Mit einem CGI-Animationsfilm, wie es bisher noch keinen gab, stellt das “Pirates of the Caribbean”-Duo Johnny Depp und Gore Verbinski wieder Genreregeln auf den Kopf. Seine “Pirates of the Caribbean”-Filme hatte Gore Verbinski noch als Verbeugung vor dem amerikanischsten aller Filmgenres angesehen. Sein erster CGI-Animationsfilm ist nun ein lupenreiner Western geworden, wenngleich in einer Variation, die Hommage und Kommentar, Dekonstruktion und Rekonstruktion in einem ist. Gespickt mit Zitaten und Verweisen auf die großen Filme von Ford, Hawks, Leone und Peckinpah und begleitet von einer aus Eulen bestehenden Mariachiband, die sich mit ihren Liedern als griechischer Chor betätigt, wie es einst Nat King Cole in “Cat Ballou” getan hatte, wird “Rango” erzählt als Film im Film im Film. Der Held in dieser Ballade vom Desperado, der eine kleine Wüstenstadt vor dem Untergang retten soll, ist ein Chamäleon. Eine Amphibie, deren Wesen es ist, sich jeder Situation nahtlos anpassen zu können. Genau darunter aber leidet der Kerl, der als Haustier gegen seine Identitätskrise in seinem Terrarium ankämpft, indem er sich mit den ganz großen Theaterwerken beschäftigt. Als seine Besitzer auf dem Weg durch die Wüste über eine Bodenwelle fahren, wird das Chamäleon aus dem Auto geschleudert. Folglich erhält es die Gelegenheit, sich zu bewähren, in einem höchst skurrilen, ebenso surrealen und ungemein temporeichen Abenteuer. Nachdem er eine erste lebensbedrohliche Situation mit einem angriffslustigen Falken überlebt hat, erfindet sich die Echse in dem heruntergekommenen Wüstenkaff Dirt neu als Rango, der zum Sheriff ernannt wird und das Rätsel lösen soll, warum kein Tropfen Wasser mehr im Umfeld zu finden ist. Die Prämisse, direkt Roman Polanskis “Chinatown” entlehnt, vor dem sich Verbinski und sein Kreativteam doppelt verbeugen, weil der Bürgermeister der Stadt – eine Schildkröte – dem von John Huston gespielten Noah Cross nachempfunden ist. Auch sonst trifft man auf archetypische Figuren und Situationen, wie sie in klassischen Western gang und gäbe sind. Nur dass Verbinski nicht bereit ist, nach den Regeln zu spielen. Wie seine Titelfigur ist auch er ein Fremder auf ihm fremdem Terrain, der sich mit Improvisationslust, Chuzpe und Findigkeit durch das Szenario bewegt, das eine ideale Spielwiese für seine überbordende Fantasie ist. Unerwartetes und Überraschendes ist oberstes Gesetz: In einem frühen Moment ist Rango mit Hunter S. Thompson konfrontiert, der nach Las Vegas düst (Johnny Depp begegnet also Johnny Depp), später fliegen Fledermäuse zu den Klängen des Walkürenritts einen Luftangriff auf einen Wagentreck, und schließlich hat auch noch Clint Eastwood einen Auftritt als Spirit of the West. Dazu kommen eine weibliche Echse, die stets zu inopportunen Augenblicken in einen Schockzustand fällt, ein daueralkoholisierter Hase mit nur einem Ohr, eine zierliche Wüstenmaus und eine Klapperschlange, die anstelle von Rasseln eine Schnellfeuerwaffe trägt. Und doch sind allesamt nur Kulisse und Wortgeber für Johnny Depp, der losgelöst von den Limitationen des eigenen Körpers eine Darstellung gibt, wie sie gebührender nicht sein könnte für den Mann, der das Rebellentum in Hollywood zur Kunstform erhoben hat nd nun Kunst und Kommerz im Animationsfilm vermählt. ts.
Originaltitel: Rango Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Französisch DD 5.1/Italienisch DD 5.1/Türkisch DD 5.1/Niederländisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Englisch/Französisch/Italienisch/Türkisch/Flämisch/Niederländisch Regie: Gore Verbinski Produktion: John B. Carls Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:2,40/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 107 min.
Kritik: Die Wüste lebt in dem ersten Film von Gore Verbinski seit “Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt”. Der wunderbar witzige, visuell herausragende CGI-Animationsfilm über ein Chamäleon mit Identitätsproblem zitiert sich schräg durch die Historie des Westerns (Ford, Leone, Peckinpah), bezieht seine Prämisse aus “Chinatown”, verneigt sich vor “Fear and Loathing in Las Vegas” und lässt schließlich auch noch Clint Eastwood auftreten. Ein herrlicher Spaß mit einem (im Original) bestaufgelegten Johnny Depp als Stimme des Titelhelden.
Filmpreise: Name: British Academy Awards Jahr: 2012 Kategorie: Bester Animationsfilm
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