanthas und Leroys mehr und mehr als Herzstück des Films heraus. Leroy wird gespielt von James Gandolfini, dem Star der Sensationsserie “Die Sopranos”, und er macht aus dieser zunächst eindimensionalen Figur den interessantesten und vielschichtigsten Bad Guy, seit John Travolta durch “Schnappt Shorty” (u. a. mit Gandolfini) groovte. In einer hinreißenden Szene gibt er Samantha in einem Diner sogar Partnerschaftstipps, die mehr als nur schmackiges Tarantino-Blahblah sind, und offenbart hinter seinem kompromisslosen Auftreten eine verwundete Seele. Auch Julia Roberts’ Darstellung der leicht enervierenden Samantha wächst in der Gegenwart des angenehm zurückhaltenden, voller Überraschungen steckenden Gandolfini. Wenn Pitt und Roberts in Mexiko wieder zusammenfinden, und obwohl man die beiden lediglich in den ersten Szenen ganz kurz gemeinsam gesehen hat, ist der Effekt verblüffend – nicht zuletzt dank der Zärtlichkeit und Emotionalität, die sie mit Gandolfini erlebt hat: Allem Gezanke zum Trotz gehören die Beiden unzweifelhaft zusammen. Der Film selbst scheint erstaunt zu sein, dass ihm nach all seinen blutigen Umwegen, Finten, Subplots und drei über den Film verteilten, sepiafarbenen Rückblenden, die die Legende der titelgebenden Pistole erzählt (noch eine unglückliche Liebesgeschichte), das Kunststück gelingt, den Handlungsbogen wieder zu schließen. Dass nicht jeder unkonventionelle Schlenker von Erfolg gekrönt ist, trübt nicht den positiven Gesamteindruck. Im Gegenteil: Weil Verbinski sich zurecht auf die Ausstrahlung seiner beiden Stars verlässt, kann er sich all seine absurd-surrealen, undisziplinierten Ausflüge leisten, die dem mit 40 Mio. Dollar ausgesprochen moderat budgetierten Film zwar Tempo und Spannung nehmen, aber einen eigenen Charme gewinnen lassen. Und Originalität ist etwas, das sich in den Reißbrettproduktionen Hollywoods viel zu selten findet. ts.
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