Eine erfolgreiche TV-Karriere garantiert noch lange nicht den Filmdurchbruch. Das mußte unlängst der populäre “NYPD Blue”-Star David Caruso mit den weit hinter den Erwartungen gelaufenen Thrillern “Kiss of Death” und “Jade” feststellen, und auch “Akte X”-Agent David Duchovny macht nun mit seiner Filmfeuertaufe in dem Neo-Noir-Thriller “Playing God” eine ähnliche ernüchternde Erfahrung. Duchovny variiert seine kalt-stoische Agent-Mulder-Persönlichkeit nur unwesentlich für seine Filmrolle als gestrauchelter Chirurg Eugene Sands, der unter Drogeneinfluß einen tödlichen Operationsfehler begeht und von der Ärztekammer ausgeschlossen wird. Er driftet im Heroindelirium durch obskure Nachtclubs in L.A., wo er nach einer Schießerei einem der Opfer das Leben retten kann. Damit weckt er die Aufmerksamkeit des jungen Crimelords Raymond Blossom (Timothy Hutton mit hysterischem Overacting), der ihm seine zweckdienliche Freundschaft anbietet. Raymond ermöglicht es Eugene, wieder zu praktizieren – wenn auch illegal an seinen verletzten Handlangern. Im Voiceover unterbreitet Eugene seine Gewissenskonflikte und seine riskante Hingezogenheit zu Raymonds rassiger Freundin Claire (Jon-Voight-Tochter Angelina Jolie, deren wohlgeformter Mund einen geradezu magnetischen Blickfang bietet). Als auch noch ein FBI-Agent (Michael Massee) versucht, Eugene als Zeugen gegen Raymond umzupolen, kommt es zur blutigen Konfrontation. Regisseur Andy Wilson ist darauf erpicht, seine Inszenierung stilistisch möglichst cool und auf der Höhe der Zeit zu gestalten. Das schlägt sich neben dem Produktionsdesign und den Kostümen im lautstark eingesetzten Soundtrack und ungewöhnlichen Schnittechnik-Spielereien nieder. Der schauspielerische Stil von Duchovny und seinem Opponenten Hutton befindet sich am jeweils entgegengesetzten Ende der Emotionsskala. Der eine setzt auf steifen Minimalismus, der andere auf ungezügelte Eskalation. Ihre mit reichlich selbstgefälligem Zynismus und beißender Ironie angereicherten Dialoge schießen dabei teils ein wenig über das Ziel hinaus. Folgendes läßt sich über den gesamten Film sagen: die Moralfabel im modernen Gewand um verlorene Lebensperspektiven und den inneren wie äußeren Kampf von Gut und Böse verläßt sich auf typische Action-Zutaten wie ausgedehnte Schießereien und Autoverfolgungsjagden und wartet mit graphisch-blutigen Operationsszenen auf, die dem “Akte X”-Konkurrenten “ER” würdig wären, doch das Ergebnis bleibt ein schematischer Film, dem es zu sehr an Identität fehlt, um sich eine Nische im Kampf um das Kinopublikum zu verschaffen. ara.
Originaltitel: Playing God Sprache: Deutsch DD 2.0/Englisch DD 5.1 Regie: Andy Wilson
Darsteller: David Duchovny (Eugene Sands), Timothy Hutton (Raymond Blossom), Angelina Jolie (Claire), Michael Massee (Gage), Peter Stormare (Vladimir), Andrew Tiernan (Cyril), Gary Dourdan (Yates), John Hawkes (Flick), Pavel Lychnikoff, Philip Moon, Will Foster Stewart, Tracey Walter, Sandra Kinder, Bill Rosier, Keone Young, Eric DaRe
Produktion: Marc Abraham Produktionsland: USA Produktionsjahr: 1997 Bildformate: 1:1,66/4:3 Mehrkanalton: Dolby Digital 2.0 Laufzeit: 90 min. Features: Bildergalerie, Trailer
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