Guy Ritchies “Bube, Dame, König, Gras” war 1998 eines der mitreißendsten Regiedebüts der letzten Dekade und öffnete dem britischen Nobody auch in Hollywood alle Türen. Nachdem sich schon der König von Kalifornien, Tom Cruise, für Ritchies Erstling stark gemacht hatte, wirbt nun Brad Pitt in einer Gastrolle für den Nachfolger. Der erzählt wieder eine lakonische, erbarmungs- und atemlose Gangstergeschichte mit umfangreichem Figurenpersonal und labyrinthischem Plot und könnte gerade bei den Zuschauern auf große Resonanz stoßen, die den Erstling des Madonna-Mannes vor zwei Jahren verpassten. Und das waren – unverständlicherweise – überraschend viele. Wer Versäumtes nachholen will, den erwarten in “Snatch” erneut große und kleine Gangster, blumige Namen, die Hinterhofseite Londons, kurze, aber nicht schmerzlose Gewalt, originelle Typenkunde, einfallsreiche Szenenübergänge, viele Parteien mit einem Ziel, rastloses Tempo, ein Ich-Erzähler und ein sorgfältig ausgesuchtes Ensemble, in dem selbst Megastar Brad Pitt problemlos eingegliedert ist. Ritchies hektisches, viele Informationen und Zusammenhänge im Expressverfahren etablierendes und damit größte Aufmerksamkeit erforderndes Drehbuch beginnt in Antwerpen. Dort stiehlt Frankie Four Fingers (Benicio del Toro) im Auftrag seines amerikanischen Bosses (Dennis Farina) einen riesigen Diamanten, wird aber beim Zwischenstop in London selbst Opfer brutaler Gier. Der russische Gangster Boris lockt Frankie in eine Falle, lässt ihn verschwinden, woraufhin der Big Boss aus dem Big Apple eintrifft, um Frankie mit Hilfe der lokalen Geheimwaffe “Bullet Tooth” Tony (Vinnie Jones, wie einige andere Darsteller rekrutiert aus der Besetzung von “Bube, König, Dame, Gras”) aufzuspüren. Der zweite zentrale Plotstrang, der schließlich mit dem ersten verwoben wird, dreht sich um das Dilemma zweier unerfahrener Boxpromoter, die mit dem Branchenriesen und Gangsterboss Bricktop (gruseliger kalter Brocken: Alan Ford) ins Geschäft gekommen sind, vor dem Kampf aber ihren geschmierten Preisboxer verlieren, weil ihn ein sturer irischer Zigeuner (Brad Pitt als nuschelnder Verrückter) mit einem Schlag ausknockt. In der Konsequenz soll Pitt ihn ersetzen, hat aber eigene Vorstellungen, ob er wirklich nach Absprache zu Boden gehen soll. Wie schon im Vorgänger beweist Ritchie erstaunliche Milieusicherheit in der Vorstellung und Zeichnung glaubhafter Gangster, die hier in allen Schattierungen, von eiskalt-skrupellos bis hin zu naiv-komisch, vertreten sind. Für viele dieser Typen hält Ritchie Kurzbiographien bereit, bombardiert den Zuschauer mit Informationen, Voraus-, Rückblenden und Blitzmontagen, bis am Ende jeder Plotstrang aufgelöst und Durchschnaufen erlaubt ist. Dass der hektische Rhythmus und das stilistische Überwältigungskino nicht jedermanns Geschmack sein können, ist für die Größenordnung der kommerziellen Auswertung entscheidender als die Abstriche, die in puncto Witz und Originalität im Vergleich zum Vorgänger gemacht werden müssen. kob.
Originaltitel: Snatch – Pigs and Diamonds Sprache: Deutsch/Englisch Untertitel: Deutsch/Englisch/Türkisch/Arabisch/Bulgarisch/Dänisch/Finnisch/Griechisch/Hebräisch/Isländisch/Niederländisch/Norwegisch/Polnisch/Schwedisch/Tschechisch/Ungarisch Regie: Guy Ritchie
Darsteller: Benicio Del Toro (Frankie Four Fingers), Dennis Farina (Avi), Vinnie Jones (Bullettooth Tony), Brad Pitt (One Punch Mickey), Rade Serbedzija (Boris the Blade), Jason Statham (Turkish), Alan Ford (Brick Top), Michael Reid (Doug the Head), Robbie Gee (Vinny), Lennie James (Sol), Ewen Bremner (Mullet), Jason Flemyng (Darren), Stephen Graham (Tommy), Adam Fogerty (Gorgeous George), Sorcha Cusack (Mickeys Mutter), Andy Beckwith (Errol), Ade (Tyrone)
Produktion: Guy Ritchie Produktionsland: USA/Großbritannien Produktionsjahr: 2000 Bildformate: 1:1,85/16:9 Ton: Dolby Surround Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 99 min.
Kritik: Knapp zwei Stunden lang bleibt Durchschnaufen pure Sehnsucht, wenn Autor-Regisseur Guy Ritchie nach “Bube, Dame, König, Gras” erneut sein Kino der Sinnesattacke zelebriert, das wieder Kriminalkomödie mit Konzentrationstest verbindet. Der einzige leibhaftige Star ist Brad Pitt, der nach “Fight Club” erneut den Schläger gibt. Den Rest der Aufmerksamkeit erfordern Splitscreens, Rückblicke, Blitzmontagen und Forward-Flashes. Das Ergebnis: High-Speed-Unterhaltung im MTV-Style, für Kids cool, für Oldtimer einfach zu heavy.
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