Mit Alexandre Ajas Remake eines Kulthorrorhits der Siebziger kommt frischer Killerfisch dreidimensional auf den Tisch. Was 1978 mit einem Drehbuch von Indie-Regisseur John Sayles als Parodie von “Der weiße Hai” mehr Spaß als Schrecken verbreitete, wird von Genrespezialist Aja (“The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen”) mit der gleichen Gewichtung von Humor und Horror, aber einem deutlich drastischeren großen Fressen auf die Spitze getrieben. Im Prolog wird Richard Dreyfuss (Outfit und Rollennamen wie in Spielbergs Hai-Hit) erstes Opfer einer prähistorischen Piranha-Art, die nach einem Beben ins Wasser eines Sees in Arizona eindringt. Dort bietet sich für die hyperaggressiven Raubfische ein reichliches Nahrungsangebot, weil Tausende spaßbereiter Studenten dort Springbreak feiern. Bevor die Piranhas dieses Bikini- und Badehosenparadies stürmen dürfen, wird Elisabeth Shue in ihrer ersten Actionrolle seit “Hollow Man” als resoluter Sheriff eingeführt. Räumlich von ihr getrennt, schwänzt Teensohn Jake (Steven R. McQueen, Enkel der Hollywood-Legende) die Betreuungsaufgaben für seine jüngeren Geschwister, um einen Softporno-Regisseur beim Dreh seines neuen Films auf dem See zu unterstützen. Während im Springbreak-Epizentrum in Ortsnähe weibliche Front- und verlängerte Rückenpartien noch relativ züchtig wackeln, bedienen an Bord des Pornoboots Kelly Brook und der echte Hardcorestar Riley Steele Männerfantasien, stellt Aja nicht ohne Selbstironie aus, was B-Movies wie diese als Schlüsselreize zu bieten haben. Komischer Höhepunkt ist ein ausgedehntes nacktes Unterwasserballett von Brook und Steele zum “Blumenduett” aus der Oper “Lakmé”, das schon Catherine Deneuves und Susans Sarandons Annäherung in “Begierde” musikalisch untermalte. Während dieses Sündenfalls, der natürlich, wie auch die Koksgelage des Regisseurs und die Sauforgien der Partypeople, bitter bestraft werden wird, kündigen die Piranhas mit ersten Attacken ihre Präsenz an, bis in einem beispiellosen Massenangriff der Hauptgang folgt. In plastischer Dreidimensionalität müssen nun junge Menschen büßen, holen sich die Fische ihr Fleisch, verliert Regisseur und Gaststar Eli Roth seinen Kopf, werden Körper durchtrennt, Menschen skalpiert, pflügt sich schließlich ein Boot durch die panische Menge im blutrot gefärbten Wasser. Vielleicht werden amerikanische Erzkonservative “Piranha 3D” als gerechte Gottesstrafe mahnend vereinnahmen, doch Alexandre Aja tut alles, damit niemand seinen Splatter-Spaß unnötig ernst nimmt. Und bleibt dabei aber bis zum Schluss spannend. kob.
Originaltitel: Piranha 3D Sprache: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA Untertitel: Deutsch Regie: Alexandre Aja
Darsteller: Elisabeth Shue (Sheriff Julie Forester), Jessica Szohr (Kelly Driscoll), Steven R. McQueen (Jake Forester), Adam Scott (Novak), Jerry O’Connell (Derrick Jones), Kelly Brook (Danni), Riley Steele (Crystal), Ving Rhames (Lt. Bishop Welleger), Christopher Lloyd (Mr. Goodman), Richard Dreyfuss (Matt Boyd), Brooklynn Proulx (Laura Forester)
Produktion: Alexandre Aja Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2010 Bildformate: 1:2,35/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 MA Laufzeit: 89 min.
Kritik: Horrorspezialist Alexandre Aja nimmt sich eines Kulthits der Siebziger an und setzt in seinem Remake von Joe Dantes “Piranha” die Schlüsselreize eines B-Movies konsequent um. So wird nicht nur nackte Haut freizügig ausgestellt, sondern auch die Anfälligkeit des menschlichen Körpers blutig bewiesen. In plastischen dreidimensionalen Bildern serviert Ajas Remake drastische Splattereffekte, betont aber stets den Spaßcharakter dieses Schreckens, den gut unterhaltene Genrefans nicht ernster nehmen werden, als er es verdient.
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