Mit der Adaption der Lebensgeschichte des israelischen Basketballcoachs Ralph Klein erzählt Eran Riklis Success Story, Liebesgeschichte und Vergangenheitsbewältigungsdrama in einem. Mit Werken wie dem vielfach ausgezeichneten Film über eine dramatische Hochzeit auf den Golanhöhen (“Die syrische Braut”) und einem weiteren Drama aus dem israelisch-palästinensischen Grenzgebiet (“Lemon Tree”) steht der aus Jerusalem stammende Eran Riklis für ein ambitioniertes Kino, das politisch heiße Eisen anfasst. Das ist bei “Playoff” ganz genauso. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte des israelischen Basketballcoachs Ralph Klein, der von 1983 bis 1986 das deutsche Nationalteam trainierte – was ihm damals seine Landsleute ziemlich übel nahmen und als Verrat ansahen, dass ein deutsch-ungarischer Überlebender des Holocaust in Westdeutschland als Trainer anheuerte. Diesen interessanten Aspekt des “Verrats” vertieft Riklis in seinem Film leider nicht. Stattdessen schildert er zunächst eine typische Success Story nach US-Muster, in der ein ziemlich unwirscher, zumeist schlecht gelaunter Trainer, der sich unter anderem weigert, mit seinen Spielern deutsch zu sprechen, das Unmögliche schafft. Er formt das damals maximal als zweitklassig geltende deutsche Team zu einer schlagkräftigen Truppe, der immerhin die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1984 gelingt. Doch schon bald wird deutlich, dass sich Riklis nicht wirklich für den Sport interessiert. Vermutlich hatte er auch kaum Budget, um die Spielszenen auf dem Basketballfeld optisch ansprechend aufzubereiten. “Playoff” ist vielmehr ein Drama über Vergangenheitsbewältigung. Die von Danny Huston souverän verkörperte Hauptfigur des Max Stoller begibt sich in Frankfurt auf Spurensuche zurück in die Zeit des Nationalsozialismus und entdeckt dabei ein lange gehütetes Geheimnis seines Vaters. Schließlich erzählt der Film auch noch eine Liebesgeschichte zwischen Außenseitern, dem Juden Stoller und einer alleinerziehenden türkischen Mutter, zwei verwandte Seelen, die in ihrer Einsamkeit und Isolation zueinander finden. Riklis will viel, zu viel und kann sich letztlich nicht entscheiden, welcher seiner drei Hauptplots ihm der wichtigste ist. Mit Huston, der Kultschauspielerin des französischen Autorenkinos Amira Casar und den beiden deutschen Trumpfassen Mark Waschke (als Manager) und Max Riemelt (als Mannschaftsführer) hat er ein exzellentes Darsteller-Ensemble zur Verfügung. Sie tun sich schwer, dem getragen inszenierten, von Sentimentalitäten überstrapazierten Film Konturen zu verleihen. So gelingt dem 59-jährige Regisseur kein perfekter Film über eine der schillerndsten Trainerpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte, aber bewegen kann er sein Publikum alle Mal. lasso.
Originaltitel: PlayOff Sprache: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA Regie: Eran Riklis
Darsteller: Danny Huston (Max Stoller), Mark Waschke (Axel), Amira Casar (Deniz), Max Riemelt (Thomas), Hanns Zischler (Franz), Selen Savas (Sema), Irm Hermann (Bertha), Smadar Wolfman (Ronit), Andreas Eufinger (Ulrich), Mathias von Heydebrand (Dieter), Yehuda Almagor (Shimi)
Produktion: Michael Sharfshtein Produktionsland: Deutschland/Israel/Frankreich Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:1,85/16:9 Mehrkanalton: dts HD 5.1 MA Laufzeit: 107 min.
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