Mit seiner Hauptrolle als hart entschlossener, aber menschlicher Privatdetektiv eröffnet sich Liam Neeson ein neues potenzielles Actionfranchise. Bereits siebzehnmal schickte Lawrence Block seinen Romanhelden Matt Scudder auf gefährliche Missionen, die in menschliche Abgründe führten. Nachdem die filmische Einführung der in “8 Millionen Wege zu sterben” (1986) von Jeff Bridges verkörperten Figur fast unbeachtet blieb, wirkt sie für Liam Neeson maßgeschneidert. Doch wie schon Tom Cruise als “Jack Reacher” erfahren musste, sind qualitativ überzeugende Entrees kein Garant für populäre Filmreihen. Drehbuchautor Scott Frank steht für niveauvolle Adaptionen (“Minority Report”) und Originalstoffe (“Das Wunderkind Tate”). Seine zweite Regiearbeit lebt wie schon die erste (“Die Regeln der Gewalt”) vom Fokus auf den Figuren. Um diese herum entwickelt sich ein dramatischer Sog, der ungeachtet eines schon häufig erzählten Plots für Spannung sorgt. “Endstation Friedhof” heißt der zehnte, jetzt von Scott adaptierte Scudder-Roman. Genau dorthin schickt der Protagonist bereits im Prolog der Verfilmung zwei Gangster, die einen Kneipenwirt erschossen. 1999, acht Jahre nach diesem Vorfall und einem Geheimnis, das im Laufe der Story enthüllt wird, ist Scudder kein Cop mehr, aber genau diesen Zeitraum trocken. Als ihn ein Ex-Soldat, den er bei den Anonymen Alkoholikern kennenlernte, um Hilfe im Entführungsfall einer jungen Frau bittet, sagt Scudder diese erst nach Zögern zu. Denn der Mann des Opfers ist Drogendealer und damit ein Affront gegen seinen moralischen Kodex – wie andere Figuren auch, die seine Wege kreuzen und schließlich mit ihm auf einer Seite stehen. Menschlich gezeigte Kriminelle sind ein Markenzeichen von Blocks Romanen und tolerierbar, verglichen mit den Antagonisten, die Scudder bekämpfen muss. In diesem Fall zwei Soziopathen, die mit Genuss quälen und töten. Hart, doch ohne Gewaltexzesse im Bild und befreit vom Actionzwang anderer Thriller, erzählt “Ruhet in Frieden” spannend und mit überraschenden Wendungen von Killern, gescheiterten Existenzen und solchen, die sich rehabilitieren können. Dazu gehört auch Scudder, eine Franchise-taugliche Figur, die mit einem smarten, obdachlosen Streetkid eine schöne, unaufdringliche Vater-Sohn-Dynamik entwickelt. Ein Anker von Hoffnung, Humor und menschlicher Wärme bei diesem Abstieg in die Hölle. kob.
Originaltitel: A Walk Among the Tombstones Sprache: Deutsch dts HD 5.1/Englisch dts HD 5.1 Untertitel: Deutsch/Engl. f. Hörg. Regie: Scott Frank
Darsteller: Liam Neeson (Matt Scudder), Dan Stevens (Kenny Kristo), Boyd Holbrook (Peter Kristo), Brian Astro Bradley (TJ), Ólafur Darri Ólafsson (James Loogan), David Harbour (Ray), Adam David Thompson (Albert), Maurice Compte (Danny Ortiz), Laura Birn (Leila Alvarez), Razane Jammal (Carrie Kristo), Marielle Heller (Marie Gotteskind)
Produktion: Tobin Armbrust Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2014 Bildformate: 1:2,35/1080p Mehrkanalton: dts HD 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 115 min.
Kritik: 17 Romane mit Lawrence Blocks Privatermittler Matt Scudder wurden bisher veröffentlicht. Den zehnten adaptiert und inszeniert der renommierte Drehbuchautor Scott Frank (“Minority Report”) mit dem für ihn typischen Fokus auf Figuren und durchdachte Plotentwicklung. Hart, aber ohne exzessive Gewaltdarstellung erzählt Frank eine Geschichte mit vertrauten Genrezügen, die bis zum Ende hin einige Wendungen, viel Spannung und einen Franchise-tauglichen, von Liam Neeson perfekt verkörperten Protagonisten bietet.
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