Kurz nach dem Mauerfall suchen drei junge Russen in Berlin ihr Glück. Temporeiches, skurril angehauchtes Feelgood-Movie nach Wladimir Kaminers Bestseller. Nun kann man sie auch im Kino besuchen, die “Russendisko”, die einmal im Monat im Berliner Kaffee Burger steigt, einem Kult-Tanzabend mit (russischen) Hits und unter wechselndem Motto. “Wildes Tanzen in den Jahrestag der großen Oktober-Revolution” ist hier angesagt, aber auch Hauptstadtpolka oder Poetry-Slams. Kopf hinter den Veranstaltungen ist der russische Emigrant Wladimir Kaminer, ein studierter Toningenieur und Dramaturg, der 1990 von Moskau an die Spree zog und 2000 die Titel gebende Kurzgeschichtensammlung veröffentlichte, die sich inzwischen schon 1,3 Millionen Mal verkauft hat. Viel Autobiographisches und Selbsterlebtes steckt in den Texten, von Freunden und Bekannten erzählt Kaminer Abstruses und Skurriles. Um Culture-Clash geht es, um verschiedene Sichtweisen auf die moderne (Konsum-)Welt, um Liebe und Freundschaft. Der Ton ist ironisch, cool und lässig – genauso wie im Film des Erfolgsdrehbuchautors Oliver Ziegenbalg (“Friendship!”), der hier nach eigenem Skript sein Regiedebüt gibt. Die Episoden der Vorlage hat er zur durchgängigen Handlung zusammengefasst, Erzähler ist Kaminers Alterego Wladimir, der im Sommer nach dem Mauerfall mit seinen Kumpels Mischa (Friedrich Mücke) und Andrej (Christian Friedel) nach Deutschland kommt. In einem abgewohnten Ausländerheim in Marzahn landen sie zunächst, ein Umzug in eine Wohnung am Prenzlauer Berg folgt. Der schwermütige, geschäftstüchtige und ewig heimwehkranke Andrej träumt vom schnellen Geld, Frauenheld Mischa von einer Musikerkarriere. Nur Wladimir weiß nicht so recht, was er will. Da trifft er die Tänzerin Olga, die schönste Frau, die er jemals gesehen hat. Ihm, der sonst nie um Worte verlegen ist, verschlägt es die Sprache. Mit Zettelchen, die unter der Garderobentür hin und her geschoben werden, nehmen sie Kontakt auf – nur einer der zahlreichen originellen Gags. Olga, so lernt der Zuschauer via Zeichentrickeinschub, stammt von der Insel Sachalin – und die Frauen von dort gelten als besonders schwer zu erobern. Es folgt ein turbulentes Wechselbad der Gefühle. Ärger gibt’s mit der Ausländerbehörde wegen einer überschrittenen Aufenthaltsgenehmigung, mit den Vietnamesen Zoff, weil die Jungs ihnen in den Zigarettenhandel pfuschen, derweilen die Albaner hochprozentig animiert ihre geklauten Autos zum Spaß gegen Bäume fahren. Gerne identifiziert man sich mit dem sympathischen Blondschopf Matthias Schweighöfer, als Wladimir ist er die Seele des Films. Flott spult Ziegenbalg seine Story ab, wohl bewusst, dass Tempo und Timing das Herz einer jeden guten Komödie sind. Als optischer Augenfang gefällt Neuentdeckung Peri “Olga” Baumeister und Tetsuo Nagata findet unverbrauchte Metropolenbilder, die Yuriy Gurzhy mit einem schweißtreibenden Score befeuert. Ein Feelgood-Movie um drei moderne Musketiere. geh.
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