Mit seinem emotional starken, aufwändig inszenierten WW II-Drama bringt Rachid Bouchareb erstmals die Thematik der Ausbeutung nordafrikanischer Truppen durchs französische Mutterland auf die Leinwand – seine fünf Hauptdarsteller wurden für ihre Ensembleleistung in Cannes mit dem Schauspielerpreis geehrt. Kolonialismus und Krieg scheint ein Thema zu sein, das – in Frankreich zumindest – nach Aufarbeitung schreit. In Cannes jedenfalls wurde das aufwühlende, wenn auch bisweilen klischeehafte Kriegsdrama begeistert aufgenommen. Es ist eine kluge Entscheidung des Drehbuchs von Olivier Morelle und Rachid Bouchareb (“Little Senegal”), sich eng an die Geschicke der fünf Hauptfiguren zu halten, die Gefahren des Kampfes und die Demütigungen durch zahlreiche Ungerechtigkeiten in die Gesichter dieser jungen Männer zu schreiben. Denn der französischen Armee dienten die Truppen aus Nordafrika vor allem als Kanonenfutter im Kampf – von Gleichheit und Gerechtigkeit unter französischer Flagge konnte keine Rede sein. Eindrucksvolle Bilder dafür findet Kameramann Patrick Blossier, als er die Soldaten wie winzige Insekten über ein Bergmassiv ausströmen lässt, um das erbittert gekämpft wird. 1943 hatten die meisten Nordafrikaner noch nie einen Fuß auf französischen Boden gesetzt, doch sie waren, getrieben von der Armut zu Hause, bereit, für ihr “Heimatland” im Kampf gegen die Nazis ihr Leben zu geben. Wie 130.000 ihrer Landsleute zogen Abdelkader, Said, Messaoud und Yassir (Jamel Debbouze aus “Angel-A”, Sami Nacéri, Roschdy Zem, Sami Bouajila) ins Schlachtengetümmel, das sie nach Italien, in die Provence, die Vogesen und schließlich in die finale Schlacht in einem elsässischen Dorf führt. In aussichtsloser Lage verheizt, stellen die Männer unter der Führung des Halb-Arabers Martinez (Bernard Blancan) zum letzten Mal ihre Kameradschaft unter Beweis. Nur einer wird überleben und – in einer überflüssigen Einstellung – 60 Jahre später zurückkehren, um die Gräber seiner Kameraden zu besuchen. Die Figuren verkörpern bestimmte Typen, sind aber dennoch intim gezeichnet: Der Kämpfer für Gerechtigkeit, der Romantiker, der eine Liebesgeschichte mit einer Französin erlebt, der einfältige Junge, der gute Kamerad. Die Diskriminierung begann bei der unterschiedlichen Verpflegung und hörte bei der Verweigerung von Fronturlaub oder Beförderungen nicht auf. Die hochwertigen Bilder entstanden größtenteils in Marokko. Schwarzweiße Landschaftstotalen markieren die verschiedenen Handlungsabschnitte als Inserts, der Abspann informiert über die Praktiken französischer Regierungen, die Pensionsansprüche von Ex-Soldaten nach der Entkolonialisierung einzufrieren. Zwar gelingt es dem mit einem Budget von 13 Mio. Euro ausgestatteten Film nicht immer, sämtliche Klischee-Hürden zu umschiffen. Dennoch bietet das politisch wie emotional packende Aufarbeitungs-Kino genug, um auch in Ländern ohne kolonialen Hintergrund zu beeindrucken. boe.
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